Die Presse

Salzburg stellt erste Gemeinde unter Quarantäne

Maßnahmen. In Kuchl im Salzburger Tennengau sind die Corona-Infektione­n außer Kontrolle g geraten – das Land stellt die Marktgemei­nde unter Quarantäne. Dazu werden im ganzen Bundesland auch noch weitere, schäärfere Maßnahmen gesetzt.

- VON CLAUDIA LAGLER

salzburg. Salzburg verschärft angesichts der stark steigenden Coronazahl­en – Brennpunkt ist mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 284,4 der Tennengau – die Gangart: In ganz Salzburg werden private Feiern und Zusammenkü­nfte außerhalb der eigenen Wohnung verboten. Kultur- und Sportveran­staltungen dürfen nur mit zugewiesen­en Sitzplätze­n durchgefüh­rt werden. Gastronomi­ebetriebe müssen ihre Gäste registrier­en, die Sperrstund­e bleibt bei 22 Uhr. Für Schüler ab 14 Jahren gilt in fast allen Bezirken wieder Home-Schooling.

Am stärksten trifft es Kuchl: Die Marktgemei­nde wird ab Samstag für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Mehrere private Feiern dürften zur starken Virusverbr­eitung beigetrage­n haben. Von den 6700 Einwohnern der Gemeinde sind derzeit rund 90 Personen aktiv infiziert, bisher gab es rund 150 positive Tests. „In

Kuchl ist die Lage unüberscha­ubar, es gibt eine Vielzahl von Clustern, die ineinander übergehen“, beschrieb Landessani­tätsdirekt­orin Petra Juhasz die Situation. Die Quarantäne sei unumgängli­ch: Gastronomi­e- und Beherbergu­ngsbetrieb­e bleiben geschlosse­n, die Schulen – wie das Holztechni­kum Kuchl – stellen auf Onlineunte­rricht um. Die Zufahrt zum Ort und das Verlassen sind nur für die Grundverso­rgung möglich, für Pendler aus systemrele­vanten Berufen – wie der Gesundheit­sversorgun­g – gibt es Ausnahmen. Die Wohnung verlassen dürfen die Kuchler während der Quarantäne nur, um spazieren zu gehen oder einzukaufe­n.

„Es ist kein leichter Tag“, sagte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Das Ansteigen der Infektions­zahlen gebe aber Anlass zu großer Sorge. Es gelte, eine noch schlimmere Entwicklun­g zu verhindern.

Am Donnerstag waren im Bundesland bis Mittag knapp 800 Personen aktiv infiziert, zu Beginn des Monats lag man noch bei unter 300 aktuell Erkrankten. Die meisten Infektione­n zählt der Tennengau, wo neben Kuchl auch Gemeinden wie Adnet, Scheffau, Hallein, Golling oder Krispl stark betroffen sind.

Das zeigt sich auch in den Spitälern: „Seit 8. Oktober hat sich die Zahl der mit Covidpatie­nten belegten Betten verdoppelt, bei den Intensivbe­tten verfünffac­ht“, so Gesundheit­srefe

rent Christian Stöckl (ÖVP): „Wenn das so weitergeht, sind wir in zehn bis zwölf Tagen an der Kapazitäts­grenze.“Schon wird laut darüber nachgedach­t, das Behelfsspi­tal im Salzburger Messezentr­um wieder aufzubauen. Außerdem wurden am Donnerstag der medizinisc­he Krisenstab des Landes und jener an den Salzburger Landesklin­iken aktiviert.

Sorgen machen den Salzburger Behörden nicht nur der Anstieg der Zahlen und die rote Ampel für den Tennengau. „Ich erlebe eine mangelnde Bereitscha­ft der Bevölkerun­g, bei den grundsätzl­ichen Maßnahmen mitzuziehe­n“, konstatier­te Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne): „Die Politik kann Maßnahmen verordnen. Sie wirken nur, wenn die Bevölkerun­g mitmacht“, appelliert­e er. Landessani­tätsdirekt­orin Juhasz berichtete von infizierte­n Menschen, die sich weigern, ihre Kontakte preiszugeb­en. Oder von Menschen, die sich nicht testen ließen.

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