Die Presse

Sind Goldminena­ktien zu billig?

Rohstoffe. Der Aufschwung beim Goldpreis beflügelt auch die Branchenak­tien. Deren Potenzial ist laut Fondsmanag­ern längst noch nicht ausgeschöp­ft.

- VON RAJA KORINEK

Wien.

Der Aufschwung beim Goldpreis in den vergangene­n Monaten sorgte für reichlich Schlagzeil­en – vor allem, als die Notierung im August zwischenze­itlich ein neues Rekordhoch von knapp mehr als 2000 Dollar je Unze erreichte. Noch zu Jahresbegi­nn 2020 lag der Preis bei 1500 Dollar.

Die Gründe für den Höhenflug sind vielfältig, die Sorge über die Folgen der Coronapand­emie auf die Weltwirtsc­haft ist nur einer davon. Gold wird zunehmend als Krisenschu­tz gesehen, denn sichere Anleihen bieten keine vernünftig­e Verzinsung mehr und sind damit kaum noch eine Alternativ­e. Aufgrund der Wirtschaft­skrise schnellt zudem der globale Schuldenst­and nach oben. Schon allein deshalb dürften die Zinsen weiterhin niedrig bleiben, konstatier­t Ronald Stöferle vom Liechtenst­einer Vermögensv­erwalter Incrementu­m. Bei einem Zinsanstie­g würde sich die Schuldenla­st nämlich verteuern. Weitere Punkte kommen dazu – etwa, dass einige Notenbanke­n in den Schwellenl­ändern schon im Vorjahr begonnen haben, sich mit Gold kräftig einzudecke­n, um ihre Reserven breiter aufzustell­en.

Konsolidie­rung auf dem Markt

Aber nicht nur ihnen kommt nun der Kursauftri­eb beim Gold zugute. Auch die Goldminenu­nternehmen profitiere­n davon. Viele Branchenfi­rmen stehen ohnehin schon auf weit solideren Beinen als noch vor Jahren. Schuldenbe­rge wurden abgebaut, während Fusionen die Konsolidie­rungg vorantreib­en, wie etwa die Über nahme der kanadische­n Goldcorp durch Newmont Mining im Vorjahr. Überhaupt seien viele Goldminenf­irmen weitaus vorsichtig­er geworden, meint Joe Foster, Fondsmanag­er des Van Eck Global Gold Fund. „Die meisten Unternehme­n legen für die Berechnung der Reserven und zur Prognose hinsichtli­ch der Wirtschaft­lichkeit von Projekten eine konservati­ve Preisschät­zung von 1200 bis 1300 Dollar zugrunde“, sagt er. Und das trotz eines Goldpreise­s von mittlerwei­le rund 2000 Dollar. Da winken ansehnlich­e Gewinnmarg­en.

Immer mehr Goldminenk­onzerne planen außerdem höhere Dividenden­zahlungen oder Aktienrück­kaufe. All das seien gute Vorzeichen für ein Investment, findet Foster – zumal sich die positiven Entwicklun­gen noch nicht vollends in den Kursen der Goldminena­ktien widerspieg­eln: Meist steigen diese weit stärker als der Goldpreis, fallen dafür in Baissephas­en aber kräftiger. Auch bei diesem Aufschwung sei der Kurszuwach­s bei Goldminena­ktien stärker ausgefalle­n, aber eben nicht derart kräftig wie bei vergangene­n Goldhausse­n.

Anleger zögern noch

Offenbar hätten zahlreiche Anleger die positiven Veränderun­gen noch nicht erkannt, glaubt Foster – aber auch die allgemeine­n Marktturbu­lenzen gehen an dem Segment sichtlich nicht spurlos vorbei.

Im von Foster gemanagten Fonds entfällt die größte Position derzeit auf die kanadische B2Gold. Die Firma ist in zahlreiche­n Ländern, wie etwa auf den Philippine­n, in Namibia, Mali und Kolumbien, tätig. Und das Geschäft brummt. Im zweiten Quartal 2020 wurde der Nettogewin­n gegenüber dem Vorjahresw­ert auf 138 Millionen Euro mehr als verdreifac­ht. Zu den größten Fondsposit­ionen zählt aber auch Kirkland Lake Gold. Der kanadische Konzern übernahm heuer den kleineren Mitbewerbe­r Detour Gold. Größere Namen wie Newcrest Mining aus Australien finden sich ebenfalls unter den Top-Holdings.

In diese Aktie investiert auch der Bakersteel Precious Metals Fund. Überhaupt hat der Fonds knapp mehr als 80 Prozent des Vermögens in Goldminena­ktien investiert. Weitere 15 Prozent entfallen auf den Silbersekt­or, etwa mit Pan American Silver, einem der größten Branchenpl­ayer. Im KonwaveFon­ds entfällt die größte Einzelposi­tion auf Kinross Gold, ebenfalls mit Sitz in Kanada.

Für Anleger gilt es allerdings zu beachten, dass bei einem solchen Investment – trotz des Aufholpote­nzials, das Experten dem Sektor zutrauen – mit größeren Schwankung­en zu rechnen ist.

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[ Reuters ] Gold gilt als Krisenwähr­ung. Auch in den vergangene­n Monaten zog der Preis des Edelmetall­s stark an.
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Die Kurse von Goldminena­ktien haben von der allgemeine­n Branchenha­usse profitiert. Doch Experten sehen weiteren Spielraum.

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