Welche Bezirke wechseln
Die SPÖ konnte ihre Macht stärken, manche Duelle blieben aus. Die Grünen verlieren und könnten anderswo gewinnen.
Nicht alle Bezirksvorsteher saßen vor der Wahl fest im Sattel. Zwei müssen nun wirklich ihren Platz räumen, andere haben ihre Macht noch gestärkt.
Der Umkämpfte
Spannend ist die Lage vor dem fertigen Auszählen der Wahlkarten nur noch in einem Bezirk: Der Jo
sefstadt. Hier liefern einander ÖVPBezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert und die Grünen unter Martin Fabisch ein Kopf-an-KopfRennen, das den Namen auch tatsächlich verdient: Um nur 37 Wählerstimmen lag die ÖVP Sonntagabend voran. Laut Sora-Prognose dürften aber die Grünen nach Auszählung der Briefwahlstimmen aufholen und mit 31,1% knapp vor der ÖVP (30,1%) landen – allerdings: Bei einer Schwankungsbreite von drei Prozent ist das Rennen tatsächlich noch offen.
Die Neuen
In der Leopoldstadt hat die SPÖ Revanche geübt. Denn bei der WienWahl 2015 lag die SPÖ im Bezirk noch unangefochten in Führung. Probleme mit den Wahlkarten sorgten allerdings für eine Wiederholung der Wahl. Die SPÖ hatte massive Probleme mit der Mobilisierung, die Grünen lagen plötzlich in Führung – erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ging die rote Bastion verloren. Nun liegt sie mit Alexander Nikolai wieder in der Hand der SPÖ.
Die rote Rückeroberung von
Simmering, der Arbeiterhochburg mit symbolischery Bedeutung für die SPÖ, ist ihr ebenfalls gelungen. Thomas Steinhart triumphiert mit 42,2%. Simmering war zwischen SPÖ und ÖVP immer hart umkämpft, 2015 ging g der Bezirk knapp an die FPÖ. Der erste freiheitliche Bezirksvorsteher Paul Stadler muss nach einer Legislaturperiode die Sachen packen, wenngleich er auch nun mit 27,3% das beste FPÖ-Ergebnis einfuhr.
Die Hochburgen
Der türkise Bezirksvorsteher der In
neren Stadt, Markus Figl, der 2015 nur knapp an einem Wahldebakel vorbeigeschrammt war, konnte sich mit 39,1% gegen die damals starken Roten behaupten, die 1,2 Prozentpunkte verloren. Wohl wegen des Wahlkampfaufregers „autofreie“Innenstadt. Dass sich Figl aus der Diskussion zuletzt herausnahm, dürfte ihm zugute ggekommen sein, genauso wie die SPÖ-internen Spannungen um die Ex-Bezirkschefin Mireille Ngosso.
Auch Neubau bleibt, was er seit 2001 ist: Die grüne Hochburg. Markus Reiter erzielte mit 41,2% bei seinem ersten Antreten – er übernahm 2017 von Langzeit-Bezirkschef Thomas Blimlingerg – fast doppelt so viel wie die SPÖ (21,9%) .
Im „Problembezirk“Favoriten mit hohem Arbeiter- und Migrantenanteil hat zumindest die SPÖ kein Problem. Sie fuhr mit 48,3% ihr bestes Ergebnis bei den Bezirkswahlen ein. Bezirksvorsteher Marcus Franz, erst drei Jahre im Amt, konnte sich in Wiens bevölkerungsreichstem Bezirk mit einem etwas eigenwilligen Wahlkampf – inklusive riesigem Graffiti-Selbstporträt – durchsetzen.
In Hietzing bleibt alles beim Alten und der Nobelbezirk stabil türkis. Die ÖVP holte mit 41,2% sogar ihr bestes Bezirksergebnis. Im Vergleich zu den wienweiten Zuwächsen konnte Bezirksvorsteherin Silke Kobald mit plus 1,9% aber nur gering zulegen.
Die Brigittenau ist seit jeher ein rotes Bollwerk – auch wenn der Abstand zur FPÖ in den vergangenen Wahlen zusehends geschmolzen ist. Weder die Blauen noch sonst eine Partei wurden Bezirksvorsteher Hannes Derfler diesmal gefährlich. Mit pprognostizierten 47,2% kratzt die SPÖ fast an der absoluten Mehrheit. ÖVP und die Grünen liegen weit abgeschlagen auf Platz zwei und drei.
Die Verteidiger
In einigen Bezirken blieb das erwartete Duell um Platz eins letztlich doch aus. So auch in Mariahilf, wo ein rot-grünes Kopf-an-KopfRennen erwartet worden war. SPÖ–Bezirksvorsteher Markus Rumelhart konnte Mariahilf letztlich mit 37,6% aber problemlos halten, gegenüber den Grünen mit 28,2%.
Auch in Alsergrund war ein rotgrünes Duell erwartet worden, lagen die Parteien 2015 doch nur gering auseinander. Die SPÖ-Bezirksvorsteherin Saya Ahmed, gebürtige Irakerin und erst seit 2018 im Amt, baute aber den Vorsprung der SPÖ mit 32,5% sogar noch leicht aus.
Die grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek hatte 2015 die schwarze Ära in Währing beendet – mit einem minimalen Vorsprung. Die türkise ÖVP mobilisierte heuer alle Kräfte zur Rückeroberung. Vergeblich: Nossek sitzt mit 35,2% und einem Abstand von 7,2 Prozentpunkten auf die ÖVP noch fester am Bezirkskaiser-Thron. Detail am Rande: In Währing hat die SPÖ mit 19,4% ihr schlechtestes Ergebnis.