Demonstratives Durchhalten
Expo Real Hybrid. Die Immobilienmesse in München präsentiert sich heuer coronabedingt als Mix aus physischer Präsenz und digitaler Anwesenheit. In der Branche reagiert man verhalten.
Mehr als 2000 Aussteller aus 45 Ländern, rund 46.000 Teilnehmer aus 76 Ländern, 600 Referenten: Mit diesen Zahlen wartete die Expo Real in München im Vorjahr auf. Doch heuer ist alles ganz anders: Die Ausstellungsfläche wurde auf 7000 Quadratmeter, die buchbaren Standflächen auf 109 reduziert, die Teilnehmerzahl auf 3700 Personen beschränkt. Statt der traditionellen, großen Gemeinschaftsstände müssen sich die Aussteller mit sogenannten Smart Spaces begnügen, das Netzwerken „im intimen Rahmen“findet an zwei statt an drei Tagen statt.
Schutz- und Hygienekonzept
Corona hat – nachdem bereits die Mipim in Cannes im Frühling zuerst verschoben und dann abgesagt werden musste – ein weiteres internationales Immobilien-Event nahezu pulverisiert. Dabei waren die Veranstalter schon froh, dass die Messe überhaupt stattfinden konnte: Aufgrund steigender Infektionszahlen waren zuletzt in München nämlich die Maßnahmen deutlich verschärft worden, wobei man allerdings bemüht war, dem Messe- und Kongressbusiness nicht ganz das Licht abzudrehen. Dafür müssen die Veranstalter ein ausgefeiltes Schutz- und Hygienekonzept vorweisen, das auf den Kriterien Abstandswahrung, Hygiene und Nachverfolgbarkeit aller Teilnehmer basiert. „Mit unseren Schutzmaßnahmen ist das Ansteckungsrisiko keinesfalls höher als beim Besuch eines Baumarktes oder Lebensmittelgeschäftes“, versucht Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, etwaige Bedenken zu zerstreuen. Um trotz all dieser Einschränkungen ein möglichst großes Publikum zu erreichen, hat man sich zudem für einen hybriden Ansatz entschieden: So können etwa alle wesentlichen Veranstaltungen mittels eines Digitalpasses online live mitverfolgt werden.
Trotz allem wird die Messe heuer wohl eher einen regionalen Charakter haben, da die großen internationalen Aussteller aus den USA, Frankreich oder Großbritannien fehlen. Und in Deutschland haben zwar Städte wie Hamburg, Berlin oder Düsseldorf ihre Teilnahme zugesagt, doch selbst bei den lokalen Akteuren klingt das eher nach Durchhaltewillen denn nach Begeisterung: „Anstatt die Segel zu streichen“, sagt etwa Fabian Hellbusch, Leiter Immobilien Marketing bei Union Investment, „wollen wir mit unserer Präsenz, bei gebotenem Aufwand, unseren Beitrag dazu leisten, dass der Stillstand aufgelöst wird, innovative Entscheider zusammenkommen können und für die immensen, vor uns liegenden Aufgaben neue Denkansätze entwickeln.“
Fehlen werden heuer auch die Österreicher, die die Hypo Real schon seit vielen Jahren mit den Gemeinschaftsständen „Austria“und „Europa Mitte“bespielen. „Wir haben bis zuletzt versucht, zumindest eine ,Präsenz-Box’ auf die Beine zu stellen, aber leider war das Interesse daran sehr verhalten“, berichtet Gerda Zauner, Managing Partner bei der Kommunikationsagentur pia.pink, die traditionellerweise den Austria-Stand organisiert. Bei der ÖBB-Immobilienmanagement GesmbH war die fehlende Kosten/Nutzen-Relation ausschlaggebend für die Absage: „Die Beteiligung an Messen ist mit erheblichen Kosten verbunden, die sich nur dann lohnen, wenn wir effizient Termine mit Geschäftspartnern absolvieren und Projekte einem wesentlichen Teil unserer Zielgruppe präsentieren können“, sagt Geschäftsführerin Claudia Brey. Noch deutlicher bringt Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter Immobilien und Standortmarketing beim Flughafen Wien, die allgemeine Skepsis auf den Punkt. „Solche Formate können eine normale Konferenz nicht ersetzen“, meint er. „Eine Messe lebt vom physischen Kontakt und persönlichen Austausch. Auch Emotionen oder die allgemeine
Die findet am 14. und 15. Oktober im Internationalen Congress Center München statt. Aufgrund der Covid-19-Beschränkungen sind lediglich 3700 Teilnehmer vor Ort zugelassen, gleichzeitig wurde ein strenges Hygieneund Schutzprogramm aufgelegt. Interessierte können Messe und Konferenz aber mittels Digitalpass online mitverfolgen und mit den Akteuren vor Ort interagieren. Programm und weitere Infos unter:
Stimmung, die bei der Herstellung eines Vertrauensverhältnisses und der Geschäftsanbahnung von großer Wichtigkeit sind, können digital nicht dargestellt werden.“
Mit Digitalpass zur Konferenz
In der einen oder anderen Form mitverfolgen werden die heimischen Player die Messe dann aber wohl doch. Dafür sorgt schon allein das Konferenzprogramm, das sich unter anderem mit Corona und den Folgen für den Immobilienmarkt befasst (Expo Real Forum), internationale Standorte (Investment Topics Forum) und unterschiedliche Assetklassen beleuchtet (Investment Topics Forum) oder den digitalen Wandel in der Branche unter die Lupe nimmt (Real Estate Innovation Forum). Und manch einer wird sich sicherlich auch über die aktuellsten Projekte der Aussteller im „Discussion & Networking Forum“– wenn auch nur nur online – austauschen.
In der Branche gibt man sich aber optimistisch, dass die Expo Real und andere, teilweise auf ein rein digitales Format ausgewichene Messen, wieder in der gewohnten analogen Form über die Bühne gehen können. Bis dahin heißt es, sich durchzuhangeln, meint Ferdinand Harnoncourt-Unverzagt, Head of Corporate Strategy & Communications bei der Bundesimmobiliengesellschaft BIG. „Neue internationale Kontakte knüpft man in diesem Jahr vermutlich ein paar weniger, für einen vernünftigen bilateralen Austausch finden sich aber natürlich trotzdem Wege.“