Ex-Chef Corbyn von Labour suspendiert
Grund ist ein kritischer Bericht zu Antisemitismus.
London. Die britische Labour-Partei hat ihren früheren Vorsitzenden Jeremy Corbyn (s. Bild) am Donnerstag im Streit um antisemitische Tendenzen suspendiert. Zuvor hatte ein Untersuchungsbericht festgestellt, dass die Partei und ihr Exchef die Diskriminierung von Juden zugelassen hätten.
Der Alt-Linke Corbyn hatte die Vorwürfe in weiten Teilen umgehend zurückgewiesen. „Ein Antisemit ist einer zu viel, aber das Ausmaß des Problems ist aus politischen Gründen auch dramatisch übertrieben worden von unseren Gegnern innerhalb und außerhalb der Partei wie auch von vielen Medien“, zitierten britische Medien Corbyn. Ein Parteisprecher sagte, die Entscheidung sei aufgrund der Reaktion Corbyns getroffen worden. Unklar war zunächst, ob die Suspendierung noch überprüft wird.
„Es gab Schikanen“
Es habe Schikanen und Diskriminierungen gegeben, hatte die unabhängige britische Kommission für Gleichheit und Menschenrechte in ihrem Bericht mitgeteilt. Besonders in der Kritik steht in dem Report Corbyn selbst, der von 2015 bis 2020 Chef der Partei war. Es habe „unentschuldbare Fehler“gegeben, die auf einen Mangel an Bereitschaft zur Bekämpfung des Antisemitismus zurückzuführen seien, sagte die Vorsitzende der unabhängigen Kommission, Caroline Waters.
Neuer Labour-Chef ist seit April 2020 Keir Starmer. Dieser sprach von einem „Tag der Schande“für Labour und versprach, die Empfehlungen der Kommission vollständig umzusetzen. Die Partei muss nun binnen sechs Wochen einen Aktionsplan vorlegen.
Seit Jahren werfen Kritiker den britischen Sozialdemokraten antisemitische Tendenzen – etwa in Beiträgen in sozialen Medien – vor. Mehrere Abgeordnete verließen aus Protest die Partei. 2018 räumte Corbyn ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu zaghaft betrieben worden seien. (ag.)