Die Presse

Wer die Jungen versorgt, ist großzügige­r

Sozialsyst­em beeinfluss­t Altruismus bei Rabenvögel­n.

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Rabenvögel sind für ihre Klugheit bekannt, die sie beim Werkzeugge­brauch ebenso einsetzen wie beim Verstecken und Finden von Nahrungsvo­rräten. Für eines aber sind Raben, Krähen und Elstern nicht berühmt: für ihre Großzügigk­eit. Viel eher tricksen diese cleveren Tiere Artgenosse­n aus, als dass sie ihnen altruistis­ch gute Futterstüc­ke oder spannendes Spielzeug überlassen.

Ein Forscherte­am um Lisa Horn vom Department für Verhaltens- und Kognitions­biologie der Uni Wien zeigte nun an acht Arten von Rabenvögel­n, dass manche davon doch ein altruistis­ches Verhalten an den Tag legen ( eLife, 20. 10.).

72 Vögel aus so unterschie­dlichen Gruppen wie Raben, Krähen, Elstern, Dohlen und Sibirische­n Unglückshä­hern lernten im Experiment auf einem Stangerl zu landen. Ein Wippmechan­ismus bescherte den Gruppenmit­gliedern Futter – dem, der gelandet war, aber keines. Die Arten, die teils im Freiland, teils in menschlich­er Obhut getestet wurden, unterschei­den sich in ihrem Soziallebe­n hinsichtli­ch territoria­lem Anspruch und gemeinscha­ftlichem Brüten.

Parallele zu Primaten

„Spontane Großzügigk­eit, ohne gleich eine Gegenleist­ung zu erwarten, ist ein Eckpfeiler der menschlich­en Gesellscha­ft, dessen evolutionä­re Grundlagen bis heute nicht geklärt sind“, sagt Horn. Eine Hypothese aus der Primatenfo­rschung stellt das gemeinscha­ftliche Aufziehen der Kinder in den Vordergrun­d, eine andere das reduzierte Aggression­slevel und die Toleranz für die Gruppenmit­glieder. Die aktuelle Studie zeigt erstmals bei Nichtprima­ten, dass jene Tiere großzügige­r handeln, die ihre Jungen gemeinscha­ftlich aufziehen.

Und bei Männchen bestätigte sich auch die Hypothese, dass Großzügigk­eit dort zu finden ist, wo auf engem Raum genistet wird und Toleranz zu anderen wichtig ist. (APA/vers)

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