So schwungvoll können im Film Tachinierer sein
Die Tragikomödie „3freunde2feinde“bietet heimisches Sturm-und-DrangKino. Zerspragelt, aber sympathisch.
Bitte mehr Entspannung!, möchte man heimischen Filmemachern oft zurufen. Weniger Perfektionismus, Förderhörigkeit und Strebertum, mehr Mut zum Drauflosfilmen, befeuert mit Leidenschaft! Dieses Credo haben sich Regisseur Sebastian Brauneis („Zauberer“) und sein Team mit ihrem neuen Film „3freunde2feinde“fett auf die Fahne gedruckt. Realisiert wurde die schwungvolle Tragikomödie mit Mini-Etat. Im März wäre ihre Diagonale-Premiere gewesen: Fehlanzeige. Jetzt läuft sie regulär im Wiener Metro Kino.
Im Zentrum steht ein Trio junger Tachinierer: Franzi (Christoph Kohlbacher), Emil (Noah L. Perktold) und Johanna (Marlene Hauser) machen Drecksjobs für eine Drecksfirma. Pandemie? Schnell die gebrauchten Schutzmasken verchecken! (tagesaktueller Witz ist ein Low-Budget-Privileg). Emil macht sich die „gstopften“Chefs Karli und Heinzi (Christoph Radakovits und Lukas Watzl) zu Feinden. Nun müssen sich die von Ausbeutung Gebeutelten mit Intrigen von oben herumschlagen. Und schlagen zurück.
Das klingt stringenter, als es auf der Leinwand wirkt: „3freunde2feinde“ist ziemlich zerspragelt. Eine sozialkritische Solidaritätskomödie mit Kabarettfilmhumor, ein bemüht authentischer Hauptstadtrundgang mit Würstelbudenflair, ein melancholisches Porträt einer Generation, aber auch eine sehr künstliche Schnörkelschleuder – mit Off-Erzählung, Vintage-Soundtrack, Montagesequenzen, Muscialeinlagen und vielen cineastischen Anspielungen.
Das passt nur notdürftig zusammen und ist weniger radikal, als es tut – aber sympathisch. Die Schludrigkeit ist die Schwäche des Films und zugleich seine Stärke: Sie schafft Freiräume für Überraschungen. „Anything goes“ist immer noch besser als „rien ne va plus“, besonders im Kino. Wir sind also auch neugierig auf ein neues Schnellschussprojekt, das die Bande laut Meldung bereits abgedreht hat. Weiter so!