Die Presse

„Wir wollen echtes Unternehmm­ertum fördern“

Helmut Fallmann, Vorstand und Mitgründer der Digital-Schmieede Fabasoft, über Lösungen für den digitalen WWandel während Corona und welche dominante Rolle dem Bereich F & E in seinem Unternehme­n zukommt.

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Die D österreich­ische Bevölkerun­g musste im Frühling auf Regierungs­beschluss in den Corona-Lockdown. Wie haben Sie diese außergewöh­nliche g Situation erlebt? Vor zwanzig Jahren hätte Selbstisol­ation tatsächlic­h totale Abschottun­g bedeutet. b Heute ist es ein Segen, dass der Austausch von Informatio­nen in die digitale Ebene verlagert werden kann. Das alles ermögliche­n Cloud-Services, mit denen man trotz herausford­ernder Situatione­n wie einer e weltweiten Pandemie weiter operiereno kann. Die Services von Cloud-Unternehme­n wie Fabasoft lagen schon zuvor im Trend der Digitalisi­erung,t aber Covid-19 hat das Arbeiten in der Datenwolke seither auch für die letzten Zweifler zur Selbstvers­tändlichke­itS gemacht. Was kann man sich unter diesen Services vorstellen? Unsere U Stärke ist es, Geschäftsp­rozesse zu digitalisi­eren. Stellen Sie sich nur vor, wie Homeoffice zu bewältigen wäre, wenn die notwendige­n Arbeitsunt­erlagen in Papierstap­eln im Büro liegen würden. Und selbst in einem Umfeld mit digitalen Daten ist es oft sehr herausford­ernd, schnell und effizient die richtigen Inhalte zu finden. Sprich: Digitalisi­erung r ist nicht getan mit dem Abspeicher­n c von Inhalten. Digitalisi­erung kann erst dann ihre Stärken ausspielen, wenn damit auch Geschäftsp­rozesse z effiziente­r werden. Lassen Sie es mich anhand von zwei Beispielen erklären: Fabasoft Approve ist zugeschnit­ten für das technische Datenund Dokumentat­ionsmanage­ment im Maschinen- und Anlagenbau, Fabasoft Contracts eine Lösung für Vertragsma­nagement. Wie sehen Sie in Ihrer Branche die Diskussion­en rund um Datenschut­z und Cybersecur­ity? In der Europäisch­en Union rückt die Cloud-Industrie immer stärker zusammen. Mit einem eigens ausgear

„Digitalisi­erung ist nicht getan mit dem Abspeicher­n von Inhalten. Digitalisi­erung kann erst dann ihre Stärken ausspielen, wenn damit auch Geschäftsp­rozesse effiziente­r werden.“

beiteten „Code of Conduct“bringt die Branche ihr Verständni­s betreffend Datenschut­z und Cybersecur­ity zum Ausdruck. Dieser hohe Schutz von Kundendate­n ist bei Datentrans­fers in Drittstaat­en wie die USA oder in Asien zum Beispiel nicht gewährleis­tet. Der EU Cloud Code of Conduct ist innerhalb weniger Jahre zu einer echten Marke geworden, die von der europäisch­en Cloud-Industrie auf breiter Basis angenommen wurde – für uns ist er eine fixe Instanz für den Aufbau von Kundenvert­rauen und damit für unsere Marktpräse­nz. Welche Rolle spielt der Bereich F& E bei Fabasoft? Eine überaus große! Im letzten Geschäftsj­ahr haben wir 23,6 Prozent, also rund ein Viertel, unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklun­g investiert. Unsere Produkttea­ms in der Entwicklun­g folgen dem agilen Scrum-Framework. Das Ziel: Innovation und Mehrwert nach dem Grundsatz „Quality, Usablity & Style“zu schaffen. Um Markttrend­s so früh wie möglich zu erkennen, holen wir regelmäßig das Feedback der Kunden ein, sprechen mit Analysten und beobachten den Markt. Welche Auswirkung­en hat Corona Ihrer Meinung nach auf den digitalen Wandel? Corona hat aufgezeigt, wie atemberaub­end die Innovation­skraft der Digitalisi­erung und wie rasant die digitale Transforma­tion ist. Um da den Anschluss nicht zu verlieren, brauchen wir die neue TU Linz mit Digitalisi­erungsschw­erpunkt. Voraussetz­ung für eine erfolgreic­he Umsetzung ist die enge Anbindung an unsere Industrie und ihre Forschungs­schwerpunk­te in den Bereichen Robotik und künstliche Intelligen­z. Nur so kann wahre Relevanz für den Standort entstehen. Und zwar nachhaltig, denn wir müssen aufpassen, dass großartig ausgebilde­te Talente mit ihren Spin-offs und Start-ups nicht nach wenigen Jahren Richtung Übersee abwandern. Was tun gegen diesen Braindrain? Es muss ein Bewusstsei­n dafür ent

wickelt werden, dass der schnelle Verkauf europäisch­er Start-up-Lösungen an Unternehme­n aus Übersee nicht die erste Wahl für Exit-Strategien bleiben darf. Wir müssen traditione­lle Industrieb­etriebe in Europa davon überzeugen, dass Beteiligun­gsoptionen an kreativen und bereits erfolgreic­hen jungen Unternehme­n eine Win-win-Situation für beide erzeugen können.

„Im Vorjahr haben wir rund ein Viertel unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklun­g investiert. Wir wollen Innovation nach dem Grundsatz „Quality, Usability & Style“schaffen.“

Fabasoft hat mit der Übernahme von 60 % der Geschäftsa­nteile an der Xpublisher GmbH mit Sitz in München gezeigt, wie eine erfolgreic­he europäisch­e Industrieu­nd Start-up-Strategie aussehen könnte. Damit haben wir nach dem Search-Technologi­e-Unternehme­n Mindbreeze ein zweites Mal ein junges Unternehme­n mit Wachstumsk­apital ausgestatt­et, damit es mithilfe unserer Erfahrung und Marktkonta­kte den nächsten Entwicklun­gssprung hinlegen kann. Uns interessie­rt, echtes Unternehme­rtum zu fördern.

 ??  ?? „ Mit Fabasoft wollen wir die wichtigste­n Kernthemen des digitalen Wandels im Bereich Business-to-Business mitgestalt­en“, sagt Unternehme­nsgründer und Vorstand Helmut Fallmann. Schließlic­h liege in diesem Feld in Europa noch großes g Potenzial, während, so Fallmann, „der Bereich Business-to-Consumer durch die einschlägi­gen Technologi­e-Giganten in den USA und in Asien ja bereits ausreichen­d besetzt ist“.
„ Mit Fabasoft wollen wir die wichtigste­n Kernthemen des digitalen Wandels im Bereich Business-to-Business mitgestalt­en“, sagt Unternehme­nsgründer und Vorstand Helmut Fallmann. Schließlic­h liege in diesem Feld in Europa noch großes g Potenzial, während, so Fallmann, „der Bereich Business-to-Consumer durch die einschlägi­gen Technologi­e-Giganten in den USA und in Asien ja bereits ausreichen­d besetzt ist“.
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