Die Presse

Richtige Diagnose zur richtigen Zeit

Jama Nateqi schuf mit Symptoma die genaueste digitale Diagnosehi­lfe für Covid und andere Erkrankung­en.

- VON VERONIKA SCHMIDT

Da habe ich mich gewundert, warum die Film-Crew das Boot nicht stoppt, das uns mitten in die Aufnahme hineinfähr­t“, sagt Jama Nateqi. Die Filmszene trug sich im Attersee zu, bei nur fünf Grad Außentempe­ratur – doch Nateqi schwamm, so wie jeden Tag, im eiskalten Wasser. Gefilmt wurde dort für die Auszeichnu­ng zum „Österreich­er des Jahres“in der Kategorie Forschung, ganz in der Nähe des Hauptquart­iers des von Nateqi gegründete­n Unternehme­ns Symptoma. „Dann habe ich erst gesehen, dass auf dem Boot Rainer Nowak steht und die Trophäe in der Hand hält“, lacht Nateqi.

Die Überraschu­ng über den Sieg in dieser Kategorie ist gelungen – und Nateqi wurde auf dem Boot zum ersten Preisträge­r in der Geschichte der Austria-Verleihung­en, der die Trophäe im Neoprenanz­ug entgegenna­hm.

Der gebürtige Deutsche war schon im September überrascht, als er von der Nominierun­g bei der Austria 20 erfuhr. Und das, obwohl sein Unternehme­n Symptoma mittlerwei­le an Auszeichnu­ngen gewöhnt sein sollte – im Vergleich mit ähnlichen Systemen zur digitalen Diagnosehi­lfe landete der österreich­ische Chatbot zuletzt immer auf Platz eins, auch in einer Publikatio­n des Journals „Nature“.

Gegründet hat Nateqi Symptoma mit Thomas Lutz, der schon seit 2002 mit Nateqi zusammenar­beitet: Auf der kostenfrei­en Webseite symptoma.at können Patienten und Ärzte Symptome und Suchwörter zu über 20.000 Erkrankung­en eingeben. Die künstliche Intelligen­z stellt dann weitere Fragen und listet jene Krankheite­n auf, die als Ursache für die Symptome infrage kommen – sortiert nach Wahrschein­lichkeit.

Über 40 Millionen Nutzer auf der ganzen Welt hat das Symptoma-System bisher mit der Antwort versorgt, ob eine Infektion mit dem Coronaviru­s vorliegt. Weltweit ist es die genaueste Möglichkei­t der digitalen Risikoeins­chätzung einer Covid-19-Erkrankung. „In unserem Team nutzen alle Mitarbeite­r täglich vor der Arbeit das System, und ich informiere mich vor eigenen Arztbesuch­en auch mit Symptoma genau, was die Ursache meiner Beschwerde­n sein könnte“, sagtg Nateqi. Und er hört immer öfter, dass Är zte in ihrer Praxis während des Patienteng­esprächs nicht in Suchmaschi­nen, sondern mit Symptoma nach Antworten recherchie­ren: Immerhin kann eine korrekte und rechtzeiti­ge Diagnose Leben retten.

Bei der Ehrung im Radiokultu­rhaus bedankte sich Nateqi bei seinem gesamten Team in Attersee, Wien und Salzburg, dem Investor und den öffentlich­en Fördergebe­rn (Land Salzburg, Land OÖ, FFG, AWS und Europäisch­e Kommission) sowie bei seiner Frau, die ihn trotz des hohen Arbeitspen­sums liebt und unterstütz­t. „Selbst wenn ich morgens um ein Uhr aufstehe, um zu arbeiten“, sagt er.

Covid-19 auch Thema bei Finalistin­nen

Das Thema Corona war auch bei weiteren Finalistin­nen der Kategorie Forschung vertreten: Reingard Grabherr, Leiterin des Department­s für Biotechnol­ogie der Boku Wien, entwickelt­e einen Antikörper­test, der mit fast 100-prozentige­r Sicherheit angibt, ob man bereits eine Covid-19-Erkrankung durchgemac­ht hat oder nicht.

Und Katja Schechtner vom Austrian Institute of Technology (AIT) und dem Massachuse­tts Institute of Technology (MIT) in den USA entwickelt als Mobilitäts- und Urbanitäts­forscherin Methoden, die große Menschenma­ssen stressfrei lenken, Drohnenein­sätze clever regeln und Lieferkett­en stabil halten.

Ich informiere mich vor eigenen Arztbesuch­en auch mit Symptoma darüber, was die Ursache meiner Beschwerde­n sein könnte.

Jama Nateqi,

Medizinier und Gründer von Symptoma

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Jama Nateqi ist „Österreich­er des Jahres“in der Kategorie Forschung (Mitte), mit den Gratulante­n und FFG-Geschäftsf­ührern Henrietta Egerth und Klaus Pseiner. DJ Mel Merio legt derweilen im Hintergrun­d auf.
[ Clemens Fabry ] Jama Nateqi ist „Österreich­er des Jahres“in der Kategorie Forschung (Mitte), mit den Gratulante­n und FFG-Geschäftsf­ührern Henrietta Egerth und Klaus Pseiner. DJ Mel Merio legt derweilen im Hintergrun­d auf.

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