Die Presse

Ach wie gut, dass niemand weiß . . .

Wieder einmal blieb eine CoronaVero­rdnung, an die sich aber alle sofort halten sollen, bis zuletzt geheim. Also für die meisten.

- VON PHILIPP AI CHINGER E-Mails an: philipp.aichinger@diepresse.com

Aus dem Kabinett des ÖVP-geführten Finanzmini­steriums wurde bereits am Montagaben­d der Entwurf für die neue Corona-Verordnung ausgeschic­kt. g Aber nur an Büros von ÖVP -geführten Bundesländ­ern. Die SPÖ sieht darin einen Skandal.

Nun ist es kein sehr staatstrag­endes Verhalten, den Entwurf nach Gesprächen mit allen Landeshaup­tleuten nur an die ÖVP-regierten Länder zu schicken. Anderersei­ts ist es durchaus üblich, dass die Regierungs­parteien sich gegenseiti­g Rechtstext­e „spiegeln“. Also dem Koalitions­partner ihre Meinung sagen, bevor eine Verordnung erlassen wird. Falls die ÖVP bei ihrer internen Meinungsbi­ldung über den aus dem grünen Gesundheit­sministeri­um kommenden Entwurf auch die Meinung ihrer Landeshaup­tleute berücksich­tigen möchte, wäre das per se noch nicht verwerflic­h. Der Grundsatz „Schau auf dich, schau auf mich“galt zwischen der Bundes-ÖVP und ihren Landespart­eien schon lang vor der Erfindung des Babyelefan­ten.

Ein größeres Problem ist aber, wie die Regierung Unternehme­r und Bürger im Unklaren lässt. Da gibt es neue Einschränk­ungen, die ab heute gelten. Und noch wenige Stunden davor war unklar, wie sie aussehen. Wie soll ein Veranstalt­er planen, wie sollen die Bürger wissen, wie sie sich verhalten müssen? Die Pressekonf­erenz vom Montag kann nicht Anleitung genug sein. Nicht nur, weil das Recht noch immer nicht durch Politikera­nsagen im TV gesetzt wird. Sondern auch, weil in der Verordnung wieder Dinge auftauchen sollen, von denen am Montag keine Rede war.

Wie wäre es damit, wenn die Regierung sich erst auf eine Verordnung einigt, dann Pressekonf­erenzen abhält und die Verordnung mit ein paar Tagen Vorlaufzei­t in Geltung setzt? Mit den Landespart­eien kann man sich ja davor trotzdem beraten. Und mit anderen Experten vielleicht auch noch.

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