Investitionen im Ausland brechen
Bericht. Die Geldflüsse in fremde Regionen halbierten sich. Die Industriestaaten litten besonders.
Wien. Die Coronakrise hat nicht nur den globalen Welthandel geschwächt. Sie hat den Unternehmen auch die Lust auf Investitionen fernab der Grenze verdorben: Im ersten Halbjahr sanken die ausländischen Direktinvestitionen nach Angaben der Vereinten Nationen dramatisch. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug das Minus 49 Prozent, wie die UNKonferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) berichtet. „Das ist drastischer, als wir es für das ganze Jahr erwartet hatten“, so UNCTAD-Ökonom James Zhan.
Aufgrund der Coronakrise mit ihren Lockdowns würden sich die Firmen weltweit mit Investitionen im Ausland zurückhalten und viele geplante Projekte neu bewerten. Die Situation werde sich voraussichtlich auch in der zweiten Jahreshälfte nicht deutlich ändern. Für 2021 sei allerdings wieder eine moderate Erholung der Direktinvestitionen zu erwarten.
Demnach gab es in allen Regionen der Welt geringere Investitionszuflüsse, in den Industriestaaten sah die Lage aber besonders düster aus. Die ausländischen Direktinvestitionen fielen hier um 75 Prozent auf ein Volumen von nur noch 98 Mrd. Dollar. In Europa kam es sogar zu Abflüssen, allen voran in den Niederlanden und der Schweiz. Auch die Direktinvestitionen in die Vereinigten Staaten gaben um mehr als die Hälfte nach.
Deutlich besser scheinen die Schwellenländer durch diese Krise gekommen zu sein, das Minus belief sich dort lediglich auf 16 Prozent. Dies sei hauptsächlich auf robuste Investitionen in China zurückzuführen, teilte die UN-Organisation mit. Die Zuflüsse nach Asien fielen mit minus zwölf Prozent auch weniger scharf aus, als etwa in Afrika (minus 28 Prozent) oder Lateinamerika und der Karibik (siehe Grafik). Mehr als die Hälfte der globalen Direktinvestitionen fand in den ersten sechs Monaten in Asien statt.
Fokus der UNCTAD ist die Förderung des Handels in und mit Entwicklungsländern. Ausländische Direktinvestitionen gelten als ein Mittel, um diese Länder aus der Armut zu holen.
Weniger Übernahmen
Auch grenzüberschreitende Übernahmen litten unter der Coronakrise. Sie beliefen sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf nur noch 319 Mrd. Dollar (minus 15 Prozent), allein in den Industriestaaten gingen sie um ein Fünftel zurück. Die Industriestaaten sind für 80 Prozent der Transaktionen verantwortlich. (ag./red.)