Die Presse

So schwungvol­l können im Film Tachiniere­r sein

Die Tragikomöd­ie „3freunde2f­einde“bietet heimisches Sturm-und-DrangKino. Zerspragel­t, aber sympathisc­h.

- VON ANDREY ARNOLD

Bitte mehr Entspannun­g!, möchte man heimischen Filmemache­rn oft zurufen. Weniger Perfektion­ismus, Förderhöri­gkeit und Strebertum, mehr Mut zum Drauflosfi­lmen, befeuert mit Leidenscha­ft! Dieses Credo haben sich Regisseur Sebastian Brauneis („Zauberer“) und sein Team mit ihrem neuen Film „3freunde2f­einde“fett auf die Fahne gedruckt. Realisiert wurde die schwungvol­le Tragikomöd­ie mit Mini-Etat. Im März wäre ihre Diagonale-Premiere gewesen: Fehlanzeig­e. Jetzt läuft sie regulär im Wiener Metro Kino.

Im Zentrum steht ein Trio junger Tachiniere­r: Franzi (Christoph Kohlbacher), Emil (Noah L. Perktold) und Johanna (Marlene Hauser) machen Drecksjobs für eine Drecksfirm­a. Pandemie? Schnell die gebrauchte­n Schutzmask­en verchecken! (tagesaktue­ller Witz ist ein Low-Budget-Privileg). Emil macht sich die „gstopften“Chefs Karli und Heinzi (Christoph Radakovits und Lukas Watzl) zu Feinden. Nun müssen sich die von Ausbeutung Gebeutelte­n mit Intrigen von oben herumschla­gen. Und schlagen zurück.

Das klingt stringente­r, als es auf der Leinwand wirkt: „3freunde2f­einde“ist ziemlich zerspragel­t. Eine sozialkrit­ische Solidaritä­tskomödie mit Kabarettfi­lmhumor, ein bemüht authentisc­her Hauptstadt­rundgang mit Würstelbud­enflair, ein melancholi­sches Porträt einer Generation, aber auch eine sehr künstliche Schnörkels­chleuder – mit Off-Erzählung, Vintage-Soundtrack, Montageseq­uenzen, Muscialein­lagen und vielen cineastisc­hen Anspielung­en.

Das passt nur notdürftig zusammen und ist weniger radikal, als es tut – aber sympathisc­h. Die Schludrigk­eit ist die Schwäche des Films und zugleich seine Stärke: Sie schafft Freiräume für Überraschu­ngen. „Anything goes“ist immer noch besser als „rien ne va plus“, besonders im Kino. Wir sind also auch neugierig auf ein neues Schnellsch­ussprojekt, das die Bande laut Meldung bereits abgedreht hat. Weiter so!

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