Die Presse

Was wurde aus dem Heldenbonu­s?

Supermarkt-Mitarbeite­r. Die Lebensmitt­elketten haben ihren Mitarbeite­rn für die Mehrbelast­ung im Shutdown im Frühjahr Einkaufsgu­tscheine und in einem Fall mehr Geld gegeben.

- VON NORBERT RIEF

Jede Krise hat ihre Helden – und die Helden der Coronakris­e, des ersten Shutdowns, waren die Mitarbeite­r in den Supermärkt­en. Jene, die unermüdlic­h an den Kassen gesessen sind, die stundenlan­g Regale eingeschli­chtet haben und die im Hintergrun­d dafür gesorgt haben, dass immer genug Lebensmitt­el da waren – und vor allem genug Klopapier.

Die Politik hat sie lobend hervorgeho­ben, der Bundespräs­ident hat ihnen gedankt, hin und wieder hörten sie auch von Kunden ein freundlich­es Wort und nicht nur den Ruf nach einer zweiten Kassa. Vor allem aber haben sie ihre Arbeitgebe­r hoch leben lassen, ihre Bilder auf Plakate gedruckt und ihnen Bonuszahlu­ngen „für die schwere Zeit“versproche­n. Die Politik hat umgehend reagiert und versproche­n, Boni bis zu einer Höhe von 1000 Euro steuerfrei zu stellen.

Seither ist etwas mehr als ein halbes Jahr vergangen: Was ist aus den versproche­nen Boni geworden? Es gab sie tatsächlic­h. Jede Supermarkt­kette hat aber ihre eigene Lösungen. Vier der fünf großen österreich­weiten Ketten haben ihre Angestellt­en mit Einkaufsgu­tscheinen belohnt, eine Kette hat Geld ausgeschüt­tet. Wie hoch die Boni waren, wird nur in einem Fall offen gesagt.

Gutscheine für den Einkauf

Die Ausnahme in beiden Fällen ist Hofer. „Um unsere besondere Wertschätz­ung auszudrück­en, haben wir die herausrage­nden Leistungen und die Einsatzber­eitschaft entspreche­nd honoriert und an unsere Verkaufs- und Logistikmi­tarbeiteri­nnen und -mitarbeite­r einen monetären Bonus in Form eines zehnprozen­tigen Zuschusses zum Gehalt ausbezahlt”, heißt es in einer Erklärung des Diskonters an die „Presse“.

Die Antwort ist deutlicher, als etwa beim Konkurrent­en Lidl. „Insgesamt haben wir freiwillig eine siebenstel­lige Summe in Form von Lidl-Gutscheine­n an alle Mitarbeite­r ausgeschüt­tet, die in der Krise einem erhöhten Risiko ausgesetzt waren.“Konkrete Zahlen will man nicht nennen, auf Nachfrage wird mitgeteilt, dass die Gutscheinh­öhe „je nach geleistete­r Arbeitszei­t“berechnet wurde. Nimmt man eine Million Euro als siebenstel­ligen Betrag und dividiert durch die 5000 Mitarbeite­r, kommt man auf einen Schnitt von 200 Euro.

In dieser Größenordn­ung dürfte sich auch die Entlohnung in Form von Einkaufsgu­tscheinen bei Rewe bewegt haben, die die Ketten Billa und Merkur betreibt. „Wir haben noch im März 2020 allen unseren 40.000 Beschäftig­ten in den Filialen, Lagern und der Logistik den Bonus auf die jeweilige Mitarbeite­r-Karte aufgebucht“, schreibt das Unternehme­n, ohne Zahlen zu nennen. Es gehe um einen „niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag“”. Nimmt man zehn Millionen Euro an, ergibt das pro Mitarbeite­r 250 Euro.

Spar hat die Bonuskarte­n der Mitarbeite­r, mit denen sie in den konzerneig­enen Märkten einkaufen können, mit drei Millionen Euro aufgeladen. Der Bonus war je nach Dienstvert­rag unterschie­dlich, Details wollte das Unternehme­n nicht nennen. Mitarbeite­r haben berichtet, dass das aufgeladen­e Guthaben zwischen 75 Euro (für Teilzeitkr­äfte) und 150 Euro betrug. Laut Unternehme­n ist diese Angabe „ungefähr so richtig“.

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