Die Hipster kommen
Bauherrenmodelle helfen, aus Randlagen Trendbezirke zu machen. Weil dabei privates Kapital mobilisiert wird, ist der positive Effekt auf das BIP enorm.
Bestandsgebäude mit privatem Kapital revitalisieren, langfristig vermieten und dabei durch Förderungen oder steuerliche Begünstigungen die Renditen weiter erhöhen: Das ist die Idee hinter Bauherrenmodellen. Seit rund vier Jahrzehnten werden solche Modelle privaten und institutionellen Anlegern angeboten. In der Anfangszeit waren viele Kunden Steuerberater oder Anwälte, bald kamen Freiberufler wie Ärzte, Consulter und Architekten hinzu – heute sind die Kunden der größten Anbieter oft Mittelständler oder leitende Angestellte, die grundbücherliche Sicherheit mit laufenden Erträgen aus der Vermietung verbinden möchten.
„Leistbarer Wohnraum wird immer nachgefragt und es spricht vieles dafür, dass die aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen diese Entwicklung verstärken. Das gewährleistet langfristige Vermietbarkeit und nachhaltig solide Renditen für Investoren“, sagt IFA-Vorstand Michael Baert.
Hotspot Brunnenmarkt
IFA hat als Österreichs führender Anbieter für direkte Immobilieninvestments seit der Gründung 1978 469 Projekte realisiert. Eines seiner Erfolgsrezepte sei es, das Entwicklungspotenzial von Stadtteilen frühzeitig zu erkennen, meint Baert. „Die Projektpipeline für 2021 und darüber hinaus – mit Schwerpunkten auf Wien, Graz und Salzburg – ist jedenfalls gut gefüllt.“
Das verschönert die Wohngegenden: In Wiener Stadtentwicklungsgebieten wie Ottakring, Favoriten oder Floridsdorf gibt es ganze Straßenzüge mit IFA-Projekten. So wurde das Grätzel um den Brunnenmarkt erst eine Wohngegend für Hipster und Bobos, nachdem das Unternehmen ab den 1990erJahren eine Vielzahl von Häusern saniert und ausgebaut hatte. „Bauherrenmodelle werden überwiegend im dicht verbauten, innerstädtischen Siedlungsgebiet realisiert“, sagt Christian Helmenstein, Chefökonom des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica. „Ihnen kommt daher eine Stadtentwicklungsfunktion in mehrfacher Hinsicht zu: Sie tragen einerseits direkt und indirekt dazu bei, dass die Bausubstanz verbessert wird. Andererseits führen Investitionen zu einer Veränderung der demografischen Struktur, da mit sanierten oder neu errichteten Wohnhäusern ein größerer Kreis an potenziellen Mietern angezogen werden kann.“Infolge der städtebaulichen Entwicklung steigt auch die Kaufkraft – und die Kombination dieser Effekte liefert einen wichtigen Impuls für eine ausgewogene Stadtentwicklung: Jeder Euro, der in ein Bauherrenmodell investiert wird, wird vervielfacht. „Es kommt zu einer Heterogenisierung, gleichzeitig aber auch einer allgemeinen Anhebung der ökonomischen Leistungsfähigkeit, wodurch die Attraktivität für lokale Geschäftstätigkeit erhöht wird“, erläutert Helmenstein. „Durch das vermehrte Angebot an Einkaufsmöglichkeiten profitiert das gesamte Umfeld, sodass die Investitionstätigkeit insgesamt zu einer allgemeinen Aufwertung nicht nur der unmittelbaren Zielgebiete führt.“
Leistbares Wohnen
Der positive Effekt für die Volkswirtschaft ist enorm: Die Bauwirtschaft gibt inklusive Umwegrentabilität Hunderttausenden Menschen Arbeit und trägt rund sieben Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Heuer dürfte der Bau-Anteil am BIP Wirtschaftsforschern zufolge sogar auf zehn Prozent steigen: Denn während andere Produktionsbetriebe stillstanden, wurde an den Baustellen weitergearbeitet. „Leistbare Mietwohnungen sind gefragter denn je“, betont Harald Kitzberger, Geschäftsführer des Linzer Bauherrenmodell-Entwicklers Wertsecure. „Ein Bauherrenmodell schafft diese Wohnungen am kostengünstigsten für den Steuerzahler.“Kitzberger rechnet vor: Ein Bauherrenmodell schafft pro Euro Fördermittel rund drei Mal so viel leistbaren Wohnraum wie etwa gemeinnützige Wohnbauträger. „Einerseits wird es in den Flächenbezirken von Wien noch über viele Jahre genügend verfügbare Abbruchhäuser geben. Andererseits werden sanierungsbedürftige Objekte nie ausgehen. Nach rund 25 bis 30 Jahren ist jeder Neubau sanierungsbedürftig, das sind etwa vier Prozent des Wohnhausbestandes jährlich.“In den kommenden Jahrzehnten würden zudem viele Büroflächen in Wohnraum umgewandelt, glaubt der Experte, wobei Home-Office einer der Treiber dieses Trends sein werde. „Das ist dann ein neues Einsatzgebiet für Bauherrenmodelle.“