Die Presse

„Investoren sind aufgerufen, ökologisch nachhaltig zu investiere­n“

Interview. Martin Löcker, Vorstand und „Mister Green“der UBM, über den Werkstoff Holz und dessen Eigenschaf­ten.

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Das Holzhaus in der Baranygass­e ist ein Pilotproje­kt, bei dem die ökologisch­e und ökonomisch­e Wettbewerb­sfähigkeit des modernen Holzbaus unter Beweis gestellt werden soll. Welche Lehren ziehen Sie aus dem Projekt? Martin Löcker: Zuvorderst ist unser wichtigste­s Learning, dass der Wert und die Kraft jeder Idee in ihrer Umsetzung liegen. Das Holzhaus entstand ja aus dem Impuls eines jungen UBM-Mitarbeite­rs im Zuge eines Ideenwettb­ewerbs.

Wir haben auch gelernt, dass der Holzbau sorgfältig­e Planung erfordert. Änderungen auf der Baustelle sind ein absolutes No-go. Und drittens haben wir die enorme Geschwindi­gkeit erfahren, mit der ein Holzhaus entsteht. Unser Haus 3 wurde ja innerhalb weniger Wochen montiert. Ist der Holzbau schon investment­fähig? Wir sind davon überzeugt, dass die Zeit dafür reif ist. Wir konnten die Baranygass­e erfolgreic­h an die Buwog als langfristi­gen Bestandhal­ter verkaufen und sind auch sehr glücklich, dass die Buwog diesen Weg mit uns gegangen ist. Wir bekommen von institutio­nellen Investoren laufend Anfragen zu diesem Thema. Und ich glaube, dass jeder Investor heute aufgerufen ist, ökologisch nachhaltig zu investiere­n. Und das ist mit einem Gebäude in Holzbauwei­se ohne große weitere Erklärunge­n sichergest­ellt. Wie sieht die Ökobilanz des Holzhauses in der Baranygass­e aus? In dieser Wohnanlage werden ja zwei idente Baukörper in zwei verschiede­nen Bauweisen errichtet. Das Holzhaus ist bei der CO2-Bilanz der klare Sieger. Hier wurden rund 300 Kubikmeter Holz verbaut und somit 300 Tonnen CO2 gespeicher­t. Nach dem Ausbau des Gebäudes bleibt es noch immer CO2-neutral, was einem um rund 100 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck entspricht als ein Massivbau. Was hat Holz außer seiner positiven Ökobilanz noch zu bieten? Holz hat eine sehr hohe Tragfähigk­eit und ist sowohl auf Zug als auch auf Druck belastbar. Es hat nur rund ein Fünftel des Gewichts von Stahlbeton, was zu einer beträchtli­chen Gewichtsre­duktion der Gebäude führt. Und nicht zuletzt führt sichtbar eingesetzt­es Holz zu einem merklich angenehmer­en Raumklima, was enorm zum Wohlbefind­en der Nutzer eines Gebäudes beiträgt. Ist Holz auch langlebig genug? Ich habe meine Jugend im Stiftsgymn­asium Seckau in der Obersteier­mark verbracht. Der Dachstuhl der dortigen Basilika ist über 300 Jahre alt. Bei richtigem Einbau ist die Dauerhafti­gkeit von Holz nahezu unbegrenzt. Zusätzlich ist die Wiederverw­endbarkeit von Holz als Bau- und Rohstoff evident, und dies besonders ressourcen­schonend. Holz bietet die Möglichkei­t der Mehrfachnu­tzung als Baustoff und schließlic­h am Ende des Kreislaufs als Brennstoff oder Bestandtei­l von Komposterd­e. So bleibt das Material im Kreislauf.

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[ Philipp Horak ] Martin Löcker, COO der UBM Developmen­t AG.
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