ZUR PERSON:
Biografie. Robert Pfaller (* 1962 in Wien) ist österreichischer Professor für Philosophie.
A Pfaller lehrte zunächst als Professor für Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz sowie an der Technischen Universität Wien.
A Von 2009 bis zum Oktober 2014 war er Professor für Philosophie an der Universität für angewandte Kunst Wien.
A Anschließend ging er zurück an die inzwischen umbenannte Kunstuniversität Linz.
A Internationale Beachtung fand Pfaller durch seine Studien über Interpassivität (2000). Interpassivität bezeichnet die Praxis, eigene Handlungen und Empfindungen an äußere Objekte, also Menschen oder Dinge zu delegieren. Die Theorie der Interpassivität bezieht sich hauptsächlich auf den Bereich der Lustempfindungen, weshalb Interpassivität auch als „delegiertes Genießen“bezeichnet werden kann. Ein geläufiges Beispiel hierfür aus dem Alltag ist das von Slavoj Ziˇˇzek analysierte Konservengelächter („canned laughter“) in Sitcoms, das an unserer Stelle lacht. Wir fühlen uns so befreit, als wäre das Lachen unser eigenes gewesen.
A Die heutige neoliberale Kultur sieht Pfaller – auf Seiten der Massen – von Lustvermeidung und Askese geprägt. Aus Verzicht auf Lust werde die Lust auf Verzicht. Diesen bereits auf Max Weber zurückgehenden Gedanken greift Pfaller vor allem in der Umarbeitung von Gilles Deleuze und Felix´ Guattari auf. Sie schrieben: „So bleibt die grundlegende Frage der politischen Philosophie immer noch jene, die Spinoza zu stellen wusste: Warum kämpfen die Menschen für ihre Knechtschaft, als ginge es um ihr Heil? Was veranlasst einen zu schreien: ,Noch mehr Steuern! Noch weniger Brot!‘“Und, so ließe sich ergänzen, warum schreien sie nicht mit den Worten Wladimir Majakowskis: „Her mit dem schönen Leben“?
A 2013 gehörte Pfaller sowohl zu den Erstunterstützern der österreichischen Initiative „Mein Veto! – Bürger gegen Bevormundung“als auch zu den Gründern der europäischen Initiative „Adults for Adults. Citizens against Patronizing Politics.“
Bibliografie. Eine chronologische Auswahl. A Interpassivität. Studien über delegiertes Genießen. 2000, Springer
A Die Illusionen der anderen – Über das Lustprinzip in der Kultur, 2002, Suhrkamp
A Schluss mit der Komödie! Zur schleichenden Vorherrschaft des Tragischen in unserer Kultur, 2005, Sonderzahl
A Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft, 2008, Fischer Taschenbuch
A Ästhetik der Interpassivität, 2009, Philo Fine Arts
A Hätten Sie mal Feuer? 2012, Löcker Verlag A Wofür es sich zu leben lohnt. Elemente materialistischer Philosophie, 2011, S. Fischer
A Zweite Welten. Und andere Lebenselixiere, 2012, S. Fischer
A Kurze Sätze über gutes Leben, 2015, Fischer Taschenbuch
A Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur, 2017, Fischer Taschenbuch
A Die blitzenden Waffen. Über die Macht der Form, 2020, S. Fischer: Das jüngste Werk ist ein Beitrag zur Debatte über Wesen und Form, Essenz und Oberfläche, Argument und Rhetorik.