Krisendeal für den Handel ..............................
Löhne. Die Sozialpartner einigten sich bei den KV-Verhandlungen auf einen „guten Kompromiss“. Gefeilscht wurde vor allem um Bonusgelder.
Wien. Die Metaller haben es Ende September vorgemacht. Schon in der ersten Lohnrunde einigte man sich völlig überraschend auf eine Anpassung des Kollektivvertrags an die ungewohnte Krisenzeit. Am Mittwoch zog der Handel nach. Knapp elf Stunden sind sich die Verhandlungsteams gegenübergesessen. Erst zu später Stunde verkündeten die Chefverhandler eine Einigung. Zum ersten Mal überhaupt erreichte man eine solche in der ersten Verhandlungsrunde.
Die Sozialpartner einigten sich bei den KV-Verhandlungen auf einen Deal, mit dem beide Seiten leben können. Es war „heuer kein einfacher Weg“, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, WKO-Handelsobmann Rainer Trefelik, der sich insgesamt zufrieden zeigte. Die gewerkschaftliche Chefverhandlerin, Anita Palkovich, sprach von einem „guten Kompromiss in schwierigen Zeiten“, von dem die Handelsangestellten langfristig profitieren würden. In vielen Punkten – etwa bei der Erhöhung des kollektivvertraglichen Mindestgehalts um 1,5 Prozent – waren sich die Sozialpartner rasch einig. Die Arbeitgeberseite liebäugelte ursprünglich mit einem niedrigeren Prozentsatz, ist in diesem Punkt der Arbeitnehmerseite aber letztlich entgegengekommen. Großen Verhandlungsspielraum gab es angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation ohnehin nicht. Die Androhung von Streiks war dieses Jahr aus Sicht der Gewerkschafter keine Option, und so konnten die Vertreter der Arbeitnehmer jede Lohnerhöhung als Verhandlungserfolg verbuchen.
Handelsketten wollen zahlen
Bei einem anderen Thema lagen die Verhandlungsteams weiter auseinander. Bis zuletzt wurde um die einmaligen Corona-Mitarbeiterprämien gefeilscht. Solche hat die Gewerkschaft „für Unternehmen, die gut durch die Krise kamen“, schon im Vorfeld vehement eingefordert. Die Aufforderung richtete sich vor allem an den Lebensmittel-Einzelhandel, der in der Krise große Umsatzgewinne erzielte. Die Arbeitgebervertreter sprachen sich klar gegen verpflichtende Boni aus, beharrten auf der Freiwilligkeit ebensolcher. Aus Verhandlerkreisen heißt es, dass etwa die Hälfte der Verhandlungszeit über die Ausgestaltung der Coronaprämien gestritten wurde. Herausgekommen ist ein österreichischer Kompromiss: Die Sozialpartner empfehlen jenen Handelsunternehmen, die trotz Krise finanziellen Spielraum sehen, eine Prämie in der Höhe von mindestens 150 Euro. Verpflichtend ist eine solche Ausschüttung nicht – ein Verhandlungserfolg der Arbeitgebervertreter. „Die Prämie soll noch heuer an die Beschäftigten fließen und die Konsumlaune zum Weihnachtsgeschäft positiv beeinflussen“, ist Obmann Trefelik zuversichtlich.
Die großen Supermarktketten – Spar, Hofer, Rewe und Lidl – haben gestern angekündigt, freiwillige Prämien an ihre Mitarbeiter auszahlen zu wollen – in welcher Höhe, wurde nicht bekannt gegeben. Auch beim Möbelhändler XXXLutz und beim Sportartikelhändler Sport 2000 werde über eine Prämie diskutiert, wie die APA berichtet. „Wir werden ganz genau beobachten, ob und in welcher Höhe die versprochenen Boni ausgezahlt werden“, kündigte Gewerkschafterin Palkovich an, die Handelskonzerne zu kontrollieren.