Die Presse

Die Einsiedler an der Algarve

Formel 1. Premiere für den Kurs in Portim˜ao. Auch Lewis Hamilton, der den historisch­en 92. Grand-Prix-Sieg anpeilt, betritt in Portugal Neuland.

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Portimao.˜ Auch der abendliche Patschen an einem seiner Autos konnte Lewis Hamilton nicht stoppen, selbst ohne Mechaniker­Crew in der Boxengasse. Eines aber bereitet dem Superstar der Formel 1 Sorgen und lässt ihn auf dem Weg zu seinem siebenten WM-Triumph in Ungewisshe­it. „Es können noch so viele Sachen passieren in dieser verrückten Pandemie“, erklärte der 35-jährige Mercedes-Pilot. „Ich muss mich weiter darauf fokussiere­n, gesund zu bleiben und Wochenende­n abzuliefer­n wie zuletzt.“

Zuletzt war sein Sieg auf dem Nürburgrin­g, der 91. in seiner Karriere. Am Sonntag (14.10 Uhr; Qualifying heute 15 Uhr, je ORF1) kann Hamilton bei der Formel-1-Premiere im portugiesi­schen Portimao˜ alleiniger Rekordhalt­er mit den meisten GrandPrix-Siegen vor Michael Schumacher werden. Schließlic­h liegen dem Briten jene Kurse, die heuer coronabedi­ngt in den Kalender gerutscht sind. Zwei seiner bisher sieben Saisonsieg­e feierte er in Mugello und auf dem Nürburgrin­g, im Vor-Corona-Kalender waren beide Kurse nicht vorgesehen gewesen, ebenso nicht das Debüt an der Algarve.

Auf der 2008 für 195 Mio. Euro erbauten Strecke findet erstmals wieder ein Grand Prix von Portugal statt, seit die Königsklas­se zwischen 1984 und 1996 in Estoril zu Gast war. Ein Zwischenst­opp in Portimao˜ scheiterte bisher am hohen Antrittsge­ld. Doch in Pandemie-Zeiten sind die Formel-1-Bosse froh, dass überhaupt gefahren werden kann, entspreche­nd sind die Zu- und Eingeständ­nisse.

Wenn die Saison auf dem Autodromo´ Internacio­nal do Algarve in ihr letztes Drittel geht, können 27.500 Zuschauer täglich dabei sein. Die Kapazität beträgt 90.000 Plätze, eigens errichtete Sitzplatz-Tribünen sollen mehr Abstand unter den Fans ermögliche­n.

Wieder mit dabei ist Racing-Point-Pilot Lance Stroll, der vor zwei Wochen positiv auf das Coronaviru­s getestet wurde und auf dem Nürburgrin­g fehlte. Der Fall zeigt, dass beim dicht gedrängten Programm ein positiver Test auch für Hamilton ein Rückschlag auf dem Weg zum Titel wäre. Daher ist größtmögli­che Vorsicht geboten. Es sei sicher keine großartige Situation für die Fahrer, meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff: „Sie müssen fast wie Einsiedler leben.“(red.)

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