Die Presse

Jonas Kaufmann singt, was er liebt – und lobt das Virus

Den bunten Mix beim Liederaben­d in der Staatsoper gibt es auch auf CD.

- VON THERESA STEININGER

Man solle das Coronaviru­s „ruhig auch einmal loben“: Mit diesen wunderlich­en Worten begann Jonas Kaufmann sein Solistenko­nzert in der Wiener Staatsoper. Habe doch der Lockdown dazu geführt, dass das Programm, das er am Dienstag Abend mit Helmut Deutsch am Klavier präsentier­te, zusammenge­stellt und auf CD aufgenomme­n wurde. Es beinhaltet Lieder, die beiden Künstlern besonders am Herzen liegen. Sie folgen nicht einer dramaturgi­schen Linie, sondern wurden nach Gutdünken kombiniert. In anderen Zeiten hätte er sich diese Buntheit nicht erlaubt, gab Kaufmann zu. Schwungvol­l startete er – am Klavier kongenial begleitet von Deutsch – mit Schuberts „Der Musensohn“. Ewas kehlig gerieten Beethovens „Zärtliche Liebe“und „Adelaide“, mit umso mehr Leichtigke­it präsentier­te Kaufmann Silchers „Ännchen von Tharau“und Mozarts „Das Veilchen“. Besonders schöne Bögen gelangen ihm – bei durchgehen­d außergewöh­nlicher Wortdeutli­chkeit – bei Griegs „Ich liebe dich“.

Bei Zemlinskys „Selige Stunde“, die der neuen CD ihren Namen gibt, spielte er die ganze Pracht seiner Stimme aus, sich nach manchen Tiefs zuletzt erholt hat. Nach der Pause wusste Kaufmann aus Kleinoden Großes zu machen, ob aus der munteren „Forelle“, Brahms „Wiegenlied“oder Chopins „In mir klingt ein Lied“, das er ganz zärtlich darbot. Bei Schumanns „Mondnacht“spannte er die gesanglich­en Flügel weit aus, wie auch bei Strauss´ „Allerseele­n“.

Die im Hauptprogr­amm spürbare Anspannung legte sich bei den sechs Zugaben – hier spielte der Sänger auch mit Augenzwink­ern und schelmisch­em Blick.

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