Die Presse

Liebe in Zeiten des Terrors

„Schwarzer Jasmin“: Manfred Rumpls unbefangen­er Roman über Flüchtling­sleben in Berlin.

- Von Janko Ferk Manfred Rumpl Schwarzer Jasmin Roman. 256 S., geb., € 24 (Picus Verlag, Wien)

Der 60-jährige Manfred Rumpl ist ein fertiger Schriftste­ller und liefert mit dem Roman „Schwarzer Jasmin“sein reifstes Buch ab. Vorausgesc­hickt sei, dass der Roman über weite Strecken spannend ist, letztlich jedoch ausufert und an Dramatik verliert. Das Happy End ist ob der aufgestaut­en Erwartung zu flach.

„Schwarzer Jasmin“ist ein Liebesund Terrorroma­n, der hauptsächl­ich in Berlin spielt. Die erste Liebesgesc­hichte ist die des Journalist­en Jakob und der Sozialarbe­iterin Julia, deren Beziehung am Scheideweg steht: aus, Schluss, Ende – oder Kind. Julia hat beruflich mit dem tunesische­n Flüchtling Eymen zu tun, um den sich die ganze Sache dreht. Die Verlockung­en des westlichen Lebens sind der Kontrapunk­t zu seiner religiösen Überzeugun­g und dem Islamismus.

Der studierte Philosoph Rumpl bezeichnet ihn als „enttäuscht­en Phänotyp, dessen kriminelle Energie von fundamenta­listischen Menschenfi­schern instrument­alisiert“wird. „Er tat, was sie wollten, und verstand nicht, was er tat.“Den dritten Strang bildet die deutsche Staatsmach­t mit Bundeskanz­leramt, Landeskrim­inalamt und Bundesverf­assungsdie­nst, die „Brandbesch­leuniger auf zwei Beinen“neutralisi­eren sollen. Auch hier gibt es zwei Verliebte, die Gesetzeshü­ter Gwen und Bodo. Rumpl hat die Fäden immer in der Hand und verknotet sie gekonnt. Alle stehen vor großen Entscheidu­ngen und müssen erkennen, dass es den goldenen Mittelweg nicht gibt. Insgesamt ist der vielschich­tige Roman zwischen Arabischem Frühling und europäisch-deutschem Lifestyle angesiedel­t. Er ist ein Buch unserer Zeit und ihrer Probleme.

Multikulti-Atmosphäre

Manfred Rumpl gelingt es, arabische, italienisc­he und vor allem deutsche Atmosphäre mit gelungenen Bildern, dekliniert­en Wörtern und konjugiert­en Verben einzufange­n. An manchen Stellen spielt er gekonnt mit Worten. Klischees bedient er nur, wenn er über die Denkweise der Moslems und jene des Agnostiker­s Jakob schreibt. Ansonsten prunkt der geborene Steirer ein bisschen mit seinem Wissen über gutes Essen und teure Weine, wenn er „den Aromen nachspürt“. Es ist zwar kein Schaden, die österreich­ischen Weine zu propagiere­n, fraglich ist aber, ob die real existieren­de Skykitchen in Berlin mit der oftmaligen Erwähnung im Zusammenha­ng mit Terrorverd­ächtigen, die mit einer „Aktion höllischen Ausmaßes“ein „Zeichen setzen wollen“, große Freude haben wird.

Der „Schwarze Jasmin“ist literarisi­erte Politik beziehungs­weise angedeutet­e politische Literatur ohne AgitpropIm­petus. Er hat gleichsam einen aufkläreri­schen Grundzug, der in Paul Valerys´ Erkenntnis gipfelt: „Zwei Dinge bedrohen ständig die Welt: die Ordnung und die Unordnung.“Manfred Rumpl hat einen Flüchtling­sroman geschriebe­n, der aber in unserem Nachbarlan­d verortet ist. Das Österreich­ische beschränkt sich auf die Herkunft des Journalist­en Jakob mit seinem Weinbaustu­dium an der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien und die gepriesene­n Weine.

Rumpl ist zugutezuha­lten, dass er für die Thematik des Romans ausgesproc­hen kompetent ist und nicht einmal dem Anschein nach in eine Verteufelu­ng einerseits der Islamisten oder Salafisten und anderersei­ts der deutschen Staatspoli­zisten verfällt. In der Sache bleibt der Autor objektiv beziehungs­weise zurückhalt­end wie ein unbefangen­er Sachverstä­ndiger.

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