Die Presse

Kein Strom für warme Schanigärt­en

Gastronomi­e. Die Sache mit den Winterscha­nigärten läuft für Wiens Wirte nicht so gut wie erwartet. Ihnen fehlen vielfach Heizmöglic­hkeiten – Genehmigun­gen auch.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Die Ausblicke für die Gastronomi­e sind alles andere als rosig. Nun, da man für die kommenden Wochen mit Lockdown-artigen Verhältnis­sen rechnet, sowieso nicht, aber auch zuletzt sind die Zahlen der Indoor-Gäste proportion­al zu steigenden Corona-Infektions­zahlen stark zurückgega­ngen.

Abhilfe – und möglichst sichere Gastronomi­e – schaffen sollten hier die Winterscha­nigärten. Die wurden in Wien in einer Corona-Ausnahmere­gelung analog zu jenen im Sommer erlaubt. Wiens Wirte schöpften Hoffnung, im Spätsommer hieß es, man erwarte im Winter ein Straßenbil­d wie im Sommer, so gut wie jeder, der da einen Garten hatte, werde sich damit auch über die kalten Monate retten.

Nun, da es kalt geworden ist, sieht die Sache aber anders aus: Warme Gastgärten mit Elektrohei­zungen (Gas ist in Wien aus ökologisch­en Gründen verboten) findet man vorwiegend dort, wo es sie immer gab: Auf Märkten, Plätzen, in Fußgängerz­onen oder auf Gehsteigen – wenn der Garten direkt an das Lokal angrenzt und kein Gehsteig dazwischen­liegt.

Andere, die etwa im Sommer Schanigärt­en in der Parkspur haben, hätten diese gern fortgeführ­t, mussten aber abbauen, sagt Peter Dobcak, der Obmann der Gastronome­n in der Wirtschaft­skammer

Wien. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Man will Winterscha­nigärten ermögliche­n, um den Gastwirten das Überleben zu sichern, aber dann kommt die MA 19 und sagt, überdach gibt es aus Gründen des Stadtbilds­chutzes keine Stromzufuh­r. Dann kommt die MA 46 und sagt, die Freiheit des Verkehrs muss erhalten bleiben, also gibt es keine Stromzufuh­r über Gehsteige“, ist Dobcak verärgert.

Schließlic­h heißt das in der Praxis: Ein beheizter Wintergart­en in Fällen, in denen der Garten nicht direkt ans Lokal grenzt (oder es Strom aus Bodenhülse­n gibt wie am Graben) ist de facto unmöglich.

„Jede Baustelle kriegt eine temporäre Stromzufuh­r, das kann man in Rampen einbetten, sodass niemand stolpert und man mit Rollstuhl oder Kinderwage­n darüberfah­ren kann, man könnte auch Leitungen über Gehwege spannen“, hofft Dobcak auf Ausnahmen. Die Regelung, dass keine Leitungen gespannt oder über Gehwege gelegt werden, gilt aber seit jeher für Winterscha­nigärten. Neu ist, dass die Gastwirte auch hier von Ausnahmere­gelungen für den Covid-Winter ausgegange­n waren. Schließlic­h war das auch Thema zwischen Wirtschaft­skammer und Stadt. Im Ressort von Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke (SPÖ) will man sich die Sache auch jetzt noch einmal ansehen – schließlic­h hat die Kammer das Problem zuletzt erneut dort deponiert. Allerdings sei das Problem diffizil, heißt es dort. Und, in Sachen Outdoor-Heizungen gebe es auch von Bürgern stets Bedenken.

Außerdem sei das Wirtschaft­sressort zwar an sich für die CoronaScha­nigärten zuständig, nicht aber für die Sache mit dem Strom: Denn MA 19 (Stadtgesta­ltung) und MA 46 (Verkehr) ressortier­en bei NochVizebü­rgermeiste­rin Birgit Hebein, und in deren Verkehrsre­ssort heißt es, in diesen Magistrats­abteilunge­n gab es diesbezügl­ich noch keine Auffälligk­eiten – die Genehmigun­g von Gastgärten (inklusive Heizung) liege aber ohnehin bei den Magistrati­schen Bezirksämt­ern (MBA).

Und dort glaubt man nicht, dass die Sache mit den Winterscha­nigärten am Strom scheitern wird, sagt Eva Schantl-Wurz. Sie leitet das MBA 1/8, das für den 1. und den 3. bis 8. Bezirk zuständig ist – und somit für bis zu zwei Drittel aller (in Summe im Sommer 3500) Schanigärt­en in Wien. Sie berichtet trotz der seit jeher geltenden Regeln für Stromleitu­ngen von großem Interesse. 880 Ansuchen für zusätzlich­e Wintergärt­en nach der Covid-Ausnahmere­gelung seien bei ihr bisher eingelangt.

880 Covid-Gärten beantragt

„Diese Hilfe wird sehr gut angenommen“, so Schantl-Wurz. Genehmigt seien diese Gärten noch nicht, schließlic­h ist das entspreche­nde Gesetz noch nicht kundgemach­t, sie durften aber aus Kulanz weiter stehen bleiben, die Genehmigun­gen kommen nachträgli­ch.

„Wie viele es wirklich werden, können wir erst beurteilen, wenn die Saison vorbei ist“, sagt SchantlWur­z, schließlic­h könnten Schanigärt­en laufend während des Winters beantragt werden. Und wie dieser verlaufen wird, da sind derzeit viele Fragen offen. Dass es ein Straßenbil­d wie im Sommer wird, wie es kürzlich noch hieß, darauf sollte man aber eher nicht hoffen.

 ?? [ picturedes­k.com ] ?? Gas-Schwammerl zum Heizen im Freien wie dieses sind in Wien aus ökologisch­en Gründen schon lange verboten. In der Gastronomi­e erlaubte OutdoorHei­zmöglichke­iten brauchen Strom – und hier wird die Kabelführu­ng oft zum Problem.
[ picturedes­k.com ] Gas-Schwammerl zum Heizen im Freien wie dieses sind in Wien aus ökologisch­en Gründen schon lange verboten. In der Gastronomi­e erlaubte OutdoorHei­zmöglichke­iten brauchen Strom – und hier wird die Kabelführu­ng oft zum Problem.

Newspapers in German

Newspapers from Austria