Die Presse

Welche Bezirke wechseln

Die SPÖ konnte ihre Macht stärken, manche Duelle blieben aus. Die Grünen verlieren und könnten anderswo gewinnen.

- VON MIRJAM MARITS, TERESA WIRTH UND MARTIN STUHLPFARR­ER

Nicht alle Bezirksvor­steher saßen vor der Wahl fest im Sattel. Zwei müssen nun wirklich ihren Platz räumen, andere haben ihre Macht noch gestärkt.

Der Umkämpfte

Spannend ist die Lage vor dem fertigen Auszählen der Wahlkarten nur noch in einem Bezirk: Der Jo

sefstadt. Hier liefern einander ÖVPBezirks­vorsteheri­n Veronika Mickel-Göttfert und die Grünen unter Martin Fabisch ein Kopf-an-KopfRennen, das den Namen auch tatsächlic­h verdient: Um nur 37 Wählerstim­men lag die ÖVP Sonntagabe­nd voran. Laut Sora-Prognose dürften aber die Grünen nach Auszählung der Briefwahls­timmen aufholen und mit 31,1% knapp vor der ÖVP (30,1%) landen – allerdings: Bei einer Schwankung­sbreite von drei Prozent ist das Rennen tatsächlic­h noch offen.

Die Neuen

In der Leopoldsta­dt hat die SPÖ Revanche geübt. Denn bei der WienWahl 2015 lag die SPÖ im Bezirk noch unangefoch­ten in Führung. Probleme mit den Wahlkarten sorgten allerdings für eine Wiederholu­ng der Wahl. Die SPÖ hatte massive Probleme mit der Mobilisier­ung, die Grünen lagen plötzlich in Führung – erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ging die rote Bastion verloren. Nun liegt sie mit Alexander Nikolai wieder in der Hand der SPÖ.

Die rote Rückerober­ung von

Simmering, der Arbeiterho­chburg mit symbolisch­ery Bedeutung für die SPÖ, ist ihr ebenfalls gelungen. Thomas Steinhart triumphier­t mit 42,2%. Simmering war zwischen SPÖ und ÖVP immer hart umkämpft, 2015 ging g der Bezirk knapp an die FPÖ. Der erste freiheitli­che Bezirksvor­steher Paul Stadler muss nach einer Legislatur­periode die Sachen packen, wenngleich er auch nun mit 27,3% das beste FPÖ-Ergebnis einfuhr.

Die Hochburgen

Der türkise Bezirksvor­steher der In

neren Stadt, Markus Figl, der 2015 nur knapp an einem Wahldebake­l vorbeigesc­hrammt war, konnte sich mit 39,1% gegen die damals starken Roten behaupten, die 1,2 Prozentpun­kte verloren. Wohl wegen des Wahlkampfa­ufregers „autofreie“Innenstadt. Dass sich Figl aus der Diskussion zuletzt herausnahm, dürfte ihm zugute ggekommen sein, genauso wie die SPÖ-internen Spannungen um die Ex-Bezirksche­fin Mireille Ngosso.

Auch Neubau bleibt, was er seit 2001 ist: Die grüne Hochburg. Markus Reiter erzielte mit 41,2% bei seinem ersten Antreten – er übernahm 2017 von Langzeit-Bezirksche­f Thomas Blimlinger­g – fast doppelt so viel wie die SPÖ (21,9%) .

Im „Problembez­irk“Favoriten mit hohem Arbeiter- und Migrantena­nteil hat zumindest die SPÖ kein Problem. Sie fuhr mit 48,3% ihr bestes Ergebnis bei den Bezirkswah­len ein. Bezirksvor­steher Marcus Franz, erst drei Jahre im Amt, konnte sich in Wiens bevölkerun­gsreichste­m Bezirk mit einem etwas eigenwilli­gen Wahlkampf – inklusive riesigem Graffiti-Selbstport­rät – durchsetze­n.

In Hietzing bleibt alles beim Alten und der Nobelbezir­k stabil türkis. Die ÖVP holte mit 41,2% sogar ihr bestes Bezirkserg­ebnis. Im Vergleich zu den wienweiten Zuwächsen konnte Bezirksvor­steherin Silke Kobald mit plus 1,9% aber nur gering zulegen.

Die Brigittena­u ist seit jeher ein rotes Bollwerk – auch wenn der Abstand zur FPÖ in den vergangene­n Wahlen zusehends geschmolze­n ist. Weder die Blauen noch sonst eine Partei wurden Bezirksvor­steher Hannes Derfler diesmal gefährlich. Mit pprognosti­zierten 47,2% kratzt die SPÖ fast an der absoluten Mehrheit. ÖVP und die Grünen liegen weit abgeschlag­en auf Platz zwei und drei.

Die Verteidige­r

In einigen Bezirken blieb das erwartete Duell um Platz eins letztlich doch aus. So auch in Mariahilf, wo ein rot-grünes Kopf-an-KopfRennen erwartet worden war. SPÖ–Bezirksvor­steher Markus Rumelhart konnte Mariahilf letztlich mit 37,6% aber problemlos halten, gegenüber den Grünen mit 28,2%.

Auch in Alsergrund war ein rotgrünes Duell erwartet worden, lagen die Parteien 2015 doch nur gering auseinande­r. Die SPÖ-Bezirksvor­steherin Saya Ahmed, gebürtige Irakerin und erst seit 2018 im Amt, baute aber den Vorsprung der SPÖ mit 32,5% sogar noch leicht aus.

Die grüne Bezirksvor­steherin Silvia Nossek hatte 2015 die schwarze Ära in Währing beendet – mit einem minimalen Vorsprung. Die türkise ÖVP mobilisier­te heuer alle Kräfte zur Rückerober­ung. Vergeblich: Nossek sitzt mit 35,2% und einem Abstand von 7,2 Prozentpun­kten auf die ÖVP noch fester am Bezirkskai­ser-Thron. Detail am Rande: In Währing hat die SPÖ mit 19,4% ihr schlechtes­tes Ergebnis.

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[ APA ] Markus Rumelhart (SPÖ) bleibt Bezirksche­f im Sechsten.
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[ facebook ] Thomas Steinhart (SPÖ) eroberte Simmering zurück.
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[ Astrid Knie ] Neuer Chef in der Leopoldsta­dt: Alexander Nikolai (SPÖ).
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[ Clemens Fabry ] ÖVP-Bastion: Silke Kobald erhielt über 40% in Hietzing.
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[ Fabry ] Währing bleibt (doch) grün – und Silvia Nossek Bezirksche­fin.
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[ Clemens Fabry ] Veronika Mickel zittert um Platz eins in der Josefstadt.
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[ FOLTIN Jindrich / WB ] utliches Plus für Hannes Derfler (SPÖ) im 20..
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[ APA ] Saya Ahmad verteidigt­e den Neunten für die SPÖ.
 ?? [ APA ] ?? Türkise Hochburg: Markus Figl baute seinen Vorsprung aus.
[ APA ] Türkise Hochburg: Markus Figl baute seinen Vorsprung aus.
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[ Clemens Fabry ] Markus Reiter hielt in Neubau problemlos Platz eins.
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[ APA ] Favoriten unter Marcus bleibt rote Hochburg. Franz

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