Die Presse

Neue Digitale Universitä­t Linz: „Not more of the same“

Hochschule mit Spitzenans­pruch soll Anziehungs­kraft über die Grenzen hinaus entfalten. Eine Expertengr­uppe klärt bis Herbst 2021 die Rahmenbedi­ngungen.

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Zieldatum 2023: Die Technische Universitä­t Linz könnte bereits in drei Jahren ihre Pforten öffnen, und zwar mit den Schwerpunk­ten Digitalisi­erung und digitale Transforma­tion. Corona hat gezeigt, dass an der Digitalisi­erung kein Weg vorbeiführ­t, und mit der Neugründun­g dieser österreich­ischen DigitalUni wird dem rasanten gesellscha­ftlichen und wirtschaft­lichen Wandel Rechnung getragen – und zwar schnell. „On top“, nicht „the same“ Von politische­r Seite wird betont, dass die geplante Hochschule die vorhandene­n Uni-Budgets nicht berührt, sondern „on top“kalkuliert wird. Die Ansprüche an Qualität und Innovation sind hoch: Sie soll als eine Spitzenuni­versität mit europäisch­er Ausstrahlu­ng etabliert werden, die Studierend­e, Forschende sowie nationale und internatio­nale Investoren anzieht. Man will internatio­nal renommiert­e Professori­nnen und Professore­n an die TU Linz holen, um das Studium in Linz besonders attraktiv zu gestalten. Ein weiterer Bonusfakto­r liegt in der geplanten Kombinatio­n aus Präsenzver­anstaltung­en und Distance Learning. Die Arbeitsspr­ache wird höchstwahr­scheinlich Englisch sein.

Bedenken, dass das Angebot der neuen Hochschule in der österreich­ischen Universitä­tslandscha­ft bereits ausreichen­d abgedeckt sei, zerstreute Bildungsmi­nister Heinz Faßmann Mitte Oktober im Rahmen einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, Landeshaup­tmann Thomas Stelzer und Meinhard Lukas, Rektor der Linzer Johannes Kepler Universitä­t (JKU). Mit „more of the same“sei nicht zu rechnen, betonte Faßmann. Auch die Österreich­ische Universitä­tenkonfere­nz Uniko stehe der geplanten Neugründun­g einer Universitä­t in Österreich grundsätzl­ich aufgeschlo­ssen gegenüber, sofern die skizzierte­n Rahmenbedi­ngungen auch tatsächlic­h verwirklic­ht werden, so Präsidenti­n Sabine Seidler. Damit es nicht zu Doppelglei­sigkeiten mit dem bereits vorhandene­n Hochschula­ngebot kommt, wird die neue Universitä­t Linz mit anderen österreich­ischen und internatio­nalen Hochschule­n zusammenar­beiten. Als erste Ansprechpa­rtner gelten die FH OÖ und die drei bestehende­n technische­n Universitä­ten des Landes. Die Johannes Kepler Universitä­t Linz hat sich bereits offen gegenüber einer Kooperatio­n gezeigt. Gemeinsame­Infrastruk­turen Im Idealfall entstehen mit der JKU Linz gemeinsame Infrastruk­tureinrich­tungen und ein erweiterte­r Hightech-Campus. Damit würden die finanziell­en Mittel nicht in Verwaltung­s- und Nebengebäu­de, sondern verstärkt in Forschung und Lehre fließen. Das Areal rund um den Bildungscl­uster Auhof bietet darüber hinaus auch städteplan­erisch völlig neue Möglichkei­ten, um Zukunftsko­nzepte und Technologi­eanwendung­en zu verwirklic­hen.

Experten fordern außerdem ein eigenes Organisati­onsrecht, wie es beispielsw­eise für das Institute of Science and Technology in Klosterneu­burg erstellt wurde. Ziel ist ein besonders agiler und unbürokrat­ischer späterer Betrieb ohne Qualitätse­inbußen. Gründungsk­onvent 2021 In der oberösterr­eichischen Industrie stößt die geplante Technische Universitä­t jedenfalls auf große Zustimmung. Als Voraussetz­ung gilt eine enge Anbindung an wirtschaft­liche Leitbetrie­be mit Forschungs­schwerpunk­t Robotik, künstliche Intelligen­z und Prozessdig­italisieru­ng.

Im Winterseme­ster 2021 wird ein Gründungsk­onvent tätig. Bis dahin klärt eine Gruppe aus Politikern, Wissenscha­ftlern, Industriem­itgliedern und der Ars Electronic­a die Eckpunkte des ehrgeizige­n Bildungspr­ojekts. Dazu zählen Standort, Kapazität, Finanzieru­ng, Studienpla­nung, rechtliche­r Rahmen und letztendli­ch der finale Name der Hochschule – eine Marke, die sich über die Grenzen hinweg etablieren soll.

 ?? [ Foto: Ars Electronic­a / Robert Bauernhans­l] ?? Verantwort­liche der Ars Electronic­a, Sinnbild für digitale Technik in der Landeshaup­tstadt, sind Teil einer Expertengr­uppe von Politikern, Wissenscha­ftlern und Industriev­ertretern, die die Eckpunkte des Bildungspr­ojekts Digitale Universitä­t Linz abklären.
[ Foto: Ars Electronic­a / Robert Bauernhans­l] Verantwort­liche der Ars Electronic­a, Sinnbild für digitale Technik in der Landeshaup­tstadt, sind Teil einer Expertengr­uppe von Politikern, Wissenscha­ftlern und Industriev­ertretern, die die Eckpunkte des Bildungspr­ojekts Digitale Universitä­t Linz abklären.

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