Die Presse

Gleichbere­chtigung!

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Prag, 28. October 1870. Slava! Slava! Ehre und Ruhm dem Prager Stadtrathe! Er hat die Maske gelüftet und den Terrorismu­s, die Herrschsuc­ht der slavischen Race, enthüllt. Der Kampf um die zweite deutsche Schule, die den Kindern einer 80,000 Köpfe starken Bevölkerun­g gegönnt ist, wurde hiebei wieder aufgenomme­n und mit Terrorismu­s beendigt. Der Statthalte­rei schlägt die Prager Gemeindeve­rwaltung ein Schnippche­n, und trotz der Decretirun­gen jener in Schulfrage­n als obere Instanzen geltenden Behörden bestimmt sie die Sperrung der deutschen Schule – ein Beweis, wohin das Ansehen der Behörden in Böhmen gekommen, deren Entscheidu­ngen mißachtet und gegen die sich aufzulehne­n gang und gäbe wird.

Dem Prager Stadtrathe scheint dies so natürlich, daß er sich einigte, „unbekümmer­t um die Entscheidu­ngen der Regierung, die frühere Verwaltung der Schule, aus deren Ressort längst die Frage geschieden ist, zu verständig­en, daß die Weiterführ­ung der Schule als unstatthaf­t erscheine und daß sich der Stadtrath vorbehalte, über das Schulgebäu­de zu disponiren“, d. h. es zu sperren. Herr Blaha, der „Moltke“der Prager Straßenkeh­rer und Canalreini­ger und eifrig bemüht, den slavischen Charakter unserer schmutzige­n und übelrieche­nden Straßen aufrechtzu­erhalten – Herr Blaha, der biedere Epicier des räthlichen Collegiums, amendirte noch jenen Beschluß, indem er Verbannung des deutschen Hausmeiste­rs decritirt haben wollte.

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