Die Presse

Mahler-Lieder, wenig lieblich, aber eindringli­ch

Christiane Karg sang unter anderem die Rückert-Lieder betont herb.

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Trocken und herb, selten süßlich, jedenfalls immer eindringli­ch ist der Liedgesang der bayerische­n Sopranisti­n Christiane Karg. Bei zwei Konzerten im Brahmssaal – bei denen sie und ihr Klavierbeg­leiter Gerold Huber stets mit Maske auf- und abtraten – widmete sie sich sehr differenzi­ert Liedern von Gustav Mahler. Im volkstümli­ch gehaltenen „Rheinlegen­dchen“gefielen ihre schönen Sprünge und ihr klarer, fokussiert­er Gesang, gute Höhen intensivie­rten ihre gekonnte Interpreta­tion. Huber betonte am Klavier den tänzerisch­en Charakter dieses Liedes. In „Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald“modelliert­e Karg die Töne förmlich und gefiel mit vitalem Gesang und schöner Phrasierun­g.

Im Anschluss brachte sie – ebenso klar in der Diktion wie zuvor – die Rückert-Lieder, wohlgemerk­t in einer anderen Reihenfolg­e als der ihrer Entstehung. Sie startete mit einem getragenen „Blicke mir nicht in die Lieder!“, ließ „Ich atmet’ einen linden Duft“weniger lieblich als gewohnt folgen. Mit einem dichten „Um Mitternach­t“jagte sie Schauder über den Rücken der Zuhörer, zelebriert­e das Ende besonders. Kaum ausschweif­end dann „Liebst du um Schönheit“, schwermüti­g und betont trocken „Ich bin der Welt abhanden gekommen“.

Im großen Kontrast dazu „Des Antonius von Padua Fischpredi­gt“, dessen humoristis­che Seite sie nicht betonte. Erdrückend und drastisch „Das irdische Leben“, heiter und ergreifend zugleich „Das himmlische Leben“. So spannte Karg einen weiten Bogen von Mahler-Interpreta­tionen, farblich fein nuanciert und differenzi­ert, in ihrer ganz typischen, wenig gefühlsbet­onten Art. (tst)

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