Norbert Hofers Ordnungsruf für Herbert Kickl
Beinahe nebenbei gab der FPÖ-Chef eine Linie vor.
Nach dem tiefen Absturz bei der Wien-Wahl waren die Erwartungen hoch: Am Mittwoch kamen Freiheitliche aus ganz Österreich zusammen, um in den wichtigsten Gremien die Zukunft der Partei zu besprechen. Mehr als sieben Stunden saßen sie zusammen – und dann? Die klare Zielsetzung, der große Fahrplan fiel aus. Zumindest in der Öffentlichkeit. Kurz nahm Parteichef Norbert Hofer am Mittwoch Stellung dazu, das war’s aber auch schon.
Zwei Schlüsse lassen sich daraus ableiten: Entweder hat die Partei nach wie vor nicht realisiert, dass sie Konsequenzen ziehen muss, wenn sie wieder Erfolge feiern will. Oder sie hat eine wichtige Entscheidung getroffen, die sie lieber nicht lautstark verkünden möchte.
Wiens Parteichef, Dominik Nepp, soll bei der Gremiensitzung selbstkritisch und schonungslos gewesen sein (dass nun Ermittlungen auf ihn zukommen, ist eine andere Geschichte). Nicht nur deswegen liegt nahe, dass die FPÖ sich ihrer Situation bewusst ist. Denn wer genau hinhört, erkennt sehr wohl einen Kurswechsel: Hofer teilte beinahe nebenbei mit, dass die FPÖ seriöser, braver und „weniger verletzend“werden sollte. So will man die Bürgerlichen und Akademiker (und Akademikerinnen) ansprechen. Und irgendwann auch wieder regierungsfähig sein.
Der Parteichef und Dritte Nationalratspräsident hat damit aber auch dem lauten, schroffen Klubchef, Herbert Kickl, einen Ordnungsruf erteilt. Möglich, dass es vielleicht doch zu einer öffentlichen Debatte kommt.
Im Nationalrat lässt sich Kickl von Ordnungsrufen übrigens für gewöhnlich nicht beeindrucken.