Zusammen ist man weniger allein
Franchise. Jobmotor, schnell wachsend, sehr lukrativ: Von der Franchisebranche ist man stete Jubelmeldungen gewohnt. Wie sieht das im Coronajahr aus?
Franchising auf Wachstumskurs“. So oder ähnlich titelte der Österreichische Franchise-Verband jedes Jahr. Für 2019 lieferte er noch beeindruckende Zahlen: 480 Franchise-Systeme mit 9400 Partnern (Franchisenehmern), davon 2100, die gleich mehrere Standorte betreiben. Macht zusammen 11.700 Standorte mit 10,3 Milliarden Euro Jahresumsatz, 87.300 Beschäftigte und Pläne für 4500 weitere. Was blieb davon im Coronajahr?
Folgt man Thomas Tauber, Chef der Le-Burger-Kette, eine Menge. Tauber plant weiterhin, jedes Jahr zusätzlich zu seinen selbst betriebenen Filialen mindestens eine als Franchise aufzusperren. Dafür engagierte er kürzlich einen eigenen Expansionsmanager.
Wer denkt, ein Vorteil von Franchise sei, mit vergleichsweise geringem Kapital in ein erprobtes Konzept einzusteigen, der sollte nicht bei Le Burger anklopfen. Dort schlägt allein die Investitionssumme für die Einrichtung der kleinstmöglichen Filiale mit 600.000 Euro zu Buche. Bei großen Filialen klettert das bis auf 1,2 Millionen Euro. Auch die Eintrittsgebühr liegt mit 35.000 Euro im Spitzenfeld. Zum Vergleich: Im Österreich-Schnitt beträgt die Investitionssumme zum
Start 137.000 Euro. Die durchschnittliche Eintrittsgebühr beläuft sich auf 15.000 Euro, die jährliche Franchisegebühr auf sechs Prozent des Umsatzes. Hier ist Tauber mit fünf Prozent vergleichsweise günstig. Er kann es sich leisten: Corona hin oder her, seine Filialen sind voll. „Bei 10.000 Euro Tagesumsatz sind die Investitionen schnell zurückverdient.“
Pizza Hut ist in derselben Branche tätig. Dort gibt man – wie in drei Vierteln aller Systeme – teils heftige Einbußen zu. Auf der Franchise Expo 20, die am Mittwoch umständehalber erstmals digital stattfand, sprach Pizza Hut Brand President Matthias Kern von 25 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr in den Filialen, aber auch von 50 Prozent mehr im Delivery-Bereich. „Das spiegelt sich auch in den Partneranfragen wider. Die stiegen nach April.“Das Thema Lieferservice finde gerade großen Anklang. „Im Vorjahr war das nicht der Fall.“
Kuscheln im Netzwerk
Gegenüber Eigengründern haben Franchisenehmer einen gewaltigen Vorteil: Sie sind nicht allein. Neben ihnen stehen andere Partner, hinter ihnen steht ein System, das seine Einkommensquellen nicht versiegen lassen wird. Remax-Geschäftsführer Peter Reikersdorfer etwa schwärmt vom Zusammenhalt seines Partnernetzwerkes gerade in schweren Zeiten.
Von den Zentralen kommt einiges an Rückendeckung. So manche verstärkte ihre Werbeaktivitäten in Social Media und Web. Andere wie Sonnentor stundeten ihren Partnern Rechnungen und reduzierten oder erließen ihre Gebühren. LernQuadrat entwickelte Online-Nachhilfekonzepte, Badezimmer-Sanierer Viterma einen E-Book-Ratgeber. Storebox verhinderte mit ausgeklügelten Sicherheitskonzepten ein Schließen seiner Standorte.
Besonders hart traf die Krise die Fitnessanbieter. Glücklich, wer seine Leistung in Einzelstunden oder Kleingruppen anbieten kann – so wie Piyoma, das ausschließlich Unternehmen bedient und als „Bester Newcomer des Jahres“nominiert ist. Oder wer wie Bodystreet rechtzeitig digitalisierte und als Webinar genauso funktioniert. Doch das trifft nicht auf alle zu.
Der Eroberungswille jedenfalls ist ungebrochen. Das beweist auch der Anlass der Franchise Expo 20. Es ging um das Expandieren österreichischer Systeme nach Deutschland.