Die Thiems haben nun eine eigene Talentschmiede
Tennis. Nach 15 Jahren in der Südstadt und einem Intermezzo in Alterlaa trainiert Dominic Thiem, 27, künftig in der neuen ATC-Akademie in Traiskirchen. Von den Infrastruktur-Vorteilen soll auch die nächste Generation profitieren.
Traiskirchen. Nicht mehr die ÖTV–Kaderschmiede in der Südstadt, sondern Traiskirchen ist ab sofort der Nabel von Tennis-Österreich. Am Donnerstag wurde die neue Akademie des Austrian Tennis Committee (ATC) 20 Kilometer südlich von Wien präsentiert, sie ist fortan für rund zehn Wochen im Jahr die sportliche Heimat von Dominic Thiem. Neben dem Weltranglistendritten finden hier auch Dennis Novak, Jurij Rodionov, Sebastian Ofner und Lucas Miedler – und damit die fünf besten Spieler des Landes – ihren Stützpunkt. Dem Projekt steht Wolfgang Thiem als Sportdirektor vor, für ihn ging mit der Umsetzung des Leistungszentrums „ein lang ersehnter Traum in Erfüllung“.
In der bereits bestehenden Halle in Traiskirchen wurden drei neue Hartplätze mit dem Belag „Rebound Ace“verlegt. Sie alle sind unterschiedlich schnell, einer davon gleicht jenem in der Wiener Stadthalle. Wolfgang Thiem: „Das ist in dieser Form einzigartig, garantiert die optimale Vorbereitung auf die unterschiedlichen Hartplatz-Turniere.“
Die neue Südstadt?
Nächstes Jahr soll noch ein zusätzlicher Hardcourt im Freien entstehen, drei Sandplätze stehen dort bereits zu Verfügung. Insgesamt tummeln sich gegenwärtig bis zu 40 Spielerinnen und Spieler sowie zwölf Trainer (darunter die Exprofis Riccardo Bellotti und Pascal Brunner) und Therapeuten auf der Anlage, die zusätzlich über einen Fitnessraum und eine kleine Players Lounge samt Kantine verfügt. Ein Massage- beziehungsweise Behandlungsraum soll noch folgen. Die Kosten von 250.000 Euro wurden von Sponsoren getragen.
Jugendliche (ab 13), die eine professionelle Karriere anstreben, sollen in Traiskirchen eine Anlaufstelle finden. Ambitionierte Kinder bis zwölf sollen weiter in Alterlaa trainieren, wo Dominic Thiem und Co. bis zuletzt nach der „Flucht“aus der Südstadt gespielt haben.
Wolfgang Thiem geht mit seinem Stützpunkt damit auch in direkte Konkurrenz zum ÖTV und der Südstadt, er sagt: „Konkurrenz belebt das Geschäft, ich will dem ÖTV nichts Schlechtes.“Thiem senior möchte, wie er sagt, „neue
Spieler entwickeln, Talente auf dem Weg nach oben unterstützen. Das ist unser klares Ziel.“
Auch das österreichische Damentennis, das seit Jahren um den internationalen Anschluss kämpft, soll in Traiskirchen einen Aufschwung erleben. Die Lettin Anastasija Sevastova, Nummer 54 der Welt, soll als Zugpferd, Sparringpartnerin und Coach fungieren.