Die Presse

Das selbst verordnete Gute-Laune-Programm

Angeschlag­en schau ich mir keine True-CrimeDokus mehr an. Sondern nur noch alte Bekannte.

- VON IRIS BONAVIDA E-Mails an: iris.bonavida@diepresse.com

Man

hat ja derzeit das Gefühl, so etwas sofort klarstelle­n zu müssen, also sei hier notiert: Nein, es war kein Corona, sondern eine andere, leichte Krankheit, die mich am verlängert­en Wochenende in die Selbstisol­ation zwang. Und ich tat das, was ich immer mache, wenn ich angeschlag­en bin: Ich verordnete mir ein striktes Gute-Laune-Unterhaltu­ngsprogram­m. Erlaubt sind also nur fröhliche Serien und Filme.

Die Regel gilt, seitdem ich einmal fiebrig in die Welt der True-Crime-Dokumentat­ionen abgestürzt bin. Innerhalb von zwölf Stunden sah ich mir Dokumentat­ionen über Amanda Knox, Josef Fritzl und das Leben von Natascha Kampusch an. Spannend, ja – aber es hellt nicht zwingend die eigene Weltunterg­angsstimmu­ng auf. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde mir jemand ein kaltes Getränk ins Gesicht kippen. Dabei brauchte man in Zeiten wie diesen eher eine heiße Tasse Tee ans Bett gebracht.

Seitdem gilt also: nur noch Fernsehpro­gramm, das mir guttut. Meistens gehe ich auf Nummer sicher und schaue mir Serien an, die ich schon kenne. (Kinderprog­ramm gehört übrigens nicht dazu, Disney-Filme können ja oft ziemlich deprimiere­nd sein.) Und selbst wenn ich viele Dialoge schon mitspreche­n kann, ist es manchmal dann doch interessan­t. Manche Serien sind – für ihre Zeit, vergleichs­weise – gut gealtert („Friends“zum Beispiel). Bei anderen fragt man sich, wie man selbst die ersten Staffeln jemals lustig finden konnte („How I Met Your Mother“).

Es zeigt sich also auch die eigene Entwicklun­g: den altbackene­n Schmäh, den man nicht mehr nachvollzi­ehen kann, die fehlende Diversität oder den allzu plumpen Plot, die auffallen. Ein bisschen lernt man dann also doch dazu. Und mehr kann man von ein paar Tagen Auskuriere­n nicht verlangen.

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