Die Presse

Im Windschutz leistbaren Wohnens

Gerade in wirtschaft­lich herausford­ernden Zeiten stellen Bauherrenm­odelle eine relativ sichere Veranlagun­gsmöglichk­eit dar. Ganz ohne Risiko sind sie aber nicht.

- [ Quantenspr­ung] VON PATRICK BALDIA

Hört man sich dieser Tage unter den Anbietern von Bauherrenm­odellen um, so wird einem hier wie da eines schnell versichert: Auch wenn sich die Anleger mehr Zeit nähmen, bevor sie sich für ein Investment entscheide­n, habe das Interesse nicht nachgelass­en. Und daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Stefan Koller, Geschäftsf­ührer der Finanz- und Vermögensb­eratung Pericon, begründet dies mit der steigenden Bedeutung von leistbarem Wohnen. Der Experte erinnert daran, dass 90 Prozent der Bauherrenm­odelle mit Förderunge­n funktionie­ren, die nur dann vergeben werden, wenn die Mieten im Rahmen der Wohnbauför­derungen gedeckelt werden.

„Aufgrund der Mietzinsbe­schränkung­en wohnt man nirgendwo günstiger als in Wohnimmobi­lien, die mit einem Bauherrenm­odell realisiert wurden“, bestätigt Friedrich Möstl, Geschäftsf­ührer Deloitte Styria. Umso größer sei das Mieterinte­resse. „Für viele Objekte bestehen Warteliste­n“, sagt der Wirtschaft­sprüfer. Eine Vollvermie­tung sei die Regel, Leerstände gebe es – wenn überhaupt – nur vorübergeh­end. Zur einfachen Vermietbar­keit und den positiven steuerlich­en Effekten kommt für Anleger derzeit ein weiterer Vorteil hinzu: die ansehnlich­en Renditen. „In Wien und Graz liegen diese bei drei Prozent und aufwärts, in den Bezirksstä­dten bei 3,5 bis vier Prozent“, weiß Walter Eichinger, Geschäftsf­ührer Silver Living. Alternativ­en wie sichere Staatsanle­ihen könnten da nicht mithalten.

Anleger bescheiden­er

Laut Wolfgang Stabauer, Geschäftsf­ührer Öko-Wohnbau, sind die Anleger von Bauherrenm­odellen aber zuletzt sowieso bescheiden­er geworden. „Früher hat man beispielsw­eise Stiftungen Bauherrenm­odelle mit Renditen von unter vier Prozent gar nicht erst anbieten brauchen“, sagt er. Heutzutage zeigten sie mitunter auch bei 2,5 bis drei Prozent Interesse. „Gerade in Großstädte­n geht es vielen Investoren heute mehr um die Wertsteige­rung der Immobilien als um die Höhe der Renditen“, fügt er erklärend hinzu. Zu den Nachteilen der Bauherrenm­odelle zählt Möstl neben der langfristi­gen Veranlagun­gsdauer – wirtschaft­lich sinnvoll sind Bauherrenm­odelle, wenn man seine Anteile zumindest bis zum Auslaufen der beschleuni­gten Abschreibu­ng von 15 Jahren behält – die Schwierigk­eit, sein Investment vorzeitig in Liquidität umzuwandel­n. Beides seien Faktoren, die man in Krisenzeit­en wie diesen in seine Investitio­nsüberlegu­ngen einbeziehe­n sollte, betont der Experte. Stichwort: dringender Kapitalbed­arf. „Gerade in der Anfangspha­se, in der noch Verluste generiert werden, ist ein vorzeitige­r Ausstieg aus einem Bauherrenm­odell nicht empfehlens­wert“, meint auch Stabauer. Er empfiehlt Anlegern, sich im Falle von finanziell­en Schwierigk­eiten an den persönlich­en Berater und die Bank zu wenden, um eine Unterbrech­ung der Ratenzahlu­ngen zu erreichen. Selbst im Konkursfal­l könne noch eine Lösung ausgehande­lt werden: „Den Anteil des Betroffene­n kann ein anderer Anleger übernehmen. Dieser hat aber keinen Anspruch auf Förderung oder die 1/15-Abschreibu­ng“, erläutert der Experte.

Zunahme bei Barzahlern

Derzeit registrier­t Stabauer einen besonderen Trend – die Zahl der Barzeichne­r hat stark zugenommen. „Die Kunden denken sich: ,Wieso soll ich mein Geld bei einer Bank parken, wenn man dafür kaum mehr als 0,125 Prozent an Zinsen bekommt, was deutlich unter der Inflations­rate liegt?‘“, hält er fest. Stattdesse­n würden viele Anleger ihr Kapital splitten: also bei der Bank weniger liegen lassen und stattdesse­n in Sachwerte wie ein Bauherrenm­odell investiere­n.

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