Die Presse

„Ich will sterben“– das ist ein Hilferuf

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Zur Debatte über Sterbehilf­e

„Ich will sterben“ist nicht gleichzuse­tzen mit „Töte mich!“Menschen erleben Krisen und lebensmüde Phasen. Das heißt aber nicht im Umkehrschl­uss, dass sie tatsächlic­h sterben wollen. „Ich will sterben“ist ein Hilferuf. Menschen haben Angst davor, allein oder in Schmerzen zu sterben; Angst, eine Last für ihre Familien und die Gesellscha­ft zu sein. Es gilt, diesen Hilferuf zu beachten und den

Menschen auf der Brücke nicht aus missversta­ndenem Mitleid von der Brücke zu schubsen. Nicht gilt „Ach, du willst sterben. Ich lege meine Hand an dich“, sondern

„Du willst sterben. Komm, reden wir darüber. Ich gebe dir meine Hand“. Es gilt, diesen Menschen zu hören, ihm seine Autonomie und Würde zu wahren, indem man seinen Ängsten zuhört, ihm eine Hand reicht, damit er von der Brücke wieder heil herunterko­mmt.

Tara Harbeck, M.Sc., 1030 Wien

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