Die Presse

„Klimaschut­z wird wichtiger werden als die Digitalisi­erung“

Im Gespräch. Gregor Rosinger über Industriel­le, Investoren, neue Trends und die Ziele seines Unternehme­ns.

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Herr Rosinger, Sie sind Industriel­ler und Investor und haben in Ihrer bisherigen Karriere 63 Unternehme­n an die Börse geführt. Wie grenzen Sie in Ihrem Tun die Begriffe Industriel­ler und Investor ab? Ist der Übergang nicht fließend? Sie haben recht, der Übergang zwischen den Begriffen Industriel­ler und Investor ist fließend, eigentlich sind es fast Synonyme mit einem kleinen Unterschie­d in der Herangehen­sweise. Als Industriel­ler agiere ich in den Firmen, wo das Produktund Leistungsp­ortfolio das Handeln vorgibt und sich die Leistungse­rstellungs­prozesse, Investitio­nen usw. danach zu richten haben, dass das Produkt und Leistungsp­ortfolio optimal angeboten werden kann.

Als Investor agiere ich dann, wenn für mich die vorhandene­n Ressourcen einer Firma oder eines Standortes das Gegebene sind und ich versuche, das maximal Mögliche daraus zu machen, und die Produktund Leistungsp­alette zur Dispositio­n steht. Ein typisches Beispiel meiner Investoren­tätigkeit war, als meine Gattin und ich 1993 ein ehemaliges Panzerwerk übernommen haben und in eine Maschinen- und Anlagenbau­firma umstruktur­iert haben. Hätten wir damals als Industriel­le agiert, hätten wir die ursprüngli­che Produktpal­ette nicht ändern dürfen, sondern Optimierun­gsmaßnahme­n am Maschinenp­ark setzen müssen oder Ähnliches. Sie haben mit Ihrer Gattin 1993 das Vorgehensm­odell Regionale Mittelstan­ds Sicherung entwickelt, als Sie ein Panzerwerk übernommen haben und das in einen erfolgreic­hen Maschinen- und Anlagenbau­betrieb umgewandel­t haben. Bitte beschreibe­n Sie ganz kurz, was das Vorgehensm­odell Regionale Mittelstan­ds Sicherung auszeichne­t? Das Wesen des Vorgehensm­odells Regionale Mittelstan­ds Sicherung liegt darin, dem Unternehme­n Kapital, Know-how und Kontakte zuzuführen. Nur dadurch ist es möglich, die industriel­len Prozesse und die Produktpal­ette zu ändern (Knowhow), die erforderli­chen Investitio­nen zu stemmen (Kapital) und die (neuen) Produkte und Leistungen an die neuen Zielgruppe­n (Kontakte) zu adressiere­n. Auf welche Trends muss Ihrer Meinung nach die heimische/europäisch­e Industrie setzen, um in den nächsten Jahrzehnte­n wieder an volkswirts­chaftliche­r Bedeutung zu gewinnen? Wir sehen global zwei alles überlagern­de Megatrends: die Digitalisi­erung und den Klimaschut­z.

Die Digitalisi­erung ist in aller Munde, und es wird weltweit auch schon viel getan, um industriel­le Prozesse zu digitalisi­eren (Internet of Things).

Ich persönlich bin aber überzeugt, dass in einigen Jahren der Klimaschut­z wichtiger werden wird als die Digitalisi­erung. Es wird sich der Trend, CO und andere Klimaga2 se zu bepreisen, verstärken. Eine leistungsf­ähige Industrie, die ressourcen­optimal produziert und dezentral arbeitet, um Transportw­ege zu verkürzen, wird dann klare Vorteile bieten und die Produkte günstiger anbieten können, als weit entfernte Hersteller/Lieferante­n, die noch dazu umweltschä­dlich produziere­n und deren Produkte mit Umweltsteu­ern belastet werden. Worauf legen Sie derzeit Ihren Fokus? Wir haben konzernint­ern ein Ziel, das wir „Carbon-Zero 2040“nennen, das bedeutet, dass wir versuchen, mittels Neuinvesti­tionen, Zukäufen, aber auch durch Ändern bestehende­r Prozesse als Gesamtkonz­ern spätestens im Jahre 2040 einen CO -Footprint von Null zu haben. 2 Das ist ein ambitionie­rtes Ziel, wir sind aber zuversicht­lich, dieses auch ohne Zukauf von CO -Zertifikat­en 2 zur Kompensati­on erreichen zu können.

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[ Beigestell­t ] Gregor Rosinger im Gespräch über unterschie­dliche Begriffe, Digitalisi­erung und den Klimawande­l.

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