Ein letzter Applaus für Thiem
Tennis. Für einen geschwächten Dominic Thiem ist beim Heimturnier im Viertelfinale Endstation. Der Auftritt in der Wiener Stadthalle war für den 27-Jährigen der letzte vor Fans für lange Zeit.
Wien. Das Heimturnier in der Wiener Stadthalle ist für Dominic Thiem nach dem Viertelfinale zu Ende, die Mission Titelverteidigung gescheitert. Gegen einen stark aufspielenden Russen Andrej Rublew konnte die Nummer drei der Welt nur im hochklassigen ersten Satz mithalten, der Niederösterreicher verlor 6:7 (5), 2:6, am Ende auch von einer Blase am großen Zeh gehandicapt. Seine 500 Weltranglistenpunkte vom Vorjahressieg bleiben für Thiem aber dank Coronaregelung in der Wertung.
Rublew hat im Turnierverlauf noch keinen Satz verloren. „Ich war auch glücklich, Dominic hatte Probleme“, erklärte der russische Weltranglistenachte. Er trifft im Halbfinale auf Kevin Anderson. Der ungesetzte Südafrikaner, 2018 noch Sieger in der Wiener Stadthalle und nach einer Verletzung bis auf Platz 111 der Weltrangliste zurückgefallen, besiegte den als Nummer vier gesetzten Russen Daniil Medwedew überraschend 6:4, 7:6 (5).
„Man kann nur dankbar sein“
In der Stadthalle fanden sich auch an diesem Freitagnachmittag nur die erlaubten tausend Fans ein, die Thiem bei seinem Heimturnier die Daumen drücken konnten. Doch auch den reduzierten Heimvorteil hat der US-Open-Sieger in dieser Woche genossen. Die Partien in Wien bedeuteten für Thiem außerdem die letzten Matches für lange Zeit mit zugelassenen Fans. Sowohl beim Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy kommende Woche als auch bei den ATP Finals in London, für die sich Thiem schon lang zum fünften Mal in Folge qualifiziert hat, werden keine Zuschauer erlaubt sein. Und ob es beim Saisonstart 2021 in Australien Fans geben wird, ist derzeit noch nicht zu beantworten.
Nur tausend statt wie im Vorjahr 9000 in der Stadthalle, das war nicht nur für Thiem ein großer Wermutstropfen gerade bei der tollen Besetzung im Coronajahr. Dennoch sorgte auch ein Neuntel der Kapazität für recht gute Stimmung. „Ich genieße es sehr, es ist richtig schön“, meinte Thiem. Bei den Turnieren in den USA habe es viereinhalb Wochen gar keine Zuschauer gegeben. „In Paris waren zwar Zuschauer, aber die Stimmung war nicht so gut, weil es ein Freiluft-Turnier ist“, erinnerte sich der Niederösterreicher.
Angesichts stark steigender Fallzahlen in der CoronavirusPandemie auch in Österreich schwebt über den rot-weiß-roten Sportveranstaltungen ein mögliches Aus für Fans vor Ort. „Das kann natürlich passieren, dass das jetzt vielleicht für einige Zeit wieder die letzte Veranstaltung war mit Zuschauern, was sehr traurig ist“, stellte der Weltranglistendritte fest und fügte hinzu: „Deshalb versuche ich auch jede Sekunde zu genießen.“Dies habe er auch schon von Beginn an in Wien gemacht.
Thiem bedankte sich bei den Zuschauern, die bereit sind, Abstriche zu machen. „Man kann nur sehr dankbar sein für jeden Einzelnen, der in die Stadthalle kommt. Es ist natürlich auch für die Zuschauer sicherlich nicht so ein schönes Erlebnis wie in den anderen Jahren, in denen alles normal ist. Wenn man die ganze Zeit mit der Maske sitzen muss, nichts essen, nichts trinken kann. Es ist wirklich sehr speziell für uns, dass da die Leute trotzdem kommen.“
Mitunter ist es gerade in diesen Zeiten besonders schwierig, sich noch für die wiederholenden Rhythmen eines Sportlerlebens zu motivieren. „Es ist bei Weitem nicht alles immer supertoll. Es gibt eigentlich sehr viele Tage, Momente und Wochen, in denen einem alles auf den Senkel geht“, gesteht Thiem. „Bei Siegen in der Heimat oder wenn man so ganz große Ziele erreicht wie bei den US Open, sind Freude und Genugtuung so groß, dass man dann halt die schweren Sachen auf sich nimmt.“
Die sich immer wieder wiederholenden Abläufe seit langer Zeit machen sich auch bei ihm bemerkbar. „Natürlich ist da eine gewisse Abstumpfung da, ich denke, das ist bei jedem so.“Dank der vielen auch schönen Momente in seinem Sport finde er da aber „immer wieder eine Balance“. (red.)
Erste Open, Viertelfinale: Kevin Anderson (RSA) – Daniil Medwedew (RUS-4) 6:4, 7:6 (5), Andrej Rublew (RUS-5) – Dominic Thiem (AUT-2) 7:6 (5), 6:2.