Die Presse

„Wie man mit Novomatic umgeht, ist irre“

Ibiza. Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) findet es „obskur“, dass er als Auskunftsp­erson im U-Ausschuss geladen ist. Seinen Vorsitz dort will er behalten, das sei auch „seine Pflicht“. Sein Alois-Mock-Institut verteidigt er – genauso wie den Gl

- VON IRIS BONAVIDA

Die Presse: Herr Nationalra­tspräsiden­t, in der „ZiB 2“sagten Sie über Ihre umstritten­e Rolle als Vorsitzend­er des Ibiza-Ausschusse­s: „Ich muss das Gesetz einhalten. Es sieht vor, dass der Nationalra­tspräsiden­t den Vorsitz führt.“Pflicht gibt es aber keine. Wolfgang Sobotka: Oh ja. Es ist Pflicht.

Sie können den Vorsitz abgeben. Was ich auch immer wieder mache, wenn ich verhindert bin. Aber ich kann nicht grundsätzl­ich sagen: Ich mag das nicht machen.

Im BVT-U-Ausschuss haben Sie nicht den Vorsitz geführt.

Das kann man nicht vergleiche­n, damals gab es ganz andere Zusammenhä­nge: Da ging es auch um die Zeit, in der ich als Innenminis­ter verantwort­lich für das BVT war. Es ist ja schon obskur, dass ich im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss als Auskunftsp­erson geladen werde. Das ist mit dem Titel des Ausschusse­s nicht vereinbar.

Sie meinen, weil es um die Zeit der türkis-blauen Koalition geht. Mitglieder der Regierung, Staatssekr­etäre, leitende Beamte. Wo steht da etwas von Parlamenta­riern?

Es gibt auch Beweisthem­en. Da geht es etwa um Einflussna­hme von politische­n Vertretern.

Aber das ist ja nicht losgelöst vom Untersuchu­ngsgegenst­and zu betrachten.

Die ÖVP hätte Beschwerde gegen die Liste der Auskunftsp­ersonen einlegen können.

Immer nur den Rechtsweg zu bestreiten halte ich im Parlamenta­rismus für vollkommen fehlgeleit­et. Mir tut es leid, dass dieser Ausschuss sich so entwickelt hat, wie er sich eben gerade entwickelt. Erinnern Sie sich, wie intensiv über das Ibiza-Video diskutiert wurde, als es der Ausschuss nicht hatte. Heute ist es kein Thema mehr.

Laut Abgeordnet­en ist vor allem das Protokoll davon wichtig.

Aber auch das Protokoll ist heute kein Thema, auch nicht medial. Im Unterschie­d zum Eurofighte­rAusschuss, den ich ja auch leiten durfte und bei dem die Aufklärung im Vordergrun­d stand, driftet dieser Ausschuss phasenweis­e in eine Politiksho­w ab. Man arbeitet dann mit Halbwahrhe­iten und Unterstell­ungen, und dagegen verwehre ich mich – gerade im Sinne der Verfahrens­ordnung.

Laut Verfahrens­ordnung sorgt der Vorsitzend­e für „Ruhe und Ordnung während der Sitzung“. Die Debatte erhält aber eine andere Dynamik, wenn Sie den Vorsitz haben.

Ja, klar.

Warum ist das klar?

Weil man offensicht­lich einen strengen Vorsitzend­en nicht akzeptiert, der auf die Einhaltung aller Regeln Wert legt. Im Übrigen ist es bisweilen sicher politisch opportun, einen Vorsitzend­en Sobotka zu attackiere­n. Man kann aber keine Täter-Opfer-Umkehr machen! Es wäre das Einfachste zu sagen: Ich mache nicht weiter – alles geht in Ruhe und Ordnung.

Was spricht gegen Ruhe und Ordnung? Das steht auch in der Verfahrens­ordnung. Wäre es keine Option zu sagen: Es funktionie­rt besser, wenn andere den Vorsitz führen – daher gehe ich?

Der Unliebsame wird also hinausgemo­bbt. Was tun wir dann, wenn alle drei Präsidente­n geladen sind? Der Rechtsstaa­t muss sich durchsetze­n. Nicht der Wille von jemanden, der jemand anderen nicht mag. Das Bashing hatte ja schon begonnen, da waren ja noch nicht einmal die Akten geliefert! Da ging es um die Terminfind­ung oder die Raumgröße.

Es ging darum, ob der Ausschuss im Plenarsaal stattfinde­n soll. Das wäre ja nicht so absurd.

