Joe Biden bleibt nach zivilisierter Debatte vorne
TV-Duell. Die Präsidentschaftskandidaten erlaubten sich in der letzten Auseinandersetzung keine Ausrutscher.
New York. Nach dem äußerst aggressiven TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden am 29. September konnte es nur besser werden. Dazu trug auch die Kommission bei, die im Vorfeld klargemacht hatte, dass Unterbrechungen nicht geduldet und die Mikrofone bei Bedarf stumm geschaltet würden. Ganz ohne Untergriffe ging es auch in der Nacht auf Freitag in Nashville nicht über die Bühne. Im Vergleich zum Clash im September zeigten sich Trump und Biden aber zivilisiert.
Es blieb ein Kontrastprogramm. Der Herausforderer fokussierte sich auf das Coronavirus. „Jemand, der für so viele Tote verantwortlich ist, darf nicht Präsident der Vereinigten Staaten bleiben.“Ein für ihn ungewöhnliches Statement gab Trump ab: „Ich übernehme die Verantwortung dafür“, sagte er, um im Anschluss zum Rundumschlag gegen China und Gesundheitsexperten wie Anthony Fauci auszuholen.
Das letzte TV-Duell hat die Ausgangslage vor der Wahl nicht entscheidend verändert. Keiner der beiden Kandidaten leistete sich gröbere Ausrutscher, Biden wird seinen Vorsprung vorerst halten können. Auf nationaler Ebene liegt der Ex-Vizepräsident rund acht Prozentpunkte vor Trump. In den entscheidenden Swing States beträgt sein Vorsprung im Schnitt vier Prozentpunkte.
Einmal mehr betonte Trump im TV-Duell, dass Biden das „Land zerstören wird“, er warnte vor höheren Steuern und einer sozialistischen Wirtschaftspolitik. Deutlicher als bisher versuchte sich Biden vom linken Rand seiner Partei abzugrenzen. „Er ist verwirrt und weiß nicht, gegen wen er antritt“, sagte Biden. Seine Nominierung habe er auch der Tatsache zu verdanken, dass er eben nicht in allen Punkten mit der progressiven Basis übereinstimme. Das Kalkül ist interessant: Biden geht es zum Ende des Wahlkampfes eher darum, moderate Wechselwähler zu gewinnen als linksliberale Fans von Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez zu mobilisieren.
Jagd auf Hunter Biden
Zur Sprache kam auch die Geschäftstätigkeit von Bidens Sohn Hunter, der im Aufsichtsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma gesessen war, während sein Vater die Vizepräsidentschaft innehatte. Zuletzt erhoffte sich Trump Rückenwind von publizierten E-Mails, die nahelegen, dass Hunter Biden finanziell vom Einfluss seines Vaters profitierte. „Nichts davon war unethisch“, sagte Biden. Er kratzte die Kurve, indem er Trump neuerlich zur Offenlegung seiner Steuererklärungen aufforderte. Auch hier wenig Neues. Der Favorit Biden ist der Ziellinie ein Stück näher gekommen. (stef )