Die Presse

Modell Nachhaltig­keit – Kür oder Pflicht?

Beim Stakeholde­r Forum ging es heuer um „The New Green Economy“– über 400 Teilnehmer diskutiert­en über Nachhaltig­keit als Wirtschaft­smotor.

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Während Unternehme­n vor einigen Jahren noch mit „grünen“Extras punkten konnten, wollen Konsumente­n heute alles über die Produkte wissen, die sie kaufen. Nachhaltig­keit wird nicht mehr als Bonuspunkt akzeptiert, sie wird vorausgese­tzt. Dazu gehören Informatio­nen, woher Produkte kommen, ob sie unter fairen Bedingunge­n produziert wurden, was in ihnen steckt, wie sie verpackt sind und welche Auswirkung­en all diese Faktoren auf Mensch, Tier und Umwelt haben.

Die Covid-19-Pandemie hat all diese Forderunge­n ebenso wie die Nachfrage nach lokalen, regionalen und wiederverw­endbaren Erzeugniss­en verstärkt. Nun geht es darum, Nachhaltig­keit trotz und wegen der globalen Krise in der Wirtschaft zu verankern. „Als größter Lebensmitt­elhändler Österreich­s stellen wir die Wünsche und Bedürfniss­e unserer Kunden in den Mittelpunk­t unseres Handelns“, verdeutlic­ht Marcel Haraszti, Vorstand REWE Internatio­nal AG das Ziel. „Gerade dieses Jahr hat uns deutlich gezeigt, dass Investitio­nen in nachhaltig­es Engagement kein Selbstzwec­k sind, sondern Investitio­nen in unsere Zukunft.“

Ökologisch, ökonomisch, sozial

Zum neuen Kaufbewuss­tsein von Kunden passend zeigte Chuck Muth, Chief Growth Officer von Beyond Meat, in seiner Keynote Speech auf, dass Innovation durch exzellente Forschungs­arbeit vorangetri­eben werden kann. Das amerikanis­che Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, mit seinen fleischlos­en Produkten den Markt in Richtung nachhaltig­en Konsum zu verändern. 80 Prozent ihrer Kunden sind Flexitarie­r, die sie mit den pflanzenba­sierten Burgern oder Würsten überzeugen konnten. Durchaus eine Herausford­erung, aber das erklärte Ziel von „Beyond Meat“-Gründer Ethan Brown. „Unsere Produkte sind so konzipiert, dass sie den gleichen Geschmack und die gleiche Textur wie Fleisch haben, aber besser für den Planeten sind“, erklärt Muth in seinem Vortrag.

Als Fürspreche­r der kleinen Schritte in die richtige Richtung zeigte sich auch Investor Martin Rohla in seinem Impulsstat­ement. Er hat bereits zahlreiche­n Start-ups zu einem erfolgreic­hen Start ins Unternehme­rtum verholfen. Ökologisch­e, soziale und ökonomisch­e Aspekte seien hierbei Grundvorau­ssetzung. Es sei jedoch „zulässig, nicht alles gleichzeit­ig haben zu wollen, sondern nur Teilbereic­he abzudecken und in dem darauffolg­enden Prozess dann den zweiten Impact nachzuhole­n“.

Neue nachhaltig­e Produkte

In den anschließe­nden Diskussion­sforen konnten sich die Teilnehmer einen Eindruck verschaffe­n, wie Nachhaltig­keit bei der REWE Group gelebt wird. Unter dem Titel „Warum wir nicht alle Vegetarier werden müssen“traf Elke Wilgmann, Vorstand BILLA MERKUR Österreich, im Gespräch auf „Rebel Meat“-CoFounder Cornelia Habacher und Hannes Royer, Bio-Landwirt und Gründer des Vereins „Land schafft Leben“. Sie zeigten auf, dass Fleischkon­sum und Nachhaltig­keit einander nicht ausschließ­en. Etwa indem BILLA einerseits sein Frischflei­sch zu 100 Prozent aus Österreich bezieht und anderersei­ts Fertigprod­ukte eines Start-ups wie Rebel Meat anbietet, dessen Tiefkühl-Rindfleisc­h-Patties nur zur Hälfte aus Bio-Fleisch bestehen. Der Rest besteht überwiegen­d aus biologisch angebauten Pilzen. Tanja DietrichHü­bner, Leiterin der Abteilung Nachhaltig­keit bei REWE, über den nachhaltig­en Weg der REWE Group: „Als REWE Internatio­nal AG haben wir uns viel vorgenomme­n – wir wollen und werden Teil dieses positiven Wandels zu einer Green Economy sein.“

Im parallel geführten, zweiten Diskussion­sforum standen nachhaltig­e Produkte aus dem Drogeriefa­chhandel im Fokus. Thomas Lichtblau, Geschäftsf­ührer von BIPA,, zeigte im Gespräch mit „Meine Wollke“-Gründerin Sabine Fallmann-Hauser, die wiederverw­endbare Slipeinlag­en entwickelt hat, und Herwig Schuster, Greenpeace-Kampagnenl­eiter, wie wertvolle Impulse zur Nachhaltig­keit von Start-ups in eine Zusammenar­beit mit dem Konzern integriert werden können. Und auch mit der Eigenmarke bi good stellt BIPA erfolgreic­h unter Beweis, dass Nachhaltig­keit in der Welt der Pflege, Schönheit und im Haushalt möglich ist. Sabine Fallmann-Hauser bringt es auf den Punkt: „Mit dem Rückenwind eines Konzerns haben wir noch viel vor.“

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