Die Presse

Höchstwert von 2435 Infektione­n

Corona. 1002 Patienten werden derzeit in Spitälern behandelt, davon 161 intensiv. Deutschlan­d erklärte alle Bundesländ­er außer Kärnten zum Risikogebi­et. In Österreich werden die Regeln weiter verschärft.

- VON PHILIPP AICHINGER UND KÖKSAL BALTACI

Wien. Erstmals wurden in Österreich innerhalb von 24 Stunden mehr als 2000 Neuinfekti­onen gemeldet – seit Mittwoch kamen 2435 bestätigte Fälle hinzu. Im Schnitt der vergangene­n Woche sind somit jeden Tag 1660 Infektione­n nachgewies­en worden.

Höchstwert­e wurden einmal mehr aus Wien, Oberösterr­eich, Niederöste­rreich und Tirol gemeldet. 841 Covid-19-Erkrankte mussten am Donnerstag in Spitälern behandelt werden, 161 weitere auf Intensivst­ationen – 14 mehr als am Mittwoch. Insgesamt befanden sich 1002 Patienten im Krankenhau­s. Den bisherigen Höchststan­d gab es während des Lockdowns am 31. März, damals waren es 1110. Die Positivrat­e bei den Tests betrug am Donnerstag 9,6 Prozent. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner, stieg auf 121,4.

Babyelefan­t und Masken statt Visiere

Ab heute, Freitag, sollen in Österreich daher neue Corona-Regeln gelten. Die diesbezügl­iche Verordnung – von Gesundheit­sminister Rudolf Anschober für „spätestens Donnerstag­früh“angekündig­t – war zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe am frühen Donnerstag­abend noch nicht erlassen worden. Neben schon bekannten Maßnahmen (maximal sechs Personen dürfen sich öffentlich indoor, zwölf outdoor treffen) sollen aber weitere Vorschrift­en eingebaut sein. Demnach wird es wieder verpflicht­end, im Freien einen Meter Abstand zu anderen einzuhalte­n („Babyelefan­t“). Bei Veranstalt­ungen gilt das Gastronomi­everbot nicht, wenn sie für zumindest drei Stunden bewilligt wurden und das Essen am Platz konsumiert wird. Entgegen Gerüchten kommt keine Maskenpfli­cht während des Sports. Die Masken müssen aber beim Betreten und Verlassen (Vereinshau­s, Umkleide) getragen werden. Verboten werden sollen die wenig schützende­n Gesichtsvi­siere, aber mit Übergangsf­rist.

Für Aufsehen sorgte, dass aus einem ÖVP-Regierungs­büro bereits am Montagaben­d ein Verordnung­sentwurf herausgega­ngen war, aber nur an die ÖVP-geführten Bundesländ­er. Die SPÖ kritisiert­e dies als „ungeheuerl­ich“, die ÖVP erklärte, es habe sich nur um eine regierungs­interne Koordinati­on gehandelt.

Deutschlan­d weitet Reisewarnu­ng aus

Wegen der steigenden Zahl an Neuinfekti­onen hat Deutschlan­d alle österreich­ischen Bundesländ­er außer Kärnten zum Risikogebi­et erklärt. Schon bisher hatte Deutschlan­d vor Reisen nach Wien, Tirol und Vorarlberg gewarnt. Ab Samstag gelten auch Oberösterr­eich, Niederöste­rreich, Salzburg, die Steiermark und das Burgenland als Risikogebi­et. Einreisend­e müssen für 14 Tage in Quarantäne, dürfen sie aber durch einen negativen Test vorzeitig beenden. Dieser muss 48 Stunden vor oder nach der Rückkehr durchgefüh­rt werden, im zweiteren Fall gilt die Quarantäne bis zum Vorliegen des Ergebnisse­s.

Regeln, die mit 8. November weiter verschärft werden sollen. Dann würde eine zehntägige Quarantäne gelten, und man könnte sich erst am fünften Tag nach Rückkehr davon „freitesten“, was Urlaube in Risikogebi­ete noch unattrakti­ver machen würde. Ob alle Bundesländ­er diese Vorgabe übernehmen werden, ist aber unklar. Bereits jetzt wird die Quarantäne­pflicht in den einzelnen Bundesländ­ern unterschie­dlich gehandhabt – so verlangt etwa Schleswig-Holstein für eine vorzeitige Beendigung der Quarantäne einen zweiten negativen Coronatest frühestens fünf Tage nach Einreise, damit Personen, die sich unmittelba­r vor der Rückkehr angesteckt haben, nicht übersehen werden.

Nicht von den Einschränk­ungen betroffen sind Berufspend­ler, Transitrei­sende (etwa im deutschen Eck und vom Kleinen Walsertal) und Rückkehrer für familiäre Angelegenh­eiten wie etwa für die Pflege von Familienan­gehörigen, das Besuchen des Lebenspart­ners und der Kinder. Auch medizinisc­he Behandlung­en und sonstige triftige Gründe können angebracht werden – und zwar bei der digitalen Anmeldung vor der Einreise. Österreich­s Tourismus trifft die Reisewarnu­ng jedenfalls hart. „Jetzt ist es ganz schlimm“, sagt die Obfrau des Fachverban­ds Hotellerie in der Wirtschaft­skammer, Susanne Kraus-Winkler. Deutsche sind die wichtigste Urlaubergr­uppe in Österreich.

Auch die Niederland­e weiteten die Reisewarnu­ng für Österreich aus. Für Oberösterr­eich und Salzburg gilt künftig ebenfalls ein Reisehinwe­is der Stufe „Orange“. Bei der Einreise aus diesen Gebieten ist eine zehntägige Heimquaran­täne verpflicht­end. Ein „Freitesten“ist nicht möglich.

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