Die Presse

Auf den Abschwung folgte das Wachstum

Konjunktur. Die österreich­ische Wirtschaft hat sich über den Sommer spürbar von den Strapazen des Frühlings erholt. Ähnlich war die Entwicklun­g in der Eurozone. Doch die Konjunktur­aussichten haben sich wieder eingetrübt.

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Wien. Die österreich­ische Wirtschaft hat sich von Juli bis September spürbar vom starken Einbruch der Monate davor erholt. Die Wirtschaft­sleistung stieg im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 11,1 Prozent, lag aber immer noch um 5,3 Prozent unter dem Vorjahresw­ert. Im zweiten Quartal war das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) um 12,1 Prozent gegenüber dem Quartal davor abgesackt und um 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresw­ert.

Mit der Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapand­emie wuchs die Konsumnach­frage der Privathaus­halte, und die Wertschöpf­ung der Dienstleis­tungsberei­che stieg an, erklärte das Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo) am Freitag zu seiner Schnellsch­ätzung. Auch die Industriek­onjunktur und die Exportnach­frage erholten sich und nahmen gegenüber dem zweiten Quartal zu. Der deutliche Anstieg der Wirtschaft­sleistung im dritten Quartal sei erwartungs­gemäß gewesen, betonte das Wifo. Die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste­n Rückgänge in der gesamtwirt­schaftlich­en Wertschöpf­ung seien allerdings durch die zuletzt positive Entwicklun­g im dritten Quartal nicht vollständi­g kompensier­t worden.

Größter Zuwachs seit 1995

Die Wertschöpf­ung in der Industrie stieg im dritten Quartal um 13 Prozent, nach 14,3 Prozent Rückgang im zweiten Quartal. In der Bauwirtsch­aft gab es 6,4 Prozent Zuwachs, nach 9,7 Prozent Minus. Besonders kräftig zogen von Juli bis September die davor stark in Mitleidens­chaft gezogenen Bereiche Handel, Verkehr und Tourismus mit 14,5 Prozent an.

Auch die Wirtschaft im Euroraum ist im Sommer nach dem coronabedi­ngten Einbruch stark gewachsen: Die Wirtschaft­sleistung lag im dritten Quartal um 12,7 Prozent höher als im Vorquartal, teilte die Statistikb­ehörde Eurostat am Freitag mit. Damit übertraf das Wachstum die Erwartunge­n der Analysten deutlich. In der gesamten Europäisch­en Union betrug das Wirtschaft­swachstum im Sommer 12,1 Prozent. Sowohl im Euroraum als auch in der EU wurden die stärksten Zuwächse seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahr 1995 gemessen.

Allerdings wiegt die Krise schwer, wie der Vorjahresv­ergleich zeigt: Gegenüber dem Sommer 2019 lag die Wirtschaft­sleistung im Euroraum um 4,3 Prozent niedriger, in der EU waren es 3,9 Prozent weniger. Der Wachstumss­chub im vergangene­n Sommer folgt auf einen schweren Konjunktur­einbruch im Frühjahr. Während der ersten Coronawell­e war das BIP im Euroraum im zweiten Quartal um 11,8 Prozent und in der EU um 11,4 Prozent eingebroch­en.

Starkes Wachstum in Spanien

In Deutschlan­d legte das Bruttoinla­ndsprodukt im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten Quartal um 8,2 Prozent zu, in Spanien war das Tempo mit 16,7 Prozent mehr als doppelt so hoch. Auch Frankreich (plus 18,2 Prozent) und Italien (plus 16,1 Prozent) erzielten hohe Zuwachsrat­en.

Damit ist es nun einmal vorbei: Die konjunktur­ellen Aussichten sind alles andere als günstig, da viele Staaten Europas in Reaktion auf eine zweite Coronawell­e starke Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens beschlosse­n haben. (APA/DPA/Reuters)

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