Parkpickerl neu gedacht
Initiative. Bei den Koalitionsverhandlungen geht es auch um Wiens neues Verkehrskonzept. Wie es aussehen könnte, skizziert Rudolf Schicker, Experte und Ex-Verkehrsstadtrat, der „Presse“.
Ex-Stadtrat
Schicker skizziert ein mögliches neues Verkehrskonzept für Wien.
Wien. Es wird ein zentraler Punkt in den kommenden Koalitionsverhandlungen – unabhängig davon, ob sich Bürgermeister Michael Ludwig für die Neos oder die Grünen als Juniorpartner entscheiden wird: Die Rede ist vom Wiener Verkehrskonzept der Zukunft.
Ursprünglich hatte Ludwig die grüne Verkehrsstadträtin Birgit Hebein beauftragt, ein Konzept für ganz Wien zu erstellen. Diese legte allerdings nur Pläne für eine autofreie Innenstadt vor. Als Folge der (dauernden) Reibereien will die SPÖ in Koalitionsverhandlungen nun das Verkehrsressort zurückholen. Damit rückt die Frage in den Fokus, wie das rote Verkehrskonzept der Zukunft aussehen könnte. Eine Ahnung, in welche Richtung es gehen kann, dürfte Rudolf Schicker haben.
Der Experte, SPÖ-Politiker und frühere Verkehrsstadtrat hat nun ein Konzept entwickelt, wie die Wiener Parkraumwirtschaft im digitalen Zeitalter funktionieren kann. Das Konzept wird die SPÖ mit großem Interesse begutachten. Einerseits hat sie bisher noch kein entsprechendes Parkpickerl-Konzept, andererseits braucht Ludwig eines. Auch weil im Falle von RotPink das Verkehrsressort wieder von der SPÖ geleitet wird. Im Falle von Rot-Grün dürfte das Verkehrsressort ebenso zurück an die SPÖ gehen.
WArum ein neues Konzept?
Das Parkpickerl wurde ursprünglich nur für den ersten Bezirk entworfen. Damit sollten die zahlreichen Einpendler motiviert werden, öffentlich zu ihrem Arbeitsplatz in der Inneren Stadt anzureisen. Auch sollte damit gewährleistet sein, dass Anrainer in der Nähe ihres Wohnortes einen Parkplatz bekommen können.
In der Zwischenzeit wurde das Parkpickerl nahezu auf ganz Wien ausgeweitet – inklusive zahlreicher verwirrender Regelungen. Anders formuliert: Kaum jemand kennt sich mehr aus, ein Überblick über die zahlreichen Ausnahmen ist beinahe unmöglich. So gilt in den Innenbezirken die Kurzparkzone (Montag bis Freitag) von neun bis 22 Uhr. Ausgenommen ist allerdings der Bereich der Stadthalle, wo eine Sonderzone gilt. Außerhalb des Gürtels gilt die gebührenpflichtige Kurzparkzone dagegen von neun bis 19 Uhr, man darf drei statt zwei Stunden parken. In den Innenbezirken gibt es auch noch Parkplätze, die ausschließlich für Anrainer reserviert sind.
Bis vor Kurzem konnte man sich grob an Bezirksgrenzen orientieren, die die Grenze für das eigene Parkpickerl waren. Inzwischen gibt es Überlappungszonen, und in den Einkaufsstraßen gelten wieder eigene Regelungen. Diese Liste ließe sich noch fortführen.
WohnAdresse entscheidet
„Durch die aktuell gültigen Regeln kennen sich viele nicht aus“, meint Schicker. Da gebührenpflichtige Kurzparkzonen überall gleich viel kosten, würden Autofahrer auch motiviert, gleich direkt ins Zentrum zu fahren. Das soll Schickers Konzept abstellen.
Ganz Wien soll Parkpickerlzone werden, schlägt Schicker vor. Mit diesem (kostenpflichtigen) Pickerl soll man ohne zusätzliche Kosten, rund um die Uhr, im Umkreis von 1,5 Kilometern seiner Wohnadresse parken können. Damit wird der Verkehr innerhalb von (großen) Bezirken gebremst.
Wien-Bonus beim PArken
Außerhalb dieser 1,5 Kilometer sollen laut Schicker Parkgebühren anfallen. Wer in Wien wohnt, soll aber einen Bonus bekommen, meint der frühere Verkehrsstadtrat. Konkret sollen Wiener die Hälfte der Parkgebühren zahlen, Pendler die vollen Gebühren. Damit könnten der Pendlerverkehr gebremst werden, die Wiener Autofahrer würden aber nicht zu sehr behindert. Die Parkdauer soll dabei immer zwei Stunden betragen. Auch soll die Sonderregelung für die Einkaufsstraßen fallen. Abgerechnet wird nicht mehr mit Parkschein, sondern nur noch über das bestehende Handyparken.
Bezirksgrenzen Auflösen
Statt wie bisher Bezirksgrenzen als Parkpickerlgrenzen zu definieren, soll es verständliche räumliche Zonen geben. Beispielsweise Ring, Gürtel usw. Wobei es eine Staffelung geben soll: je näher am Zentrum, desto höher der Tarif.
DAs TArifmodell
Der Standort des Autos ist per GPS (Handy) bekannt. Damit werden beim Aktivieren der Handy-App die Kosten für die maximale Parkdauer vorgeschlagen. Man bekommt sofort Überblick, wie teuer das Parken ist. Firmenautos sollen ebenfalls 1,5 Kilometer rund um die Firmenadresse parken dürfen – wenn sie ein Parkpickerl besitzen. Schicker: „Damit können alle Ankündigungstafeln im Stadtgebiet wegfallen. Lediglich an der Stadtgrenze muss informiert werden.“