Liebe in Zeiten des Terrors
„Schwarzer Jasmin“: Manfred Rumpls unbefangener Roman über Flüchtlingsleben in Berlin.
Der 60-jährige Manfred Rumpl ist ein fertiger Schriftsteller und liefert mit dem Roman „Schwarzer Jasmin“sein reifstes Buch ab. Vorausgeschickt sei, dass der Roman über weite Strecken spannend ist, letztlich jedoch ausufert und an Dramatik verliert. Das Happy End ist ob der aufgestauten Erwartung zu flach.
„Schwarzer Jasmin“ist ein Liebesund Terrorroman, der hauptsächlich in Berlin spielt. Die erste Liebesgeschichte ist die des Journalisten Jakob und der Sozialarbeiterin Julia, deren Beziehung am Scheideweg steht: aus, Schluss, Ende – oder Kind. Julia hat beruflich mit dem tunesischen Flüchtling Eymen zu tun, um den sich die ganze Sache dreht. Die Verlockungen des westlichen Lebens sind der Kontrapunkt zu seiner religiösen Überzeugung und dem Islamismus.
Der studierte Philosoph Rumpl bezeichnet ihn als „enttäuschten Phänotyp, dessen kriminelle Energie von fundamentalistischen Menschenfischern instrumentalisiert“wird. „Er tat, was sie wollten, und verstand nicht, was er tat.“Den dritten Strang bildet die deutsche Staatsmacht mit Bundeskanzleramt, Landeskriminalamt und Bundesverfassungsdienst, die „Brandbeschleuniger auf zwei Beinen“neutralisieren sollen. Auch hier gibt es zwei Verliebte, die Gesetzeshüter Gwen und Bodo. Rumpl hat die Fäden immer in der Hand und verknotet sie gekonnt. Alle stehen vor großen Entscheidungen und müssen erkennen, dass es den goldenen Mittelweg nicht gibt. Insgesamt ist der vielschichtige Roman zwischen Arabischem Frühling und europäisch-deutschem Lifestyle angesiedelt. Er ist ein Buch unserer Zeit und ihrer Probleme.
Multikulti-Atmosphäre
Manfred Rumpl gelingt es, arabische, italienische und vor allem deutsche Atmosphäre mit gelungenen Bildern, deklinierten Wörtern und konjugierten Verben einzufangen. An manchen Stellen spielt er gekonnt mit Worten. Klischees bedient er nur, wenn er über die Denkweise der Moslems und jene des Agnostikers Jakob schreibt. Ansonsten prunkt der geborene Steirer ein bisschen mit seinem Wissen über gutes Essen und teure Weine, wenn er „den Aromen nachspürt“. Es ist zwar kein Schaden, die österreichischen Weine zu propagieren, fraglich ist aber, ob die real existierende Skykitchen in Berlin mit der oftmaligen Erwähnung im Zusammenhang mit Terrorverdächtigen, die mit einer „Aktion höllischen Ausmaßes“ein „Zeichen setzen wollen“, große Freude haben wird.
Der „Schwarze Jasmin“ist literarisierte Politik beziehungsweise angedeutete politische Literatur ohne AgitpropImpetus. Er hat gleichsam einen aufklärerischen Grundzug, der in Paul Valerys´ Erkenntnis gipfelt: „Zwei Dinge bedrohen ständig die Welt: die Ordnung und die Unordnung.“Manfred Rumpl hat einen Flüchtlingsroman geschrieben, der aber in unserem Nachbarland verortet ist. Das Österreichische beschränkt sich auf die Herkunft des Journalisten Jakob mit seinem Weinbaustudium an der Universität für Bodenkultur in Wien und die gepriesenen Weine.
Rumpl ist zugutezuhalten, dass er für die Thematik des Romans ausgesprochen kompetent ist und nicht einmal dem Anschein nach in eine Verteufelung einerseits der Islamisten oder Salafisten und andererseits der deutschen Staatspolizisten verfällt. In der Sache bleibt der Autor objektiv beziehungsweise zurückhaltend wie ein unbefangener Sachverständiger.