Die Presse

Krisendeal für den Handel ..............................

Löhne. Die Sozialpart­ner einigten sich bei den KV-Verhandlun­gen auf einen „guten Kompromiss“. Gefeilscht wurde vor allem um Bonusgelde­r.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Wien. Die Metaller haben es Ende September vorgemacht. Schon in der ersten Lohnrunde einigte man sich völlig überrasche­nd auf eine Anpassung des Kollektivv­ertrags an die ungewohnte Krisenzeit. Am Mittwoch zog der Handel nach. Knapp elf Stunden sind sich die Verhandlun­gsteams gegenüberg­esessen. Erst zu später Stunde verkündete­n die Chefverhan­dler eine Einigung. Zum ersten Mal überhaupt erreichte man eine solche in der ersten Verhandlun­gsrunde.

Die Sozialpart­ner einigten sich bei den KV-Verhandlun­gen auf einen Deal, mit dem beide Seiten leben können. Es war „heuer kein einfacher Weg“, sagte der Verhandlun­gsführer der Arbeitgebe­r, WKO-Handelsobm­ann Rainer Trefelik, der sich insgesamt zufrieden zeigte. Die gewerkscha­ftliche Chefverhan­dlerin, Anita Palkovich, sprach von einem „guten Kompromiss in schwierige­n Zeiten“, von dem die Handelsang­estellten langfristi­g profitiere­n würden. In vielen Punkten – etwa bei der Erhöhung des kollektivv­ertraglich­en Mindestgeh­alts um 1,5 Prozent – waren sich die Sozialpart­ner rasch einig. Die Arbeitgebe­rseite liebäugelt­e ursprüngli­ch mit einem niedrigere­n Prozentsat­z, ist in diesem Punkt der Arbeitnehm­erseite aber letztlich entgegenge­kommen. Großen Verhandlun­gsspielrau­m gab es angesichts der schwierige­n wirtschaft­lichen Situation ohnehin nicht. Die Androhung von Streiks war dieses Jahr aus Sicht der Gewerkscha­fter keine Option, und so konnten die Vertreter der Arbeitnehm­er jede Lohnerhöhu­ng als Verhandlun­gserfolg verbuchen.

Handelsket­ten wollen zahlen

Bei einem anderen Thema lagen die Verhandlun­gsteams weiter auseinande­r. Bis zuletzt wurde um die einmaligen Corona-Mitarbeite­rprämien gefeilscht. Solche hat die Gewerkscha­ft „für Unternehme­n, die gut durch die Krise kamen“, schon im Vorfeld vehement eingeforde­rt. Die Aufforderu­ng richtete sich vor allem an den Lebensmitt­el-Einzelhand­el, der in der Krise große Umsatzgewi­nne erzielte. Die Arbeitgebe­rvertreter sprachen sich klar gegen verpflicht­ende Boni aus, beharrten auf der Freiwillig­keit ebensolche­r. Aus Verhandler­kreisen heißt es, dass etwa die Hälfte der Verhandlun­gszeit über die Ausgestalt­ung der Coronapräm­ien gestritten wurde. Herausgeko­mmen ist ein österreich­ischer Kompromiss: Die Sozialpart­ner empfehlen jenen Handelsunt­ernehmen, die trotz Krise finanziell­en Spielraum sehen, eine Prämie in der Höhe von mindestens 150 Euro. Verpflicht­end ist eine solche Ausschüttu­ng nicht – ein Verhandlun­gserfolg der Arbeitgebe­rvertreter. „Die Prämie soll noch heuer an die Beschäftig­ten fließen und die Konsumlaun­e zum Weihnachts­geschäft positiv beeinfluss­en“, ist Obmann Trefelik zuversicht­lich.

Die großen Supermarkt­ketten – Spar, Hofer, Rewe und Lidl – haben gestern angekündig­t, freiwillig­e Prämien an ihre Mitarbeite­r auszahlen zu wollen – in welcher Höhe, wurde nicht bekannt gegeben. Auch beim Möbelhändl­er XXXLutz und beim Sportartik­elhändler Sport 2000 werde über eine Prämie diskutiert, wie die APA berichtet. „Wir werden ganz genau beobachten, ob und in welcher Höhe die versproche­nen Boni ausgezahlt werden“, kündigte Gewerkscha­fterin Palkovich an, die Handelskon­zerne zu kontrollie­ren.

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[ APA ] Die Chefverhan­dlerin der Arbeitnehm­er, Anita Palkovich, ist mit dem Ergebnis der KV-Verhandlun­gen zufrieden.

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