Kein Strom für warme Schanigärten
Gastronomie. Die Sache mit den Winterschanigärten läuft für Wiens Wirte nicht so gut wie erwartet. Ihnen fehlen vielfach Heizmöglichkeiten – Genehmigungen auch.
Wien. Die Ausblicke für die Gastronomie sind alles andere als rosig. Nun, da man für die kommenden Wochen mit Lockdown-artigen Verhältnissen rechnet, sowieso nicht, aber auch zuletzt sind die Zahlen der Indoor-Gäste proportional zu steigenden Corona-Infektionszahlen stark zurückgegangen.
Abhilfe – und möglichst sichere Gastronomie – schaffen sollten hier die Winterschanigärten. Die wurden in Wien in einer Corona-Ausnahmeregelung analog zu jenen im Sommer erlaubt. Wiens Wirte schöpften Hoffnung, im Spätsommer hieß es, man erwarte im Winter ein Straßenbild wie im Sommer, so gut wie jeder, der da einen Garten hatte, werde sich damit auch über die kalten Monate retten.
Nun, da es kalt geworden ist, sieht die Sache aber anders aus: Warme Gastgärten mit Elektroheizungen (Gas ist in Wien aus ökologischen Gründen verboten) findet man vorwiegend dort, wo es sie immer gab: Auf Märkten, Plätzen, in Fußgängerzonen oder auf Gehsteigen – wenn der Garten direkt an das Lokal angrenzt und kein Gehsteig dazwischenliegt.
Andere, die etwa im Sommer Schanigärten in der Parkspur haben, hätten diese gern fortgeführt, mussten aber abbauen, sagt Peter Dobcak, der Obmann der Gastronomen in der Wirtschaftskammer
Wien. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Man will Winterschanigärten ermöglichen, um den Gastwirten das Überleben zu sichern, aber dann kommt die MA 19 und sagt, überdach gibt es aus Gründen des Stadtbildschutzes keine Stromzufuhr. Dann kommt die MA 46 und sagt, die Freiheit des Verkehrs muss erhalten bleiben, also gibt es keine Stromzufuhr über Gehsteige“, ist Dobcak verärgert.
Schließlich heißt das in der Praxis: Ein beheizter Wintergarten in Fällen, in denen der Garten nicht direkt ans Lokal grenzt (oder es Strom aus Bodenhülsen gibt wie am Graben) ist de facto unmöglich.
„Jede Baustelle kriegt eine temporäre Stromzufuhr, das kann man in Rampen einbetten, sodass niemand stolpert und man mit Rollstuhl oder Kinderwagen darüberfahren kann, man könnte auch Leitungen über Gehwege spannen“, hofft Dobcak auf Ausnahmen. Die Regelung, dass keine Leitungen gespannt oder über Gehwege gelegt werden, gilt aber seit jeher für Winterschanigärten. Neu ist, dass die Gastwirte auch hier von Ausnahmeregelungen für den Covid-Winter ausgegangen waren. Schließlich war das auch Thema zwischen Wirtschaftskammer und Stadt. Im Ressort von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) will man sich die Sache auch jetzt noch einmal ansehen – schließlich hat die Kammer das Problem zuletzt erneut dort deponiert. Allerdings sei das Problem diffizil, heißt es dort. Und, in Sachen Outdoor-Heizungen gebe es auch von Bürgern stets Bedenken.
Außerdem sei das Wirtschaftsressort zwar an sich für die CoronaSchanigärten zuständig, nicht aber für die Sache mit dem Strom: Denn MA 19 (Stadtgestaltung) und MA 46 (Verkehr) ressortieren bei NochVizebürgermeisterin Birgit Hebein, und in deren Verkehrsressort heißt es, in diesen Magistratsabteilungen gab es diesbezüglich noch keine Auffälligkeiten – die Genehmigung von Gastgärten (inklusive Heizung) liege aber ohnehin bei den Magistratischen Bezirksämtern (MBA).
Und dort glaubt man nicht, dass die Sache mit den Winterschanigärten am Strom scheitern wird, sagt Eva Schantl-Wurz. Sie leitet das MBA 1/8, das für den 1. und den 3. bis 8. Bezirk zuständig ist – und somit für bis zu zwei Drittel aller (in Summe im Sommer 3500) Schanigärten in Wien. Sie berichtet trotz der seit jeher geltenden Regeln für Stromleitungen von großem Interesse. 880 Ansuchen für zusätzliche Wintergärten nach der Covid-Ausnahmeregelung seien bei ihr bisher eingelangt.
880 Covid-Gärten beantragt
„Diese Hilfe wird sehr gut angenommen“, so Schantl-Wurz. Genehmigt seien diese Gärten noch nicht, schließlich ist das entsprechende Gesetz noch nicht kundgemacht, sie durften aber aus Kulanz weiter stehen bleiben, die Genehmigungen kommen nachträglich.
„Wie viele es wirklich werden, können wir erst beurteilen, wenn die Saison vorbei ist“, sagt SchantlWurz, schließlich könnten Schanigärten laufend während des Winters beantragt werden. Und wie dieser verlaufen wird, da sind derzeit viele Fragen offen. Dass es ein Straßenbild wie im Sommer wird, wie es kürzlich noch hieß, darauf sollte man aber eher nicht hoffen.