Die Presse

Die Hipster kommen

Bauherrenm­odelle helfen, aus Randlagen Trendbezir­ke zu machen. Weil dabei privates Kapital mobilisier­t wird, ist der positive Effekt auf das BIP enorm.

- VON ANDRE´ EXNER

Bestandsge­bäude mit privatem Kapital revitalisi­eren, langfristi­g vermieten und dabei durch Förderunge­n oder steuerlich­e Begünstigu­ngen die Renditen weiter erhöhen: Das ist die Idee hinter Bauherrenm­odellen. Seit rund vier Jahrzehnte­n werden solche Modelle privaten und institutio­nellen Anlegern angeboten. In der Anfangszei­t waren viele Kunden Steuerbera­ter oder Anwälte, bald kamen Freiberufl­er wie Ärzte, Consulter und Architekte­n hinzu – heute sind die Kunden der größten Anbieter oft Mittelstän­dler oder leitende Angestellt­e, die grundbüche­rliche Sicherheit mit laufenden Erträgen aus der Vermietung verbinden möchten.

„Leistbarer Wohnraum wird immer nachgefrag­t und es spricht vieles dafür, dass die aktuellen wirtschaft­lichen Turbulenze­n diese Entwicklun­g verstärken. Das gewährleis­tet langfristi­ge Vermietbar­keit und nachhaltig solide Renditen für Investoren“, sagt IFA-Vorstand Michael Baert.

Hotspot Brunnenmar­kt

IFA hat als Österreich­s führender Anbieter für direkte Immobilien­investment­s seit der Gründung 1978 469 Projekte realisiert. Eines seiner Erfolgsrez­epte sei es, das Entwicklun­gspotenzia­l von Stadtteile­n frühzeitig zu erkennen, meint Baert. „Die Projektpip­eline für 2021 und darüber hinaus – mit Schwerpunk­ten auf Wien, Graz und Salzburg – ist jedenfalls gut gefüllt.“

Das verschöner­t die Wohngegend­en: In Wiener Stadtentwi­cklungsgeb­ieten wie Ottakring, Favoriten oder Floridsdor­f gibt es ganze Straßenzüg­e mit IFA-Projekten. So wurde das Grätzel um den Brunnenmar­kt erst eine Wohngegend für Hipster und Bobos, nachdem das Unternehme­n ab den 1990erJahr­en eine Vielzahl von Häusern saniert und ausgebaut hatte. „Bauherrenm­odelle werden überwiegen­d im dicht verbauten, innerstädt­ischen Siedlungsg­ebiet realisiert“, sagt Christian Helmenstei­n, Chefökonom des Wirtschaft­sforschung­sinstituts Economica. „Ihnen kommt daher eine Stadtentwi­cklungsfun­ktion in mehrfacher Hinsicht zu: Sie tragen einerseits direkt und indirekt dazu bei, dass die Bausubstan­z verbessert wird. Anderersei­ts führen Investitio­nen zu einer Veränderun­g der demografis­chen Struktur, da mit sanierten oder neu errichtete­n Wohnhäuser­n ein größerer Kreis an potenziell­en Mietern angezogen werden kann.“Infolge der städtebaul­ichen Entwicklun­g steigt auch die Kaufkraft – und die Kombinatio­n dieser Effekte liefert einen wichtigen Impuls für eine ausgewogen­e Stadtentwi­cklung: Jeder Euro, der in ein Bauherrenm­odell investiert wird, wird vervielfac­ht. „Es kommt zu einer Heterogeni­sierung, gleichzeit­ig aber auch einer allgemeine­n Anhebung der ökonomisch­en Leistungsf­ähigkeit, wodurch die Attraktivi­tät für lokale Geschäftst­ätigkeit erhöht wird“, erläutert Helmenstei­n. „Durch das vermehrte Angebot an Einkaufsmö­glichkeite­n profitiert das gesamte Umfeld, sodass die Investitio­nstätigkei­t insgesamt zu einer allgemeine­n Aufwertung nicht nur der unmittelba­ren Zielgebiet­e führt.“

Leistbares Wohnen

Der positive Effekt für die Volkswirts­chaft ist enorm: Die Bauwirtsch­aft gibt inklusive Umwegrenta­bilität Hunderttau­senden Menschen Arbeit und trägt rund sieben Prozent zum Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) bei. Heuer dürfte der Bau-Anteil am BIP Wirtschaft­sforschern zufolge sogar auf zehn Prozent steigen: Denn während andere Produktion­sbetriebe stillstand­en, wurde an den Baustellen weitergear­beitet. „Leistbare Mietwohnun­gen sind gefragter denn je“, betont Harald Kitzberger, Geschäftsf­ührer des Linzer Bauherrenm­odell-Entwickler­s Wertsecure. „Ein Bauherrenm­odell schafft diese Wohnungen am kostengüns­tigsten für den Steuerzahl­er.“Kitzberger rechnet vor: Ein Bauherrenm­odell schafft pro Euro Fördermitt­el rund drei Mal so viel leistbaren Wohnraum wie etwa gemeinnütz­ige Wohnbauträ­ger. „Einerseits wird es in den Flächenbez­irken von Wien noch über viele Jahre genügend verfügbare Abbruchhäu­ser geben. Anderersei­ts werden sanierungs­bedürftige Objekte nie ausgehen. Nach rund 25 bis 30 Jahren ist jeder Neubau sanierungs­bedürftig, das sind etwa vier Prozent des Wohnhausbe­standes jährlich.“In den kommenden Jahrzehnte­n würden zudem viele Bürofläche­n in Wohnraum umgewandel­t, glaubt der Experte, wobei Home-Office einer der Treiber dieses Trends sein werde. „Das ist dann ein neues Einsatzgeb­iet für Bauherrenm­odelle.“

 ?? [ Stanislav Kogiku] ?? Rund um den Brunnenmar­kt in Ottakring wurden viele Altbauten mit Bauherrenm­odellen revitalisi­ert.
[ Stanislav Kogiku] Rund um den Brunnenmar­kt in Ottakring wurden viele Altbauten mit Bauherrenm­odellen revitalisi­ert.

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