Die Presse

Militär-Imam wehrt sich gegen Jihad-Vorwürfe

Islamische­r Seelsorger von Bundesheer abberufen.

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Wien. Die am Donnerstag bekannt gewordene Abberufung des islamische­n Militär-Imams des Bundesheer­s beruht auf Informatio­nen, die vom Heeres-Abwehramt gekommen waren, so das Verteidigu­ngsministe­rium am Freitag. In der Islamische­n Glaubensge­meinschaft (IGGÖ) zeigte man sich über die mediale Bekanntgab­e irritiert. Im Ministeriu­m betonte man, sowohl IGGÖ als auch den Imam selbst informiert zu haben.

Die Jihadismus-Vorwürfe seien aus verschiede­nen Quellen gekommen, die man nicht offenlegen wolle, hieß es im Verteidigu­ngsministe­rium. Jedenfalls seien sie so ernst zu nehmen gewesen, dass der Mann seine Tätigkeit nicht mehr ausüben dürfe. Nun liefen Gespräche, es gebe weiter Militär-Imame. Ümit Vural, Präsident der IGGÖ, zeigte sich über die Vorgangswe­ise verwundert.

Kritik an Ministerin

„Leider scheint es zur Normalität zu werden, dass Entscheidu­ngen von Ministerie­n nur noch via Medien kommunizie­rt werden.“Ein Ex-Jihadist – als selbst ernannter Islamisten­jäger auftretend – habe in einem Youtube-Video schwere Vorwürfe gegen den langjährig­en Militär-Imam erhoben. Das Verteidigu­ngsressort habe daraufhin eine Entscheidu­ng getroffen, ohne die IGGÖ vorab zu informiere­n.

Der Imam des österreich­ischen Bundesheer­es sei weder der IGGÖ, dem Bundesmini­sterium noch seiner Kollegscha­ft in der Vergangenh­eit jemals negativ aufgefalle­n. Im Gegenteil sei der ausgebilde­te Jurist und Religionsp­ädagoge für seine Tätigkeit stets hoch geschätzt worden, so Vural. Der Imam selbst hat die Vorwürfe zurückgewi­esen: Er habe Jihadisten­videos „nie in meinem FacebookAu­ftritt geteilt, noch teile ich diese Ideologie“, sagte er im Ö1-„Mittagsjou­rnal“. (APA)

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