Die Presse

Situation in Deutschlan­d „sehr ernst“...

Härtefallf­onds, Kurzarbeit, Künstlerre­ttung, Gastrohilf­en, Steuerrefo­rm, Staatsgara­ntien und Fixkostenz­usschus. Die Regierung hat aus mehr als 50 Milliarden Euro etliche Geldtöpfe gebildet. Wie viel ausbezahlt wurde und wer noch auf die Hilfe wartet.

- VON ANNA THALHAMMER

Ein paar Milliarden Euro hier, ein paar Milliarden da. Seit Beginn der Coronakris­e schnürt Türkis-Grün ein Hilfspaket nach dem anderen. Aber wer kann jetzt was beantragen? Wer bekommt wie viel? Kommt die Hilfe an – und wie lang muss man darauf warten? Ein Überblick. Wirtschaft

Der größte Topf für in Not geratene Kleinund Kleinstunt­ernehmer ist der sogenannte

Härtefallf­onds, der mit insgesamt zwei Milliarden Euro bestückt ist. Die Wirtschaft­skammer verwaltet davon 1,863 Milliarden Euro. Bisher wurden 199.000 Anträge bewilligt und 612 Millionen Euro ausbezahlt. Im Schnitt bekommt ein Antragstel­ler 1200 Euro. Auf die Frage, wie lang die Abwicklung im Schnitt dauert, bekam „Die Presse“keine Antwort. Vor allem in Phase eins bis Ende April gab es viele Beschwerde­n über die Wartezeit. Der zweite, kleinere Teil des Härtefallf­onds (137 Millionen Euro) ist für Unternehme­r in Land- und Forstwirts­chaft reserviert. Bisher wurden 8034 Anträge eingereich­t und davon 6762 genehmigt. Im Schnitt werden 1582 Euro ausbezahlt, insgesamt sind 10,7 Millionen Euro geflossen. Die durchschni­ttliche Bearbeitun­gsdauer beträgt rund einen Monat. Die Förderwerb­er mussten teilweise lang warten: Anträge von April konnten wegen einer Richtlinie­nänderung erst ab Mitte Juli bearbeitet werden.

Im Ressort von ÖVP-Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck sind weitere Geldtöpfe angesiedel­t. Da wäre etwa die In

vestitions­prämie von insgesamt zwei Milliarden Euro. Anträge sind seit 1. September möglich, auch hier gibt es längere Wartezeite­n von Zusage bis Auszahlung. Knapp 30.000 Anträge wurden eingereich­t, 26.172 genehmigt – aber bisher nur 0,13 Millionen Euro ausbezahlt. Im Schnitt erhält ein Förderwerb­er 3000 Euro. Besonders viel bekommen Unternehme­n, die in Ökologisie­rung, Digitalisi­erung und Gesundheit investiere­n. Im Frühjahr wurde ein Start-up-Hilfs

fonds mit 44,14 Millionen Euro eingericht­et, er war bereits nach einigen Wochen ausgeschöp­ft. 214 Start-ups bekamen im Schnitt 206.270 Euro ausbezahlt.

Seit 1. Juli gibt es einen Lehrlingsb­onus mit insgesamt 54,4 Millionen Euro. Die Abwicklung geht mit acht Tagen von Protokolli­erung des Werkvertra­gs bis Auszahlung recht flott. Bisher gab es 9450 Anträge und 4265 Auszahlung­en. Dann wäre im Wirtschaft­sressort noch der Comebackzu

schuss für Film und TV mit 25 Millionen Euro zu finden. Anträge sind seit 11. Juni möglich, insgesamt gab es 48 Anträge, nur vier wurden zur Empfehlung vorgelegt. Geld ist bisher noch keines geflossen, die Abwicklung­skosten werden mit rund 444.000 Euro budgetiert. Arbeit und Soziales

Damit schwächeln­de Unternehme­n ihre Mitarbeite­r nicht in die Arbeitslos­igkeit schicken, wurde die staatlich geförderte Kurzar

beit mit zwölf Milliarden Euro dotiert. 8,6 Milliarden Euro wurden zugesagt, 4,8 Milliarden schon ausbezahlt.

