Die Rückkehr der Au-Tiere
Klimaschutz. Für die Neuauflage der legendären Pressekonferenz der Tiere schlüpften etwa Politiker Othmar Karas und Aktivistin Anika Dafert ins Kostüm.
Das Federkleid eines Kormoran streifte sich Othmar Karas, Vizepräsident des EU-Parlaments, am Freitag über. Manche wird dies überraschen, andere sind den Anblick gewöhnt: Schließlich schlüpft er schon zum zweiten Mal in die Rolle des gänsegroßen Vogels.
Das erste Mal war am 7. Mai 1984: Als einzige Urbesetzung der legendären Pressekonferenz der Tiere nahm er nun auch an der Neuauflage für den Klimaschutz teil. Am Freitag fand das Reenactment zur Eröffnung des Symposiums „Globart Academy“im Hundertwasser Kunst Haus statt.
Schon bei der ersten Konferenz nahmen Persönlichkeiten aus Politik und Kultur im Tierkostüm teil, um das Volksbegehren gegen das Kraftwerk Hainburg einzuläuten: „Ich war damals der Kormoran und war auch heute wieder der Kormoran“, erzählt Karas, der zu dieser Zeit Obmann der Jungen ÖVP war. „Es ist für mich aber keine Nostalgie-Veranstaltung, sondern ein Anknüpfungspunkt an das, was sich heute an Herausforderungen stellt.“Trotzdem erinnert sich Karas gern an die erste Pressekonferenz der Tiere. „Ich würde das heute genauso machen. Aber wir sind nicht fertig. Das wird uns jeden Tag durch Corona und den Klimawandel deutlich vor Augen geführt“, so Karas.
Die Medienaktion im Frühjahr 1984 richtete sich gegen eine drohende Zerstörung eines Teils der Donauauen durch ein geplantes Wasserkraftwerk. „Man könnte jetzt sagen, dass
Hainburg überall ist“, so der ÖVP-Politiker. Persönlichkeiten wie FredaMeissner-Blau und Peter Turrini nahmen damals in Kostümen von bedrohten Tierarten aus der Hainburger Au an der Pressekonferenz teil.
Es sei gleich klar gewesen, dass Günther Nenning (damals SPÖ) der rote Auhirsch und Jörg Mauthe (damals ÖVP-Stadtrat) der Schwarzstorch würde, so Karas. So sei ihm dann der Kormoran geblieben. „Wir sind danach mit den Kostümen durch Wien gegangen und haben Unterschriften für das Konrad-Lorenz-Volksbegehren gesammelt“, erzählt er. Ein überparteiliches Personenkomitee unterstützte die am Ende erfolgreiche Aktion.
Auch am Freitag schlüpften wieder einige Aktivisten und bekannte Persönlichkeiten in die Originalkostüme (inklusive Schutzmaske): Etwa Umweltaktivist und Laufkäfer Adam Pawloff, der Enkel von Freda MeissnerBlau, sowie Dompfarrer und Eisvogel
Toni Faber. Gerhard Heilingbrunner, einst Mitinitiator der Hainburger-AuBesetzung, wurde zum Auhirsch. Im schuppigen Fischkostüm war außerdem die „Fridays for Future“-Aktivistin Anika Dafert gekommen. Die „Revolutionäre von damals“und „ junge Visionäre“aufeinander treffen lassen, so das Motto der Veranstaltung.
Auf Klima-Demos mit der Oma
Die 18-jährige Dafert ist Vertreterin der zweiten Kategorie. Das Artensterben stellte die Aktivistin im neu geschaffenen Fischkostüm in ihrer Rede auf der Konferenz in den Mittelpunkt. Und sie kritisierte die EU: Letzte Woche wurde im EU-Parlament über eine Reform der Common Agricultural Policy positiv abgestimmt, betonte sie. „Diese Erneuerung raubt kleinen Betrieben die Existenz.“Industriebetriebe und Monokulturen würden damit gefördert – was zu Artensterben führe. „Katastrophal“, sagt Dafert.
Damit, was sich in den letzten 40 Jahren seit der ersten Konferenz der Tiere in Sachen Klimaschutz getan hat, ist sie längst nicht zufrieden. „Jetzt ist der Zeitpunkt, wo wir endlich alle handeln müssen“, sagt sie. „An so vielen Ecken und Enden.“
Um die Pressekonferenz der Tiere miterlebt zu haben, ist die 18-Jährige zwar zu jung. Eine familiäre Verbindung zur Bewegung gibt es aber: „Meine Großmutter hat gegen Zwentendorf demonstriert und Flugblätter über den Eisernen Vorhang bis nach Tschechien gebracht.“Heute demonstriert die über 80-Jährige übrigens gemeinsam mit ihrer Enkelin fürs Klima.