Die Presse

Fluch der Gaddafi-Millionen

Frankreich. Ex-Präsident Sarkozy wird der „Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g“beschuldig­t. Er soll Wahlhilfe aus Libyen erhalten haben.

- Von unserem Korrespond­enten RUDOLF BALMER

Paris. Die französisc­he Justiz hat am Freitag gegen den früheren Staatschef Nicolas Sarkozy ein zusätzlich­es Ermittlung­sverfahren wegen „Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g“eingeleite­t. Der Ex-Präsident war zuvor erneut rund 40 Stunden von der Finanzbrig­ade der Staatsanwa­ltschaft zum Verdacht einer Finanzieru­ng seiner Wahlkampag­ne von 2007 durch den ehemaligen libyschen Machthaber Gaddafi befragt worden.

In diesem Dossier wird seit 2018 Sarkozy bereits offiziell der „passiven Bestechung und Unterschla­gung öffentlich­er Mittel“und „illegalen Wahlfinanz­ierung“beschuldig­t. Dass nun die Justiz davon ausgeht, dass es sich quasi um eine „bandenmäßi­ge“Organisati­on von Finanzdeli­kten handelt, ist schwerwieg­end. Der Betroffene selbst reagierte empört und versichert­e, mit diesem öffentlich angekündig­ten Entscheid der Staatsanwa­ltschaft werde seine „Unschuld mit Füßen getreten“, er sei ein „Opfer eines Komplotts“, habe aber die Gewissheit, dass am Ende „die Wahrheit“triumphier­en werde. Sarkozy, der sich in einem anderen Fall wegen Bestechung eines Richters demnächst vor Gericht verantwort­en muss, war zuletzt unterwegs, um für seine weiterhin zahlreiche­n Fans in Buchhandlu­ngen den zweiten Band seiner Memoiren zu signieren.

Sarkozy hatte ab 2005 noch als amtierende­r Innenminis­ter Kontakte zum libyschen Diktator geknüpft und mehrere Vermittler diskret nach Tripolis geschickt. Dabei sei, wie das Online-Magazin Mediapart enthüllte, eine Unterstütz­ung der Präsidents­chaftskamp­agne von 2007 in der Höhe von angeblich 50 Millionen Euro besiegelt worden. Mediapart publiziert­e dazu schriftlic­he Dokumente und belastende Aussagen von ehemaligen Vertrauten des libyschen Herrschers, die indes von Sarkozys Anwälten als völlig unglaubwür­dig dementiert werden.

Nach seiner Wahl empfing Sarkozy den kapriziöse­n Ehrengast Gaddafi in Paris. Die Freundscha­ft hielt aber nicht lang: 2011, noch vor dem Ende seiner Präsidents­chaft (2012), drängte Sarkozy seine Nato-Partner zu einem Machtwechs­el in Tripolis und zu einem Militärein­satz zur Unterstütz­ung der Revolution. Gaddafi wurde getötet.

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