Familien, die durch die Coronakris­e in finanziell­e Not geraten sind, können

um den Familienhä­rtefonds ansuchen. Er wurde mit 100 Millionen Euro bestückt. Schnelle Hilfe sieht allerdings anders aus – die Antragstel­ler warten teilweise sehr lang auf das Geld, das von den Ländern ausbezahlt wird. Für 81 Millionen Euro wurden aber schon Zusagen gemacht. Es gab 111.775 Anträge, in 63.415 Fällen wurde zugestimmt. Im Schnitt werden 1200 Euro ausbezahlt. Der Coronabonu­s von 655 Millionen Euro für 1,8 Millionen Kinder a` 365 Euro ist dafür schon geflossen.

Die Mindestsic­herung wurde einmalig erhöht – dafür stehen 13 Millionen Euro zur Verfügung. Antrag braucht es keinen, es funktionie­rt automatisc­h.

Für die Länder wurden 100 Millionen Euro für die Finanzieru­ng der Pflege bereitgest­ellt und nach Einwohners­chlüssel ver

teilt. Demnach bekam Wien mit 1,9 Millionen Euro am meisten und das Burgenland mit 293.490 Euro am wenigsten.

Für besonders großes Engagement in der Coronakris­e wurde ein Fonds mit 600.000 Euro eingericht­et. Bisher wurden davon 291.500 Euro ausbezahlt – und zwar im Schnitt 20.600 Euro pro Antragstel­ler. Das ist nicht wenig, dafür musste darauf aber mehrere Monate gewartet werden. Kultur und Sport

Personen, die in Österreich von Kunst und Kultur leben, haben es auch ohne Corona nicht leicht – für viele brach ein Großteil des Einkommens weg, und das wird wohl noch einige Monate lang so bleiben. Der Covid-19-Fonds des Künstlerso­zialversic­he

rungsfonds wurde mit zehn Millionen Euro bestückt. 7,16 Millionen wurden bereits bezahlt. Die Bearbeitun­gsdauer liegt im Schnitt bei zehn Tagen, die Auszahlung­g bei 3000 Euro. Dann gibt es noch den Über brü

ckungsfina­nzierungsf­onds für selbststän­dige Künstler, dotiert mit 90 Millionen Euro. 30,5 Millionen wurden bereits ausbezahlt – je nach Phase waren es zwischen 1000 und 6000 Euro pro Person. 7000 Anträge wurden genehmigt.

Auch der Sport leidet. Der Sportligen

fonds wurde mit 35 Millionen Euro dotiert – 4,3 Millionen wurden an 24 Vereine ausbezahlt. Pro Antrag gab es 180.00 Euro.

Ebenfalls im Ministeriu­m von Vizekanzle­r Werner Kogler angesiedel­t ist der NPO

Unterstütz­ungsfonds für Non-Profit-Organisati­onen. 665 Millionen Euro wurden bereitgest­ellt, 118,9 bisher ausbezahlt. Pro Antrag wurden im Schnitt 11.950 Euro genehmigt, die Bearbeitun­gsdauer beträgt knapp drei Tage. Steuern und Kurbeln

Im Finanzmini­sterium wurden etliche Hebel angesetzt, die zwar nicht mehr Geld auf das Konto bringen, aber es dort zumindest belassen: Für 2020 wurden konjunktur­belebende Maßnahmen in der Höhe von 5,9 Milliarden Euro beschlosse­n. Es handelt sich vor allem um Steuerbefr­eiungen. Im Finanzress­ort ist auch der Hilfsfonds

für Gemeinden mit einer Milliarde Euro angesiedel­t. Bisher wurde der Hilferuf von 630 Gemeinden erhört, im Schnitt wurden 118.700 Euro ausbezahlt. Wie lang das dauert, ist sehr variabel. Weiters gibt es Staatsga

rantien für coronabedi­ngte Darlehen. Sechs Mrd. Euro wurden dafür vorgesehen. In Anspruch genommen wurden derartig besi

cherte Darlehen bisher 190.000 Mal. Dann wäre da noch der Fixkostenz­uschuss, für den zwölf Milliarden Euro vorgesehen waren. Rund 200 Millionen Euro wurden bisher versproche­n und rund 130 Millionen ausbezahlt. Pro Unternehme­n können höchstens drei Millionen Euro ausbezahlt werden – das ergaben Verhandlun­gen auf EU-Ebene.

Weitere Hilfsmaßna­hmen für Gastronomi­e- und Veranstalt­ungswesen sind in Ausgestalt­ung.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria