Sie verfolgen jeden mit Hass, der nicht ihrer Meinung ist
„Islamophobie“-Ideologie ist die Grundlage für das Verbrechen von Conflans.
In einer Schule in ConflansSainte-Honorine nahe Paris bespricht ein Lehrer das Thema „Meinungsfreiheit“. Er diskutiert auch die Frage, welche Aufgabe Karikaturen dabei zukommt. Geht auch auf die Karikaturen des Propheten Mohammed in einer dänischen Zeitung vor vielen Jahren ein. Eine Schülerin findet das „islamophob“. Sie weiß zwar wohl nicht genau, was das ist, nur dass es etwas ganz Schlimmes ist, und erzählt es gehorsam ihrem Vater. Der findet das unglaublich „islamophob“und erzählt das einem (radikalen) Imam. Der weiß, wozu der Begriff „Islamophobie“gut ist und wie man ihn benutzt. Er kennt die Aktivitäten des „Collectif contre l’isalmophobie“(CCIF).
Er entfacht – nach dem Vorbild des CCIF – in den sozialen Netzwerken eine heftige Kampagne gegen den „islamophoben“Lehrer und fordert dessen Bestrafung. Rasch wird der Lehrer in den sozialen Netzwerken zum Inbegriff eines „Isalmophoben“. Ein 18-jähriger tschetschenischer Asylberechtigter (Sohn eines JihadistenUnterstützers) fühlt sich davon sehr angesprochen. Er hat (in der Moschee) gelernt, dass „Islamophobie“etwas ganz Schlimmes ist. So schlimm, dass es mit dem Tode bestraft werden muss. Und handelt. Begibt sich vor die Schule; fragt, wo der „islamophobe“Lehrer zu finden ist. Findet ihn, tötet ihn und schneidet ihm – ganz im Sinne des IS – den Kopf ab.
Ganz Frankreich ist geschockt. Jenseits des obligaten öffentlichen Aufschreis will die französische Regierung diesmal entschieden handeln. Das bedeutet: das Problem des politischen Islam der Moslembruderschaft und deren Verbündeten an der Wurzel fassen. Frankreich will die Strukturen treffen, die durch ihre jahrelange gezielte Propagandatätigkeit den Boden bereitet haben für Gewalt und Hass. Hass gegen alle, die es in der einen oder anderen Form wagen, den Islam oder den Islamismus zu kritisieren. Es sollen Vereine untersagt und radikale Imame ausgewiesen werden. Insbesondere soll das CCIF verboten werden. Diese Organisation, gegründet 2003, gibt regelmäßig einen jährlichen „Islamophobie-Bericht“heraus. In diesem Bericht wird der „Islamophobie“Begriff auf alle angewendet, die etwas Kritisches gegen politischen Islam oder Islamismus vorbringen.
Die französische Regierung weiß genau, dass solche Berichte Grundlage sind für eine sich bei Teilen der moslemischen Jugend ausbreitende Bereitschaft, „Islamophobie“als schweres Verbrechen anzusehen, das streng bestraft werden muss. Ergebnis: der brutale Mord in Conflans.
Nicht nur französisches Problem
Wer glaubt, dass sei ein französisches Problem, irrt. Wir haben in Österreich zwar (noch) kein CCIF, aber dafür Personen, die dasselbe Ziel verfolgen: z. B. die Herausgeber eines „European Islamophobia Report“. Darin werden jährlich sämtliche „islamophobe“Untaten zusammengefasst, nach dem bewährten Muster des Amalgamierens: Hassparolen werden auf dieselbe Stufe gestellt wie die Publikation eines den Herausgebern missliebigen Buches. Ich selbst war 2018 in diesem Bericht neben angesehenen Intellektuellen als „führende Figur des islamophoben Netzwerkes in Österreich“gelistet, weil ich ein Buch über Tunesien (!) geschrieben hatte.
Seitdem weiß ich: Die „Islamophobie“-Ideologen verfolgen jeden, der eine ihnen nicht genehme Meinung äußert, mit ihrem Hass. Das kann gefährlich werden. Man muss den Anfängen wehren: Die „Islamophobie“-Ideologie ist ein solcher Anfang. Ihrer Propagierung darf weder an den Hochschulen noch in der Politik oder in den Medien Platz eingeräumt werden. Sonst werden auch wir ein Conflans erleben.
Dr. Gerhard Weinberger hat Philosophie und Sprachen in Wien und Paris studiert. 2018 erschien ein Buch über seine Erfahrungen als österreichischer Botschafter in Tunis.
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