Höchstwert von 2435 Infektionen
Corona. 1002 Patienten werden derzeit in Spitälern behandelt, davon 161 intensiv. Deutschland erklärte alle Bundesländer außer Kärnten zum Risikogebiet. In Österreich werden die Regeln weiter verschärft.
Wien. Erstmals wurden in Österreich innerhalb von 24 Stunden mehr als 2000 Neuinfektionen gemeldet – seit Mittwoch kamen 2435 bestätigte Fälle hinzu. Im Schnitt der vergangenen Woche sind somit jeden Tag 1660 Infektionen nachgewiesen worden.
Höchstwerte wurden einmal mehr aus Wien, Oberösterreich, Niederösterreich und Tirol gemeldet. 841 Covid-19-Erkrankte mussten am Donnerstag in Spitälern behandelt werden, 161 weitere auf Intensivstationen – 14 mehr als am Mittwoch. Insgesamt befanden sich 1002 Patienten im Krankenhaus. Den bisherigen Höchststand gab es während des Lockdowns am 31. März, damals waren es 1110. Die Positivrate bei den Tests betrug am Donnerstag 9,6 Prozent. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, stieg auf 121,4.
Babyelefant und Masken statt Visiere
Ab heute, Freitag, sollen in Österreich daher neue Corona-Regeln gelten. Die diesbezügliche Verordnung – von Gesundheitsminister Rudolf Anschober für „spätestens Donnerstagfrüh“angekündigt – war zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe am frühen Donnerstagabend noch nicht erlassen worden. Neben schon bekannten Maßnahmen (maximal sechs Personen dürfen sich öffentlich indoor, zwölf outdoor treffen) sollen aber weitere Vorschriften eingebaut sein. Demnach wird es wieder verpflichtend, im Freien einen Meter Abstand zu anderen einzuhalten („Babyelefant“). Bei Veranstaltungen gilt das Gastronomieverbot nicht, wenn sie für zumindest drei Stunden bewilligt wurden und das Essen am Platz konsumiert wird. Entgegen Gerüchten kommt keine Maskenpflicht während des Sports. Die Masken müssen aber beim Betreten und Verlassen (Vereinshaus, Umkleide) getragen werden. Verboten werden sollen die wenig schützenden Gesichtsvisiere, aber mit Übergangsfrist.
Für Aufsehen sorgte, dass aus einem ÖVP-Regierungsbüro bereits am Montagabend ein Verordnungsentwurf herausgegangen war, aber nur an die ÖVP-geführten Bundesländer. Die SPÖ kritisierte dies als „ungeheuerlich“, die ÖVP erklärte, es habe sich nur um eine regierungsinterne Koordination gehandelt.
Deutschland weitet Reisewarnung aus
Wegen der steigenden Zahl an Neuinfektionen hat Deutschland alle österreichischen Bundesländer außer Kärnten zum Risikogebiet erklärt. Schon bisher hatte Deutschland vor Reisen nach Wien, Tirol und Vorarlberg gewarnt. Ab Samstag gelten auch Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg, die Steiermark und das Burgenland als Risikogebiet. Einreisende müssen für 14 Tage in Quarantäne, dürfen sie aber durch einen negativen Test vorzeitig beenden. Dieser muss 48 Stunden vor oder nach der Rückkehr durchgeführt werden, im zweiteren Fall gilt die Quarantäne bis zum Vorliegen des Ergebnisses.
Regeln, die mit 8. November weiter verschärft werden sollen. Dann würde eine zehntägige Quarantäne gelten, und man könnte sich erst am fünften Tag nach Rückkehr davon „freitesten“, was Urlaube in Risikogebiete noch unattraktiver machen würde. Ob alle Bundesländer diese Vorgabe übernehmen werden, ist aber unklar. Bereits jetzt wird die Quarantänepflicht in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt – so verlangt etwa Schleswig-Holstein für eine vorzeitige Beendigung der Quarantäne einen zweiten negativen Coronatest frühestens fünf Tage nach Einreise, damit Personen, die sich unmittelbar vor der Rückkehr angesteckt haben, nicht übersehen werden.
Nicht von den Einschränkungen betroffen sind Berufspendler, Transitreisende (etwa im deutschen Eck und vom Kleinen Walsertal) und Rückkehrer für familiäre Angelegenheiten wie etwa für die Pflege von Familienangehörigen, das Besuchen des Lebenspartners und der Kinder. Auch medizinische Behandlungen und sonstige triftige Gründe können angebracht werden – und zwar bei der digitalen Anmeldung vor der Einreise. Österreichs Tourismus trifft die Reisewarnung jedenfalls hart. „Jetzt ist es ganz schlimm“, sagt die Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer, Susanne Kraus-Winkler. Deutsche sind die wichtigste Urlaubergruppe in Österreich.
Auch die Niederlande weiteten die Reisewarnung für Österreich aus. Für Oberösterreich und Salzburg gilt künftig ebenfalls ein Reisehinweis der Stufe „Orange“. Bei der Einreise aus diesen Gebieten ist eine zehntägige Heimquarantäne verpflichtend. Ein „Freitesten“ist nicht möglich.