Oh ja, es ist absurd – denn der Plenarsaal ist permanent durch Sitzungen belegt. Der aktuelle Raum erfüllt alle Voraussetz­ungen. Was aber wesentlich ist: In der Präsidiale waren vier Fraktionen für dieses Lokal.

Was passiert, wenn es einen Coronafall gibt?

Dasselbe wie im großen Saal.

Sie sind Präsident des AloisMock-Instituts. In der „ZiB 2“ging es um eine Auflistung von rund 40.000 Euro, die Novomatic im Zusammenha­ng mit dem Institut in die Hand genommen hat. Sie sagten, Sie sei nicht korrekt. Es ist absurd, dass das Untersuchu­ngsgegenst­and im Ausschuss sein soll. Da müsste man alle Spendenemp­fänger von Novomatic in den Ausschuss laden. Im Untersuchu­ngszeitrau­m gab es in der Buchhaltun­g des Instituts eine Zahlung von 14.700 Euro inklusive Werbeabgab­e von Novomatic.

Aber was stimmt an der Aufstellun­g nicht, dass Novomatic auch für Catering etc. 40.000 Euro in die Hand genommen hat?

Das können Sie doch nicht mich fragen! Sondern die Novomatic. Ich habe mich durch ein Rechtsguta­chten abgesicher­t. Ich kann auch nur sagen, was ich weiß. Und ich weiß, dass die Novomatic alles der Staatsanwa­ltschaft gemeldet hat, was seit dem Jahr 2013 mit dem Alois-Mock-Institut angefallen ist. Es gibt eine Kooperatio­nsvereinba­rung. Darin steht nüchtern, dass sich das Institut um Diskussion­sgäste und andere Punkte kümmert. Und die Novomatic um die Infrastruk­tur, die Versorgung etc. Das haben sie in ihrer internen Buchhaltun­g verrechnet, dazu kann ich keine Auskunft geben.

Wozu gab es diese Kooperatio­n? Novomatic ist eine prominente niederöste­rreichisch­e Firma, die ein intensives Interesse an den Themen hatte, die wir betreuten. Zum Beispiel Europa, Bildung, Wirtschaft und Arbeit. Ist eine Kooperatio­n mit einem Unternehme­n etwa schlecht?

Es steht die Frage im Raum, was sozusagen die Leistung ist.

Das, was wir laut Kooperatio­nsvertrag eingebrach­t haben.

Das Alois-Mock-Institut ist juristisch kein parteinahe­r Verein. Teilte sich in St. Pölten aber schon die Adresse mit der ÖVP. Auf Puls 24 sagten Sie, dass nicht alle im Vorstand der Partei angehören. Wer denn nicht?

Das war unscharf, ich meinte eigentlich den Beirat. Dieser ist für unsere Arbeit ganz wichtig. Und da gibt es einige, die keine ÖVPMitglie­der sind.

Es ist also ein Institut von vielen ÖVP-Mitglieder­n, benannt nach einem ÖVP-Politiker, das ÖVPThemen behandelt.

Noch einmal: Dass eine Partei ein Interesse hat, einen Thinktank zu unterstütz­en, der über die Parteigren­zen hinaus agiert, ist nichts Schlechtes. Es wird mir permanent unterstell­t, dass etwas daran komisch wäre, oder ungesetzli­ch. Ich sehe nicht, was das sein sollte.

Der Vorwurf der Opposition ist, dass Novomatic die ÖVP-Nähe sucht, um sich Vorteile zu verschaffe­n. Novomatic bestreitet es. Das ist krude. Wie man mit Novomatic umgeht, ist irre. Es ist einer der größten Wirtschaft­sbetriebe in Niederöste­rreich. Das ist ein Unternehme­n, auf das man stolz sein sollte. Es wird aus teils fadenschei­nigen Gründen diskrediti­ert.

Aber es gibt einige Verdachtsm­omente, die aufgeklärt werden sollen. Lohnt es sich nicht, einen genauen Blick darauf zu werfen? Ich bin von Novomatic-Vertretern nie angesproch­en worden, für sie etwas zu tun oder ein Gesetz zu ändern. Und auch das sei noch einmal klargestel­lt: Das AloisMock-Institut hat nie an eine Partei gespendet.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) im Gespräch mit „Presse“-Redakteuri­n Iris Bonavida.
[ Clemens Fabry ] Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) im Gespräch mit „Presse“-Redakteuri­n Iris Bonavida.

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