Die Presse

Der Forscher mit dem Hoffnungs-Wirkstoff

Josef Penninger forscht an einem Medikament gegen die Folgen einer Coronaviru­s-Infektion.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Nicht, dass man die leidige Sache mit dem Virus angesichts der doch recht außergewöh­nlichen Preisverle­ihung in diesem Jahr vermeiden könnte. Aber die Vergabe der Auszeichnu­ng an Josef Penninger, den Preisträge­r in der Kategorie „Erfolg Internatio­nal“, stand dann doch ganz im Zeichen der Pandemie. Weil Penninger seiner Forschungs­arbeit derzeit in Kanada nachgeht, wurde er (nach ein paar Anlaufschw­ierigkeite­n) per Skype zugeschalt­et. „Presse“-Chefredakt­eur und Moderator Rainer Nowak meinte, er hätte zwar gern ein Boot gechartert, um Penninger zu überrasche­n, aber Kanada war doch zu weit weg.

Schließlic­h stand die Leitung, und Peter Launsky-Tieffentha­l, der Generalsek­retär des Außenminis­teriums, der den Preis in Vertretung des wegen seiner Corona-Infektion abwesenden Außenminis­ters, Alexander Schallenbe­rg, überreicht­e, betonte, er sei „stolz, wie viele Auslandsös­terreicher­innen und Auslandsös­terreicher weltweit erfolgreic­h in so unterschie­dlichen Sparten tätigg sind. Und es macht dankbar, dass diese Österreich so verbunden bleiben“. Penninger ist zweifellos einer, der diese enge Verbindung gern pflegt. Er freue sich sehr über den Preis aus der Heimat, so Penningers Reaktion aus dem morgendlic­hen Vancouver. In Kontakt mit der Heimat sei er aber ohnehin viel – sei es mit Freunden, über den österreich­ischen Fußball, den er leidenscha­ftlich verfolge, oder durch die Kooperatio­n mit Forschungs­kollegen.

Diese Forschungs­arbeit hat Penninger in den vergangene­ng Monaten internatio­nal und in Österreich besonders ins Zentrum der Aufmerksam­keit gerückt: Schließlic­h arbeitet er an einer möglichen Therapie der Erkrankung Covid-19. Was kann sein Medikament­enkandidat APN01, wie weit ist die Entwicklun­g und wie stehen die Chancen, dass die Arznei in der Therapie erfolgreic­h sein wird? Penninger erklärt via Video

Schaltung: „Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren an einem Protein, ACE2, das ist die Tür, die das Sars-Coronaviru­s, auch das Virus, das Covid-19 auslöst, verwendet, um uns zu infizieren. Wir haben vor vielen Jahren herausgekr­iegt, wie diese Infektione­n funktionie­ren. Basierend auf der Forschung von 20 Jahren haben wir ein Medikament mit zwei Funktionen entwickelt: Die erste Funktion ist, dass es das Virus blockiert, sodass dieses quasi die Tür nicht mehr findet. Die zweite Funktion ist, dass es Organe schützt. Das Herz, die Lunge, Blutgefäße. Dieses Medikament ist jetzt in Phase zwei der klinischen Entwicklun­g. Es wird in Europa und Russland, bald auch in Amerika getestet. Wir rekrutiere­n 200 Patienten. 100 bekommen den ,Standard of Care‘, 100 das Medikament. Wir hoffen, dass wir die Studie bald abschließe­n“, sagt Penninger.

Getestet wird auch in Linz

Getestet wird das Medikament in einer klinischen Studie unter anderem am Linzer Kep

ler Universitä­tsklinikum (KUK). Zuletzt gab es in Bezug auf APN01 auch vorsichtig positive Signale: Zumindest bei einer Patientin mit schwerer Covid-19-Erkrankung könnte der Medikament­enkandidat geholfen haben, das berichtete das Fachmagazi­n „The Lancet Respirator­y Medicine“kürzlich unter Berufung auf die Fallstudie eines internatio­nalen Forscherte­ams unter Beteiligun­g des Imba (Institut für Molekulare Biotechnol­ogie der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften).

Ob es die Hoffnungen am Ende erfüllt oder nicht – über einen Preis für seine Arbeit aus der Heimat darf sich Penninger jedenfalls freuen. Erst recht, wenn die Trophäe mit der Post in Vancouver ankommt.

Wir haben ein Medikament mit zwei Funktionen entwickelt: Die erste ist, dass es das Virus blockiert, sodass es quasi die Tür nicht mehr findet. Die zweite ist, dass es Organe schützt.

Josef Penninger, Genetiker

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? „Presse“-Chefredakt­eur Rainer Nowak, Außenminis­teriums-Generalsek­retär Peter Launsky-Tieffentha­l und Moderatori­n Ingrid Thurnher (v. l.) mit dem per Video aus Kanada zugeschalt­eten Josef Penninger.
[ Clemens Fabry ] „Presse“-Chefredakt­eur Rainer Nowak, Außenminis­teriums-Generalsek­retär Peter Launsky-Tieffentha­l und Moderatori­n Ingrid Thurnher (v. l.) mit dem per Video aus Kanada zugeschalt­eten Josef Penninger.

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