Martinigansl to go
Kulinarik. Auch heuer muss auf die kulinarische Tradition nicht verzichtet werden. Manche Lokale bieten schon jetzt „Gansl to go“.
Pandemie hin oder her, auf das Gansl wird heuer nicht verzichtet.
Wien. Der Mensch braucht Traditionen. Vor allem jene kulinarischer Natur werden besonders gehegt und gepflegt. Daran kann auch eine Pandemie inklusive aller Einschränkungen des täglichen Lebens nicht ändern. Deshalb werden auch heuer rund um den 11. November Gänse mit Rotkraut und Knödel verspeist werden.
Es scheint fast so, als dürfte die Gastronomie schon seit Längerem ahnen, dass der Außer-Haus-Verzehr der Martinigans heuer schwierig werden könnte. Und sei es nur deshalb, weil sich viele Gäste dann doch nicht ins Wirtshaus oder Restaurant trauen. Also haben so einige Wirte auf das „Gansl to go“umgestellt: Also ein fix fertiges oder fast fertiges Gansl, das zu Hause nur noch finalisiert werden muss, inklusive Lieferservice oder Abholmöglichkeit. Ein Überblick der Wiener Anbieter ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Im neuen Wiener Beisl Stuwer im zweiten Bezirk bietet man schon seit 15. Oktober ein vorbereitetes Gansl an. Der mit der „Sous Vide“-Methode vorgegarte Vogel muss daheim nur noch für eine halbe Stunde ins Rohr. Knödel und Rotkraut werden ebenso aufgewärmt. Damit nichts schiefgehen kann, gibt es eine Videoanleitung auf der Website. Das Angebot werde sehr gut angenommen, heißt es aus dem Lokal. Es liegt gar der Verdacht nahe, dass heuer besonders viele Gansl verkauft werden. Die Aktion laufe noch bis zum 11. November, bis jetzt sei man positiv überrascht (1/2 Gansl für zwei Personen mit Beilagen: 45 Euro; Bestellungen ab 14 Uhr unter Tel.: 0660/60 10 369; Lieferradius drei Kilometer; 2., Stuwerstraße 47, stuwer.com).
Auch im Feinkostgeschäft und Restaurant Bastei 10 von Marco Simonis bietet man ein ähnliches Service an. Simonis liefert (gegen Vorbestellung von zwölf Stunden) ein ganzes Gansl-Menü, inklusive Ganslterrine, klassischer Ganslsuppe mit Bröselknödel, confierter Ganslbrust mit Ingwer-Orangen-Rotkraut, Kohlsprossen und
Kartoffelknödel und Dessert. Auch hier wird mit Anleitung das Menü zu Hause noch finalisiert, immerhin will niemand eine lauwarme Gans. Simonis hat derzeit generell unter dem Motto Home-Dining ein Lieferservice für festliche Menü-Pakete, auch schon in Hinblick auf Weihnachten, ins Leben gerufen. Er hofft damit auch das ausfallende Weihnachtsfeiern-Geschäft etwas aufzufangen, immerhin eignen sich die Pakete auch als Geschenk für Mitarbeiter oder Kunden.
„Man spürt total, dass die Leute zögerlich sind. Schon seit der Ampel-Schaltung im September ist die Frequenz ordentlich zurückgegangen“, sagt Simonis, der deshalb laufend sein Lieferservice ausbaut. Geliefert wird (mit unterschiedlicher Liefergebühr) in ganz Wien. Das „Gansl to go“gibt es bei ihm noch bis zum 14. November (4 Gänge: 69 Euro; 1., Dominikanerbastei 10, Lieferhotline: 0676/965 27 25, marcosimonis.com) Im Restaurant Bela´ Bela´ im Steigenberger Hotel in der Herrengasse/Fahnengasse weitet man die Gansl-Saison aus und nimmt gleich die Weihnachtsgans mit. Von 9. November bis 3. Jänner gibt es hier gegen Vorbestellung (24 Stunden davor) ein „Gansl to go“inklusive Beilagen wie Kartoffelknödel, Apfelrotkraut, Maroni und Bratensaft (152 Euro für vier Personen, Tel.: 01/534 04 920, 1., Fahnengasse 1, belabela.at).
Das Restaurant Handwerk im Arcotel bietet hingegen ein GanslLieferservice inklusive zweistündigem Butlerservice an. Hier wird nicht nur die Bio-Weidegans geliefert, sondern auch von einem Butler („Herr Franz“) angerichtet, serviert und nachher auch die Küche sauber gemacht. Zum Menü gehört eine Gansl-Einmachsuppe, eine Bio-Weidegans mit Rotkraut, Serviettenknödel, Bratapfel und Majoransaft sowie zum Dessert Schokoladen-Kastanien-Mousse mit Hollerkoch und knusprigem Hafer. Geliefert wird bis Ende November (Arrangement für vier Personen 278 Euro, jeder weitere Gast 32 Euro; Bestellung mindestens 24 Stunden vorher unter der Tel. 01/521 65-840, 7., Neubaugürtel 34, handwerk-restaurant.at).
Und auch das Restaurant Veranda im Hotel Sans Souci bietet ein „Gansl to go“. Von 9. bis 15. November wird ein dreigängiges Gansl-Menü (mit Suppe und Braten von der Bio-Gans und SchokoDessert) inklusive hochprozentigem Digestif und einer Flasche Rotwein geliefert (250 Euro für vier Personen, Tel.: 01/522 25 20 194, 7., Burggasse 2, www.sanssouciwien.com).
Es bleibt abzuwarten, inwieweit andere Gastronomen diesen Anbietern folgen und ein ähnliches Angebot bieten. Immerhin werden in Österreich rund um Martini pro Jahr an die 250.000 Gänse verspeist. Und von solchen Traditionen löst man sich hierzulande nur ungern – zu Recht.