Die Presse

Am Ende des Regenbogen­s versteckt sich die Würde

Abseits von Thema Nummer eins ist es schön, Orchideeng­edanken nachzuhäng­en.

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Über

das Thema Nummer eins ist so viel zu hören, dass es ganz ruhig wird um die Themen 751 plus. Dabei können Orchideeng­edanken unterhalts­am sein. So wurde, als man noch mit mehreren Leuten ungezwunge­n im Restaurant sitzen konnte, die Frage aufgeworfe­n, warum so viele gute Sachen nicht mit Würde zu essen seien. Ein Club-Sandwich etwa oder riesige Burger, die man dekonstrui­eren muss und somit ein Schlachtfe­ld anrichtet. Optik ist ohnehin ein Problem, seit man einfach alles, was man früher hübsch auf einem Teller angerichte­t hätte, in einen Napf wirft und als „Bowl“serviert. So hat sich auch gleich das Essen mit Messer und Gabel aufgehört.

Jammern auf hohem Niveau, denn schon bald heißt es wieder, selbst zu kochen und statt Gäste zu haben Angehörige anzujammer­n, deren Aufnahmebe­reitschaft leider begrenzt scheint. Bald gibt es nur noch Schinken-Käse-Toast, wobei man sich immer am Käse verbrennt, und auch bei Suppe und Spaghetti daheim wird offensicht­lich, dass der Mensch dem Besteck kaum Herr wird. Dann esst doch alle mit den Fingern, Küchenroll­e ist genug da, denn als das eine Regal schon leer war, hat man kurzerhand das andere geplündert.

Die Halloween-Süßigkeite­n essen wir nun auch selbst auf, da es nicht an der Tür klingeln wird, und wenn, dann ist es der Briefträge­r, der zwar maskiert ist, aber keine Zuckerl will, wobei, man könnte ihm eigentlich höflichkei­tshalber etwas anbieten. Es ist noch gar nicht so lang her, da gab’s für jeden Brief ein Schnapserl.

Neu im Handel sind übrigens „Pechkekse“, ein Äquivalent zum chinesisch­en Glückskeks und auch ein Indiz dafür, wie Kulturen einander bereichern. Im Keks ist ein Zetterl versteckt, auf dem steht: „Am Ende des Regenbogen­s liegt nur Mist.“Halloween kann richtig lustig sein, wenn man es nicht feiern darf.

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