Stelldichein der Tennis-Stars
Analyse. Mit Novak Djokovi´c schlägt die Nr. 1 der Welt als Star neben Dominic Thiem in der Stadthalle auf, sieben Spieler der Top 10 sind in Wien am Start. Turnierdirektor Herwig Straka strahlt.
Wien. Herwig Straka hatte es vor zwei Wochen bei der Präsentation der Erste Bank Open durchklingen lassen: Das Tennisturnier in der Wiener Stadthalle (ab 26. Oktober) findet auf jeden Fall statt. Selbst dann, wenn ob der Coronapandemie und zu hoher Fallzahlen keine Zuschauer dabei sein werden. Neben Dominic Thiem hatte der Veranstalter auch das Gros des Starterfeldes parat, der Etat des mit 1,5 Millionen Euro dotierten ATP-500-Events war dank seiner Sponsoren längst geschnürt. Und Straka sagte, dass er eine Wildcard für einen Star aufhebe. Entweder für Rafael Nadal oder Novak Djokovic.´
Nach den French Open, die am Sonntag mit dem 13. Triumph des Spaniers zu Ende gegangen waren, wusste man auch in Wien schnell Bescheid. Nadal denkt daran, die Saison 2020 vorzeitig zu beenden. Dafür sagte die Nummer eins der Tenniswelt für Wien zu. Djokovic´ kehrt damit erstmals seit 2007 in die Stadthalle zurück.
Wiener „Hallen-Grand-Slam“
Viele Turniere mussten im finalen Viertel dieser Coronasaison die Segel streichen. Ob Chengdu, Zhuhai, Peking, Tokio, Shanghai, Stockholm, Moskau oder Basel – alle Events fallen aus. Freilich dürfte das Djokovic´ die Entscheidung leichter gemacht haben, logisch ist aber auch, dass Straka nichts unversucht gelassen hat, um den Serben nach Wien zu locken. Damit steht mit Thiem – der 27-Jährige spielt weiters in Paris-Bercy (ab 2. 11.) und beim Masters in London (ab 15. 11.) – noch ein absoluter Topstar in der Auslage.
Und diese Auflage des Tennisklassikers könnte fürwahr unvergesslich bleiben. Nicht weil maximal jeweils 1500 Zuschauer bei zwei Sessions täglich dabei sein dürfen, sondern das ganze Starterfeld beachtlich ist. Nicht weniger als sieben Spieler der aktuellen Top Ten der Weltrangliste haben genannt. Stefanos Tsitipas (GRE-5.), Daniil Medwedew (RUS-6.), Diego Schwartzman (ARG-8.), Matteo Berrettini (ITA-9.) und Andrej Rublew (RUS-10.) sind ebenfalls fix am Start. Aber auch Gael¨ Monfils (FRA-11.), Denis Shapovalov (CAN-12.), David Goffin (BEL-14.), Pablo Carren˜o Busta (ESP-15.), Fabio Fognini (ITA-16.), Karen Chatschanow (RUS-17.) oder Stan Wawrinka (SUI-18.) haben sich angesagt. Eigentlich findet dann fast schon ein „Hallen-Grand-Slam“statt. Nur fünf Spieler (Nadal, Roger Federer, Alexander Zverev, Roberto Bautista Agut, Benoˆıt Paire) der Top 27 sind nicht dabei.
Keine Linienrichter in Wien
Damit steht Wien im Rampenlicht. Und weil in Linz (ab 9. November) eines von nur noch zwei Damenturnieren heuer steigen wird, rückt Österreich in den Mittelpunkt als Tennis-Hotspot. Die Austragung dieses Events ist laut Straka „mehr als nur ein Investment“in die Zukunft dieses Turniers. Im Hinterkopf gedeihen womöglich die Aufwertung auf einen ATP-1000-Status oder der Umzug in die geplante Arena in St. Marx (ab 2026). In der Gegenwart erfüllt es alle Wünsche, trotz der Pandemie. „Trotz drohender Verluste wegen der Besucherreduktion war es immer unser Ziel, das Turnier auch heuer durchzuführen und Zuversicht in der Eventbranche zu versprühen.“
Djokovic´ hat als 20-Jähriger in Wien bereits gewonnen, 2007 besiegte er im Endspiel Wawrinka mit 6:4, 6:0. Keine neun Monate war er erstmals die Nummer eins der Welt. Diese Position hat er insgesamt bereits die 290. Woche lang inne. Damit liegt der Serbe in diesem Ranking auf Platz zwei, nur Federer saß mit 310 Wochen länger auf dem Tennisthron. Auch dieses Detail soll mitgeholfen haben, ihn nach Wien zu führen. Damit erhöht der heuer nur in Roland Garros unterlegene Djokovic´ die Wahrscheinlichkeit, Federer bald abzulösen. Die Nummer eins ist ihm bereits über den Jahreswechsel hinaus gewiss, zu Neujahr wird der Gewinner von 81 Turnieren auf der Tour (17 Grand Slams) in seiner 301. Woche an der Spitze sein. Im März 2021 könnte die Wachablöse endgültig anstehen.
Vielleicht sagte der Serbe aber auch zu, weil es keine Linienrichter in Wien geben wird. Sie wurden gestrichen, um mehr Zuschauer in die Halle zu bekommen. „Electronic Line Call“wird ihre Dienste übernehmen. Ob er sich auch mit dem elektrischen Referee anlegen wird, bleibt abzuwarten.