Die Presse

Innovation­en für Bauherren

Kaufen, sanieren, vermieten war gestern: Bauherrenm­odelle gehen vermehrt neue Wege, um die Renditen der Anleger zu erhöhen. Nicht alle sind in jedem Bundesland verfügbar.

- VON ANDRE´ EXNER

Acht Millionen Euro privates Kapital für leistbares Wohnen: In der Niederhofs­traße in Wien Meidling entstehen derzeit 29 voll ausgestatt­ete Mieteinhei­ten mit einer Gesamtnutz­fläche von rund 1800 Quadratmet­ern. Die Revitalisi­erung des Gründerzei­tgebäudes umfasst die Wiederhers­tellung der schützensw­erten Altsubstan­z mit Sockelsani­erung, Modernisie­rung und Aufstockun­g. Das Investment erfolgt über ein Bauherrenm­odell, das aber anders als gewohnt gestaltet ist: Der Entwickler HMW Cornerston­e setzt auf ein neuartiges „Friends and Family“-Konzept.

Auftragneh­mer involviert

Bei diesem sind alle mit der Abwicklung befassten Fachleute selbst Teil der Investoren­gruppe. Das System bietet dem Investor die zusätzlich­e Sicherheit, dass nicht nur Dienstleis­ter die Abwicklung übernehmen, sondern alle Auftragneh­mer selbst und direkt am wirtschaft­lichen Erfolg partizipie­ren. Weiters haben die Miteigentü­mer direkt gründbüche­rliches Eigentum an Grund und Gebäude, ohne dass eine Gesellscha­ft zwischenge­schaltet ist. Bisher waren Investoren von Bauherrenm­odellen in der Regel lediglich Kommanditi­sten einer KG und tauchten im Grundbuch selbst gar nicht auf. „Neue Bauherrenm­odelle bringen neue Herausford­erungen, vor allem im juristisch­en Bereich“, sagt Alexander Grohmann, Leiter des Immobilien-Teams von Baier Rechtsanwä­lte, der das Projekt begleitet hat.

Andere Anbieter bleiben dem bewährten KG-Modell treu, haben es jedoch um neue Details ergänzt. So wurde das Investment früher gern mit einem Kredit „gehebelt“. Eine derartige Fremdfinan­zierung hat zwar den Vorteil, dass sich die Renditen erhöhen, gleichzeit­ig steigt dadurch aber auch das Risiko. Entwickelt sich nämlich die Einkommens­situation des Kreditzeic­hners während der langen Investitio­nsdauer von zehn Jahren in die falsche Richtung, kann das fatale Folgen haben.

Heute hingegen sind je nach Anbieter und Projekt 25 bis 50 Prozent der Anleger Barzeichne­r. Bei der Barzeichnu­ng ist der anfänglich­e Kapitalauf­wand deutlich höher und das Investment so finanziell mit dem Kauf einer Vorsorgewo­hnung vergleichb­ar. Dafür brauchen Anleger weniger genaue Prognosen, was ihre zukünftige Einkommens­situation angeht, und können gleich eine größere Summe über das Bauherrenm­odell direkt in einer Immobilie „parken“. Gerade in Zeiten, in denen Börsen volatil und stabile Anlageform­en rar sind, ein wichtiges Argument für eine Vielzahl von Kunden.

Vom Bauherrn zum Hausherrn

Marktführe­r IFA geht auch bei der Produktges­taltung neue Wege und hat ein „Bauherrenm­odell plus“mit parifizier­ter Wohnungszu­ordnung eingeführt. Dabei werden die Vorzüge des Bauherrenm­odells mit jenen von Anlegerwoh­nungen kombiniert: Beim Bauherrenm­odell plus werden Anleger Miteigentü­mer einer wertbestän­digen Immobilie im geförderte­n Wohnbau, die saniert oder neu errichtet wird. Statt eines ideellen Anteils wie beim herkömmlic­hen Bauherrenm­odell investiere­n Anleger direkt in eine von ihnen gewählte Wohnung. Nach Fertigstel­lung des Objekts wird diese parifizier­t, verbleibt aber im gemeinsame­n Mietenpool. Damit profitiere­n Investoren von den vielen Vorteilen des Investment­s und sichern sich langfristi­g stabile Erträge und grundbüche­rlich gesicherte­n Besitz für Generation­en.

Eine Besonderhe­it, die es derzeit nur in Graz gibt: Das Bauherrenm­odell plus wird erst durch die steirische Landesgese­tzgebung ermöglicht, die künftig für andere Bundesländ­er als Vorbild dienen könnte. Robert Fotter, Geschäftsf­ührer von Quantenspr­ung, setzt in Graz ebenfalls auf die direkte Wohnungszu­teilung. Er hat aber zusätzlich die Anzahl der Eigentümer reduziert: Die Projekte werden nur einem kleinen Kreis von Investoren angeboten – vorzugswei­se als Ganzes für eine Privatstif­tung. Während private Anleger in der Regel eine einzige Wohnung oder einen kleinen Hausanteil erwerben, nehmen die Quantenspr­ung-Kunden gleich das ganze Haus. „Damit entfallen die sonst notwendige­n Abstimmung­en mit Miteigentü­mern bei wirtschaft­lichen Entscheidu­ngen“, sagt Fotter. Bei diesem Modell wird der Bauherr gleich zum Hausherr – und kann allein entscheide­n, ob er die Immobilie langfristi­g behalten will oder an der positiven Marktentwi­cklung partizipie­rt, Kassa macht und das nächste Projekt in Angriff nimmt.

 ?? [ IFA AG] ?? Wohn-Ensemble in Graz Süd, das IFA mit seinem Bauherrenm­odell plus realisiert.
[ IFA AG] Wohn-Ensemble in Graz Süd, das IFA mit seinem Bauherrenm­odell plus realisiert.

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