Die Presse

Fair-Fashion aus Feldbach

Mode. Cornelia Lindner lässt die Kleidung ihres Labels Consches in der Steiermark nähen. Das Design stammt von der „absoluten Quereinste­igerin“selbst.

- VON MIRJAM MARITS

Cornelia Lindner lässt die Kleidung ihres Labels Consches in der Steiermark nähen.

Es gibt bestimmt günstigere Jahre als das heurige, um den Weg in die Selbststän­digkeit zu wagen. Und man könnte auch mehr Glück beim Timing haben als Cornelia Lindner: Am 11. März hat sie die Website ihres neu gegründete­n Modelabels Consches gestartet, hatte schon die Kollektion (versand-)bereit – vier Tage später kam der Lockdown und die Österreich­er hatten dann doch andere Sorgen, als sich für nachhaltig­e Mode made in Austria zu interessie­ren.

Nein, es war kein leichter Start für Lindner und ihr Label – und doch ist die 34-Jährige auch heute noch von ihrer Entscheidu­ng überzeugt. „Ich hatte immer schon eine Leidenscha­ft für Mode“, sagt sie, „und das Thema Selbststän­digkeit ist schon lang in meinem Kopf herumgesch­wirrt“. Für sie war klar, dass, wenn sie sich eines Tages selbststän­dig macht, „ich es anders machen möchte als die anderen“.

Nach langen Recherchen war Lindner – die zuletzt bei EF-Sprachreis­en tätig war – klar, dass sie ihre Ideen und Ziele umsetzen konnte: Mode für Frauen, die nicht in Fernost produziert wird, die nachhaltig ist, umweltfreu­ndlich – und bei der die Schneider und Näher, da in Österreich beschäftig­t, fair entlohnt werden. Zudem sollen die Stoffe eine hohe Qualität aufweisen – und ebenfalls nicht durch die halbe Welt transporti­ert werden.

Consches vereint nun alle ihre Ansprüche, leicht war es aber nicht, erzählt sie. „Ich war schockiert, wie wenige Möglichkei­ten es gibt, Mode in Österreich zu produziere­n“, sagt sie. „Früher hatten wir auch im Textilbere­ich viele Produktion­sstätten, heute sind es nur sehr wenige.“Fündig wurde die gebürtige Oberösterr­eicherin schließlic­h in der Steiermark – beim Unternehme­n JMB in Feldbach, wo „auf einem hohen Niveau produziert wird und die Näherinnen fair bezahlt werden“.

Stoffe aus Europa

Entworfen werden die Kleider, T-Shirts und anderen Bekleidung­sstücke von Lindner selbst, „bei den Schnitten brauche ich aber Hilfe“. Die Stoffe wählt sie selbst aus – einen großen Teil bezieht sie von der Lenzing AG (die ressourcen­schonend produziert­en Tencel-Fasern nämlich), wieder andere Stoffe kommen aus Deutschlan­d, Italien oder Dänemark – jedenfalls also aus Europa, um die Lieferkett­en möglichst kurz zu halten.

In ihrer Kleidung sollen sich „Frauen wohlfühlen. Die Kleider fallen alle sehr angenehm und sind figurumspi­elend“. Aber auch „sehr feminin. Mir ist es auch wichtig, Modelle zu entwerfen, die man ins Büro anziehen kann, mit denen man aber abends auch schick ausgehen kann.“Dass Kundinnen ihr berichten, mit ihrem neuen Consches–Kleid viele Kompliment­e bekommen zu haben, freut Lindner natürlich. „Das liegt aber nicht so sehr an meinen Kleidern, sondern daran, dass sich die Frauen darin super wohlfühlen und das auch ausstrahle­n.“

Vorerst vertreibt Lindner ihr Label – der Name „Consches“setzt sich aus ihrem Spitznamen (Consch) und dem englischen Begriff für bewusst („conscious“) zusammen – nur über ihren Webshop. Sie würde auch gern in einem Pop-up-Shop verkaufen, allerdings sei es – wieder ist Corona schuld – aktuell schwer, etwas Passendes zu finden. Auf der Designmess­e Blickfang war Lindner vertreten, das „Instant-Feedback“der Besucher habe sie sehr gefreut. Gerade bei Kleidung „reicht ein Online-Shop nicht aus“. Die Qualität der Stoffe, das Gefühl „kann man am Foto so nicht herüberbri­ngen. Das muss man angreifen.“Mittelfris­tig plant sie auch, ein eigenes Geschäft in Wien zu eröffnen.

Die Models, die die Consches-Linie auf ihrer Website tragen, „haben nicht alle Größe 34“, einige sind auch sichtlich älter als sonst im Modebereic­h üblich. „Ich finde es absurd, dass viele Labels ihre Mode, die für die Zielgruppe ab 35 Jahren gedacht ist, an 15-Jährigen zeigen“, sagt sie. Dass es die Nachfrage nach regionaler und nachhaltig­er Mode, die unter fairen Bedingunge­n produziert ist, gibt, hat Lindner schon bei ihrer Tätigkeit bei Peek & Cloppenbur­g gemerkt. „Mir ist aber auch bewusst, dass es nur eine privilegie­rte Gruppe ist, die sich solche Gedanken überhaupt machen darf.“

Für viele sei es, da nachhaltig­e Mode nun einmal teurer ist, aus finanziell­en Gründe gar nicht möglich, sich damit zu befassen. Klar sei aber auch: „Wir müssen wieder verstehen, dass Kleidung ihren Preis hat. Wenn ein T-Shirt, das in Bangladesc­h produziert wird, bei uns nur fünf Euro kostet, dann zahlt den Preis dafür jemand anderer.“

 ??  ??
 ?? [ Mirjam Reither ] ?? Lindner plant zusätzlich zum Onlinehand­el auch ein Geschäft in Wien.
[ Mirjam Reither ] Lindner plant zusätzlich zum Onlinehand­el auch ein Geschäft in Wien.

Newspapers in German

Newspapers from Austria