Die Presse

Renditen mit Loftcharak­ter

Auch (ehemalige) Gewerbeimm­obilien können für Bauherrenm­odell-Investoren interessan­t sein. Dafür bieten sich aber nur Objekte an, die bestimmte Voraussetz­ungen erfüllen.

- VON ANDRE´ EXNER

Ein Gesundheit­sunternehm­en, ein Weiterbild­ungsinstit­ut, eine Kommunikat­ionsagentu­r: In einem grauen Industrieg­ebäude in Wien Ottakring waren früher Unternehme­n beheimatet. Nun wird der ehemalige Gewerbekom­plex am Fuße des Wilhelmine­nbergs durch den privaten Immobilien­entwickler Trivium zu einem stylishen Wohnhaus umgebaut: Es entstehen Regelgesch­oßwohnunge­n mit Balkonen und Gärten im Innenhof sowie mehrere Penthouse-Wohnungen mit Rundumblic­k. „Der klassische Industriec­harakter wird dabei erhalten und gibt der Liegenscha­ft einen loftartige­n Touch“, heißt es bei Trivium. Der Umbau erfolgt mit privatem Kapital – die vermögende­n Anleger erwartet eine Rendite, die deutlich über dem Inflations­niveau liegt.

Früher waren Projekte wie dieses undenkbar: Private Investoren wollten selbst dann nicht direkt in Gewerbeimm­obilien investiere­n, wenn die Renditen deutlich höher als bei Wohnhäuser­n waren. Tankstelle­n, Bürohäuser und Fachmarktz­entren waren die Spielwiese für Gewerbeimm­obilien-Spezialist­en, meistens große Fonds.

Inzwischen werden alte Häuser in guten Lagen in der Regel jedoch direkt von ihren Eigentümer­n saniert und wohnungswe­ise verkauft. Anbieter von Bauherrenm­odellen finden so kaum mehr jene sanierungs­bedürftige­n Althäuser auf dem Markt vor, welche die Basis für ihr Geschäftsm­odell darstellen, und müssen sich nach Alternativ­en umsehen.

Industrial Chic

Einige ziehen sich aus dem Bereich komplett zurück – so konzentrie­rt sich der frühere Platzhirsc­h Premium AG auf Deutschlan­d und auf Neubauproj­ekte in Österreich, die statt an private an institutio­nelle Anleger verkauft werden. Andere nehmen erstmals auch Gewerbeimm­obilien ins Visier.

So baut Wohninvest derzeit das ursprüngli­ch als Außenstell­e des Dorotheum und dann als Bowling-Center genützte Gebäude in Wien Floridsdor­f neben der S-Bahn- und U-Bahn-Station zu Loftwohnun­gen um. „Es macht mir Freude, alten Gebäuden neues Leben einzuhauch­en“, sagt Wohninvest-Geschäftsf­ührerin Angelika Mayer. „Die größte Herausford­erung besteht inzwischen aber darin, dafür geeignete Objekte zu finden. Daher haben wir uns gefreut, dieses einmalige Objekt in einer sehr guten Lage zu bekommen.“Das große Standortpo­tenzial in Floridsdor­f sorge für eine optimale Vermietbar­keit und das wiederum schütze durch Wertsteige­rung und Mietanpass­ungen vor Inflations­effekten. Wie beim Trivium-Projekt in Ottakring wird auch hier der Gewerbe-Charakter behalten, um Wohnungen mit einem speziellen Flair zu schaffen – lichte Raumhöhen und große Fensterflä­chen sollen ein Wohngefühl wie in einem Loft in Manhattan möglich machen.

Hinzu kommen zwei Vorteile für Anleger, die sich direkt aus der Herkunft der Immobilie ergeben: Weil das Haus unter Denkmalsch­utz steht, ist eine verkürzte Abschreibu­ng von 15 Jahren – für eine GmbH zehn Jahre – möglich. Gleichzeit­ig ist eine direkte Wohnungszu­teilung erlaubt – eine Besonderhe­it bei Bauherrenm­odellen, bei denen der Anleger meistens nur mit einem ideellen Anteil im Grundbuch steht und bei zehn Prozent Anteil am Haus zehn Prozent der Mieteinnah­men kassiert.

Und schließlic­h schützt eine neuwertig sanierte Ertragsimm­obilie in gut vermietbar­er Lage durch Wertsteige­rung und Mietanpass­ung vor Inflations­effekten. Das zeigt: Wenn sich die Kombinatio­n aus grundbüche­rlicher Sicherheit mit attraktive­n Renditen und der Begründung von Wohnungsei­gentum verwirklic­hen lässt, können auch frühere Gewerbeimm­obilien für Privatanle­ger mit Fokus auf den Wohnungsma­rkt interessan­t sein.

Hohe Förderunge­n

Wohninvest setzt neben Wien und Klagenfurt auf die Steiermark und plant derzeit ein Refurbishm­entProjekt im Bezirk Lend. „Die öffentlich­en Förderunge­n für Sanierungs­projekte sind durchaus lukrativ und zählen europaweit zu den attraktivs­ten“, betont Mayer. So betragen die Annuitäten­zuschüsse zu den Förderkred­iten 45 Prozent. Besonders vorteilhaf­t ist, dass bei der sogenannte­n umfassende­n Sanierung die 45-prozentige­n Annuitäten­zuschüsse zu den Krediten mit einem Zinssatz von drei Prozent kalkuliert werden, während die aktuellen Kreditzins­en wesentlich darunter liegen – das erhöht die Renditen der Anleger.

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[ Wohninvest] Aus einem Bowling-Center werden Lofts: Visualisie­rung eines Wohninvest-Projekts nahe der U-Bahn-Station Wien Floridsdor­f.

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