ÖVP-Luxusproblem: Was tun mit neuer Stärke?
Dreimal so viele Gemeinderäte – das zieht Änderungen nach sich. Markus Wölbitsch könnte Klubchef werden.
Aus sieben werden 22 – kein Taschenspielertrick, sondern Folge der Wiener Wahl: Die ÖVP mit dem Spitzenkandidaten Gernot Blümel konnte die Zahl der Gemeinderatsmitglieder mehr als verdreifachen. Das entspricht einer seit 1991 nicht mehr gekannten Größe des Rathausklubs. Nun stehen die Türkisen vor einem Luxusproblem. Auch vor größeren personellen Veränderungen und einer inhaltlichen Verbreiterung.
Die Fragen, die sich stellen: Was tun mit der neu gewonnenen Stärke? Und – selbst wenn fünf Jahre als lange Zeit erscheinen – wie bereits die Weichen für die Ausgangsposition vor der nächsten Wahl stellen?
Bürgermeister Michael Ludwig lässt sich noch Zeit. Drei Spätnachmittage haben er und Klubvorsitzender Josef Taucher sowie Landessekretärin Barbara Novak mit Spitzen der drei Parteien parliert, die für eine Koalition aus SPÖ-Sicht prinzipiell infrage kommen: ÖVP, Grüne, Neos. Alle warten auf die Entscheidung der SPÖ. Während sich der bisherige Koalitionspartner, die Grünen unter Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, weiter (geringere) Chancen ausrechnen darf und die Neos dem ersten Einzug in die Stadtregierung (mit gewisser Berechtigung) entgegenhoffen, haben die Türkisen das abgehakt.
Zwar wird das Gesprächsklima mit Michael Ludwig gelobt, am Schluss wurde sogar Wein gereicht (kein Spritzer). Zum Anstoßen auf eine Einigung bestand kein Anlass. Im Gegenteil: In SPÖ und ÖVP wichtigen Punkten blieben aus dem Wahlkampf bekannte Gegensätze unüberbrückt.
Daher bereitet sich die ÖVP auf weitere Oppositionsjahre vor und ordnet die Reihen neu. Elisabeth Olischar, die den Klub zur Zufriedenheit Blümels geführt hat, dürfte einen
Wechsel vollziehen. Sie könnte einen der zwei der ÖVP zustehenden Posten als nicht amtsführende Stadträtin übernehmen oder Zweite Landtagspräsidentin anstelle von Veronika Matiasek (FPÖ) werden. Den Freiheitlichen steht das Amt nach der beispiellosen Wahlschlappe nicht mehr zu.
Im Gegenzug könnte einer der neben Sebastian Kurz engsten Vertrauten Gernot Blümels neuer Chef des erstarkten Klubs werden: Markus Wölbitsch, bisher Stadtrat, davor Landesgeschäftsführer. Der 38-jährige promovierte Ökonom und frühere Unternehmensberater gilt als Treiber türkiser Oppositionspolitik.
Apropos: Auch ÖVP-Landesgeschäftsführerin Bernadette Arnoldner soll nach dem managen drei erfolgreicher Wahlkämpfe (EU, Nationalrat, Gemeinderat) aufgewertet werden. Wie, ist offen. Neue Stärke bringt neue Posten. Und eben Luxusprobleme.